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Erhöhen Antibiotika das Asthmarisiko für Erwachsene?

Antibiotika sind das Mittel der Wahl zur Bekämpfung von bakteriellen Erregern. Die unspezifisch wirkenden Medikamente greifen dabei auch nützliche Bakterien an. Erhöhen sie dadurch das Asthmarisiko?

In den USA wurden die Daten von 51.124 Teilnehmenden der National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) ausgewertet. Die Daten der Teilnehmenden im Alter von mindestens 20 Jahren wurden zwischen 1999 und 2018 erhoben. Der Zusammenhang zwischen Antibiotikaeinnahme und Asthma stand bei der Auswertung im Fokus.

In Interviews wurden die Teilnehmenden zur Antibiotikaeinnahme innerhalb der letzten 30 Tage und zu Beschwerden im Zusammenhang mit Asthma befragt. Die Bezeichnung „von Asthma betroffen“ wurde für Personen definiert, welche entweder eine asthmatische Vorgeschichte oder einen Asthmaanfall innerhalb des letzten Jahres beschrieben.

Antibiotika als Risikofaktor

Die Wirkung von Antibiotika liegt in der hoch effektiven Hemmung des Bakterienwachstum. Die Medikamente wirken dabei jedoch nicht spezifisch: Neben den zu bekämpfenden Bakterien werden auch wichtige Bakterien unseres Mikrobioms im Wachstum gehemmt. Das Mikrobiom umfasst alle in und auf dem menschlichen Körper lebenden Bakterien zusammen, auch die Bakterien der Atemwege. Werden Antibiotika längerfristig eingenommen, kann das Mikrobiom geschädigt werden. Bei Kindern werden die Antibiotikaeinnahme der Mutter vor der Geburt sowie die Anwendung der Medikamente bei Kleinkindern auch mit der Entstehung von Lebensmittelallergien und Asthma in Zusammenhang gebracht.

In der nun veröffentlichten Studie kamen die Forschenden zu dem Schluss, dass Erwachsene, die in den letzten 30 Tagen Antibiotika einnahmen, ein um das rund 2,5- fach erhöhte Asthma bezogene Beschwerden aufwiesen im Vergleich zu Personen, die nicht mit Antibiotika behandelt wurden. Es wurden dabei die Antibiotikagruppen der Makrolide, Penicillin und Quinolone mit einbezogen.

Wurden allerdings weitere Risikofaktoren wie chronische Bronchitis, ein erhöhter Body Mass Index (BMI) oder eine erbliche Vorbelastung mit in die Statistik aufgenommen, waren die Ergebnisse nicht mehr statistisch eindeutig (signifikant). Nach der Bereinigung der Daten erhöhten nur Makrolide das Asthmarisiko. Bei über 60-jährigen Personen beeinflussten dagegen nur Quinolone das Asthmarisiko signifikant.

Die Forschung zum Einfluss von Antibiotika auf Asthma ist hochkomplex, da Asthma eine multifaktorielle Erkrankung ist und von vielen Umständen beeinflusst werden kann. Die aktuellen Ergebnisse können Betroffenen im Umgang mit Asthma helfen. Zudem fordern die Forschenden einen strikteren Umgang mit Antibiotika und bessere Aufklärung.

Quelle:

  • Li, S. et al.: Relationships between antibiotic exposure and asthma in adults in the United States: results of the National Health and Nutrition Examination Survey between 1999 and 2018. In: Front. Public Heal. 2023, 11: 1-9

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