Mukoviszidose: Diagnose
Je früher die Mukoviszidose-Diagnose erfolgt, desto besser können die Betroffenen behandelt werden. Grundsätzlich ist die Mukoviszidose (cystische Fibrose, CF) als Erbkrankheit von Geburt an vorhanden, in der Vergangenheit wurde sie aber häufig erst spät diagnostiziert.
Seit 2016 werden in Deutschland alle neugeborenen Babys im Rahmen des Neugeborenenscreenings auf Mukoviszidose getestet. Dieser Test kann erste Hinweise auf die Erkrankung geben. Aber auch die Familienanamnese und auftretende Symptome können Hinweise liefern, zum Beispiel bei älteren Kindern.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Burkhard Tümmler, Medizinische Hochschule Hannover
Je früher die Mukoviszidose-Diagnose erfolgt, desto besser können die Betroffenen behandelt werden. Grundsätzlich ist die Mukoviszidose (cystische Fibrose, CF) als Erbkrankheit von Geburt an vorhanden, in der Vergangenheit wurde sie aber häufig erst spät diagnostiziert.
Seit 2016 werden in Deutschland alle neugeborenen Babys im Rahmen des Neugeborenenscreenings auf Mukoviszidose getestet. Dieser Test kann erste Hinweise auf die Erkrankung geben. Aber auch die Familienanamnese und auftretende Symptome können Hinweise liefern, zum Beispiel bei älteren Kindern.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Burkhard Tümmler, Medizinische Hochschule Hannover
Laut Leitlinie muss für eine gesicherte Mukoviszidose-Diagnose mindestens ein diagnostischer Hinweis vorliegen und eine Funktionsstörung des CFTR-Gens nachgewiesen sein (CFTR = Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator).
Als diagnostische Hinweise gelten:
- positives Neugeborenenscreening oder
- Geschwister mit Mukoviszidose-Diagnose oder
- mindestens ein klinischer Hinweis auf Mukoviszidose, z. B. chronischer Husten oder Verdauungsstörungen
Der Nachweis einer Funktionsstörung des CFTR-Gens erfolgt durch:
- einen Schweißtest mit auffällig erhöhtem Salzgehalt zu zwei verschiedenen Zeitpunkten oder
- einen Gentest mit Nachweis von zwei Mutationen in den CFTR-Genen, die Mukoviszidose verursachen oder
- elektrophysiologische Untersuchungen, wie intestinale Kurzschlussstrommessung (ICM) oder nasaler Potentialdifferenzmessung (NPD)
Die Diagnose der cystischen Fibrose ist also ziemlich aufwändig und erfolgt stufenweise.
Neugeborenenscreening auf Mukoviszidose
2016 wurde in Deutschland das Neugeborenenscreening auf Mukoviszidose eingeführt. Das Screening ist eine Reihenuntersuchung auf verschiedene Stoffwechselerkrankungen, die das Fachpersonal im Krankenhaus oder in der kinderärztlichen Praxis in den ersten Lebenstagen eines Kindes durchführt. Mit diesem Screening konnten bereits viele, auch seltene angeborene Stoffwechselerkrankungen bei Neugeborenen erkannt werden. Eine frühe Diagnose hat den Vorteil, möglichst frühzeitig mit einer angemessenen Behandlung starten zu können und damit die Entwicklung eines Kindes so gut wie möglich zu unterstützen.
Für das Neugeborenenscreening auf Mukoviszidose und andere Stoffwechselerkrankungen entnimmt die Fachperson eine kleine Blutprobe aus der Ferse des Kindes. Bereits wenige Tropfen pro untersuchte Erkrankung reichen aus. Diese werden auf verschiedenen Feldern einer speziellen Pappkarte platziert und diese anschließend zur Untersuchung ins Labor geschickt.
Für den Nachweis von cystischer Fibrose wird im ersten Schritt der so genannte IRT (= Immun-reaktives Trypsinogen)-Test herangezogen: In der Bauchspeicheldrüse wird Trypsinogen als Vorstufe eines Verdauungsenzyms gebildet. Bei Mukoviszidose kann durch den zähen Schleim, der die Funktion der Bauchspeicheldrüse beeinträchtigt, mehr Trypsinogen in die Blutbahn gelangen als bei Gesunden. Ein erhöhter Trypsinogengehalt im Blut kann daher ein erstes Anzeichen auf die Erkrankung sein.
Wenn der IRT-Test nicht hinreichend aussagekräftig ausgefallen ist, wird im zweiten Schritt der PAP (= Pankreas-assoziiertes Protein)-Test und ein Gentest auf die häufigsten CFTR-Mutationen durchgeführt. PAP, ein Stressprotein, wird in der erkrankten Bauchspeicheldrüse gebildet. Sein Gehalt im Blut von Babys mit Mukoviszidose ist ebenfalls erhöht.
Besteht durch die Testergebnisse des Neugeborenenscreenings Verdacht auf Mukoviszidose, muss anschließend ein Schweißtest die Diagnose absichern. Auch bei Kindern, die vor 2016 geboren wurden und Mukoviszidose-Symptome zeigen, wird der Schweißtest empfohlen.
Schweißtest
Bei Menschen mit cystischer Fibrose ist durch die CFTR-Mutation der Salzgehalt im Schweiß erhöht. Bereits 1959 wurde diese Erkenntnis als Diagnose-Möglichkeit genutzt. Und auch heute noch gilt der Schweißtest als Goldstandard, um den Verdacht auf Mukoviszidose zu erhärten.
Der schmerzfreie Test kann ab dem dritten Lebenstag des Kindes durchgeführt werden, optimalerweise ab dem 14. Lebenstag. Seine Aussagekraft hängt jedoch entscheidend von der Qualität der Durchführung und seiner Interpretation ab. Die Gefahr sowohl falsch-positiver als auch falsch-negativer Befunde besteht.
Eine Funktionsstörung des CFTR-Gens gilt als nachgewiesen, wenn bei mindestens zwei unabhängigen Messungen Schweißchloridwerte von mehr als 60 mmol/L (Millimol pro Liter) gemessen werden. Bei 29 mmol/L oder weniger ist eine cystische Fibrose unwahrscheinlich. Liegt der Wert im Zwischenbereich, müssen weitere Diagnose-Methoden herangezogen werden.
Bei unklarem Ergebnis des Schweißtests, aber auch bei positivem Ergebnis, führt das kinderärztliche Team anschließend ein Gentest auf CFTR-Mutationen durch. Das ist auch bei bereits klaren Ergebnissen der vorigen diagnostischen Schritte sinnvoll, denn seit einiger Zeit gibt es speziell auf bestimmte Genveränderungen zugeschnittene Behandlungsansätze, sogenannte Mutationsspezifische Therapien.
Gentest auf Mukoviszidose
Beim Gentest wird untersucht, ob das CFTR-Gen in korrekter oder veränderter (mutierter) Form vorliegt. Eine Mutation hat Auswirkungen auf die Funktion des Ionenkanals CFTR und je nach Art des Fehlers kann es zu verschiedenen Ausprägungen der Mukoviszidose kommen. Wenn das Ergebnis des Gentests feststeht, erfolgt eine genetische Beratung der betroffenen Person beziehungsweise der Sorgeberechtigten.
Nicht alle Fehler führen zum Ausbruch der Krankheit; die Mukoviszidose-auslösenden Genveränderungen werden heute in sechs Klassen eingeteilt, welche als Ansatz für verschiedene therapeutische Verfahren herangezogen werden können.
Bei einigen Betroffenen kann die Mukoviszidose-Diagnose allerdings auch nach Schweiß- und Gentest noch nicht eindeutig gestellt werden. Dann wird empfohlen die Funktion des CFTR-Kanals durch elektrophysiologische Messungen zu überprüfen. Dies erfolgt entweder mit Hilfe der sogenannten intestinalen Kurzschlussstrommessung (ICM) oder der nasalen Potentialdifferenzmessung (NPD).
Quellen
- Nährlich et al., Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie: S2-Konsensus-Leitlinie Diagnose der Mukoviszidose, AWMF Registernummer 026-023; Stand: 07/2023
- Hammermann, J. et al., Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie e.V. (GPP), Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ): S3-Leitlinie Mukoviszidose bei Kindern in den ersten beiden Lebensjahren, Diagnostik und Therapie. AWMF Registernummer 026-024, Stand: 09/2019
- Sommerburg, O., Wielpütz M.O. Update Mukoviszidose. Vom Neugeborenenscreening zur kausalen Therapie. In: Radiologie 2022:62,981–994.
- Tümmler, B. Mukoviszidose: Genetik, Diagnostik und CFTR Modulatoren. In: Pädiatrie up2date 2023;18:277-294
Letzte Aktualisierung: 08.12.2023