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Wie wirken sich chronische Lungenerkrankungen auf die Fruchtbarkeit aus?

Chronische Lungenkrankheiten können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Dies betrifft sowohl Frauen als auch Männer und variiert je nach Grunderkrankung.

Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. med. Karen Olsson, Medizinische Hochschule Hannover

Chronische Lungenkrankheiten können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Dies betrifft sowohl Frauen als auch Männer und variiert je nach Grunderkrankung.

Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. med. Karen Olsson, Medizinische Hochschule Hannover

In einigen Fällen ist eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg nicht möglich. Durch eine künstliche Befruchtung können Betroffene aber oft trotzdem Eltern werden, wenn die Grunderkrankung eine Schwangerschaft zulässt.

Fruchtbarkeit bei Asthma bronchiale

  • Studien deuten darauf hin, dass es bei Frauen mit Asthma bronchiale häufig länger dauert, bis sie schwanger werden. Die Fruchtbarkeit kann vermindert sein – insbesondere mit steigendem Alter.
  • Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Betroffene häufiger Fruchtbarkeitsbehandlungen benötigen, um schwanger zu werden. Ob es einen Zusammenhang zwischen dem Asthma-Schweregrad und der Fruchtbarkeit gibt, ist noch unklar.
  • Studien weisen darauf hin, dass nicht beziehungsweise nicht ausreichend behandeltes Asthma das Risiko für eine Unfruchtbarkeit erhöht. Daher ist es wichtig, dass Frauen mit Asthma bronchiale, die schwanger werden möchten, besonders auf eine gute Asthma-Kontrolle durch Medikamente achten.

Fruchtbarkeit bei Mukoviszidose (Cystische Fibrose, CF)

Die meisten Männer mit Mukoviszidose können auf natürlichem Weg keine Kinder zeugen, da ihre Samenleiter blockiert oder nicht vorhanden sind. Es ist aber möglich, Samen direkt aus den Hoden zu gewinnen und entnommene Eizellen damit im Labor zu befruchten.

Dagegen können betroffenen Frauen in der Regel schwanger werden, obwohl sich der Gendefekt auf den Menstruationszyklus auswirkt. Eine Mangelernährung kann jedoch die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.

  • Etwa 35 Prozent der Frauen mit Cystischer Fibrose sind eingeschränkt fruchtbar im Vergleich zu etwa 5 bis 15 Prozent der Frauen in der Gesamtbevölkerung.
  • Der Anteil steigt mit zunehmendem Alter und wenn die Erkrankung zu einem Funktionsverlust der Bauchspeicheldrüse (Pankreasinsuffizienz) führt.
  • Ein durch die Mukoviszidose verursachter Diabetes mellitus reduziert ebenfalls die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden.

Grundsätzlich scheint eine gute Blutzuckerkontrolle bei Frauen mit Mukoviszidose die Chancen einer Schwangerschaft zu verbessern und auch das Risiko für Fehlgeburten zu senken.

Fruchtbarkeit bei weiteren Lungenkrankheiten

Männer mit Primärer Ciliärer Dyskinesie (PCD) sind häufig auf natürlichem Weg zeugungsunfähig, da ihre Spermien durch den genetischen Defekt weniger beweglich und/oder insgesamt vermindert sind. In einigen Fällen ist Nachwuchs aber mithilfe einer künstlichen Befruchtung möglich.

Bei Frauen mit PCD wird ebenfalls eine verminderte Fruchtbarkeit vermutet. Zudem scheinen sich befruchtete Eizellen bei ihnen häufiger außerhalb der Gebärmutter einzunisten, zum Beispiel im Eileiter. Eine solche ektope Schwangerschaft muss beendet werden, da sich das Kind außerhalb der Gebärmutter nicht richtig entwickeln kann und für die Mutter lebensbedrohliche Folgen auftreten.

Bei vielen anderen Lungenkrankheiten sind dagegen keine Beeinträchtigungen der Fruchtbarkeit bekannt. Dies betrifft zum Beispiel Sarkoidose. Zwar kann diese Erkrankung auch die Geschlechtsorgane betreffen, dies kommt aber nur sehr selten vor.

Quellen

  • Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung (Hrsg.): Patientenblatt „Asthma – Kinderwunsch, Schwangerschaft und Geburt“
  • Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (Hrsg.): Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma – Langfassung, 4. Auflage, Version 2020
  • Bundeszentrum für Ernährung - Netzwerk Gesund ins Leben (Hrsg.): Ernährung zur Allergieprävention beim Kind, Handlungsempfehlungen (Letzter Abruf: 25.04.2023)
  • Constantine, M.M.: Physiological and pharmacokinetic changes in pregnancy. In: Frontiers in Pharmacology 2014, doi: 10.3389/fphar.2014.00065
  • Humbert, M. et al.: 2022 ESC/ERS Guidelines for the diagnosis and treatment of pulmonary hypertension. In: European Heart Journal 2022, 43: 3618 – 3731
  • Jais, X. et al.: Pregnancy outcomes in pulmonary arterial hypertension in the modern management era. In: European Respiratory Journal 2012, 40:881 – 885
  • Kamp, J.C. et al.: Pregnancy in pulmonary arterial hypertension: Midterm outcomes of mothers and offspring. In: The Journal of Heart and Lung Transplantation 2020, doi: 10.1016/j.healun.2020.12.002
  • Middleton, P.G. et al.: ERS/TSANZ Task Force Statement on the management of reproduction and pregnancy in women with airway diseases. In: Eur Respir J 2020, 55: 1901209, doi: 10.1183/13993003.01208-2019
  • Olsson, K.: Schwangerschaft bei Risikopatientinnen – was geht, was geht nicht? Schwerpunkt Pulmonale Hypertonie. 11. Hannover Herz Lungen Messe, Vortrag am 18.03.2023
  • Raidt, J. et al.: Management der Primären Ciliären Dyskinesie. In: Pneumologie 2020, 74 (11): 750 – 765
  • SarcoidosisUK: Sarcoidosis in children (Letzter Abruf: 25.04.2023)
  • Williams, C. et al.: Family planning, pregnancy and birth in women with lung conditions: a worldwide survey. In: ERJ Open Res 2021, doi: 10.1183/23120541.00357-2021

Letzte Aktualisierung: 25.04.2023