Lungenfibrose: Diagnose
Trockener Reizhusten und Atemnot (Dyspnoe) vor allem bei körperlicher Belastung sind die häufigsten Symptome für eine Lungenfibrose. Diese Symptome können aber auch durch viele andere Lungenkrankheiten verursacht werden.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Antje Prasse, Medizinische Hochschule Hannover
Trockener Reizhusten und Atemnot (Dyspnoe) vor allem bei körperlicher Belastung sind die häufigsten Symptome für eine Lungenfibrose. Diese Symptome können aber auch durch viele andere Lungenkrankheiten verursacht werden.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Antje Prasse, Medizinische Hochschule Hannover
Lungenfibrose feststellen
Der erste Schritt, um Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen voneinander abzugrenzen, ist ein ausführliches Anamnesegespräch. Dabei fragt der Arzt oder die Ärztin die betroffene Person, wann, wie häufig und in welchem Ausmaß die Beschwerden auftreten. Andererseits erkundigt er oder sie sich auch nach eventuell vorliegenden Grunderkrankungen und möglichen Belastungen durch Schadstoffe im beruflichen und privaten Umfeld – und erhält so wichtige Informationen über mögliche Auslöser.
An das Gespräch schließt sich eine körperliche Untersuchung an, mit Fokus einerseits auf die Lunge, andererseits auf mögliche Anzeichen eines Sauerstoffmangels. Befunde wie
- Geräusche der Lunge (Knistern bei der Einatmung, Knisterrasseln) oder
- Trommelschlegelfinger
erhärten den Verdacht auf eine Lungenfibrose.
Weitere Informationen zu den Hinweisen auf eine Lungenfibrose finden Sie im Kapitel „Lungenfibrose-Symptome“.
Um eine Lungenfibrose sicher diagnostizieren zu können und um die Ursachen zu klären, was im Hinblick auf die Therapie von Bedeutung ist, sind eine Reihe von Untersuchungen nötig.
Lungenfunktionstest und Blutgasanalyse
Eine kleine Lungenfunktionsprüfung (Spirometrie) gibt Auskunft über die Leistungsfähigkeit der Atmungsorgane und somit auch über eventuell vorliegende Einschränkungen bei einer Lungenfibrose. Dieses einfach durchzuführende und schmerzfreie Diagnose-Verfahren ist auch wichtig, um den Krankheitsverlauf zu beurteilen.
Mit Hilfe der sogenannten Diffusionskapazität (DLco), die im Rahmen einer ausführlicheren Lungenfunktionsprüfung gemessen wird, kann ermittelt werden, wie gut die Lunge, Sauerstoff aus der Einatemluft ins Blut befördern kann. Der Wert ist also ein Maß zur Beurteilung des Gasaustauschs.
Eine Blutgasanalyse, also die Messung des Sauerstoffgehalts im Blut, in Ruhe und gegebenenfalls unter Belastung, gehört zur Standarddiagnostik beim Verdacht auf Lungenfibrose. Belastungsuntersuchungen (z. B. die Spiroergometrie) können eine Gasaustauschstörung, die unter Ruhebedingungen noch nicht auffällt, aufdecken und so frühere Krankheitsstadien anzeigen.
Bildgebende Diagnose-Verfahren bei Verdacht auf Lungenfibrose
Eines der wichtigsten diagnostischen Werkzeuge bei Verdacht auf Lungenfibrose ist das Thorax-CT, also die Computertomographie des Brustkorbs. Diese ist noch genauer als eine gewöhnliche Röntgenaufnahme des Brustkorbs, da der Computertomograph Schicht für Schicht Bilder von Organen und Geweben aufgezeichnet und zu dreidimensionalen Bildern zusammensetzt. Ist das Ergebnis dieser Untersuchung unauffällig, kann eine Lungenfibrose praktisch ausgeschlossen werden.
Zur Klärung der Lungenfibrose-Ursachen und zur Klassifikation ist außerdem eine Bronchoskopie erforderlich. Bei dieser auch Lungenspiegelung genannten Untersuchung werden Zellen und Gewebeproben aus der Lunge entnommen und im Labor untersucht. Abhängig von den vorangegangenen Ergebnissen und dem Gesundheitszustand der untersuchten Person kann es sinnvoll sein, zusätzlich chirurgisch Gewebe aus der Lunge zu entnehmen. Alternativ kommt auch eine sogenannte transbronchiale Kryobiopsie infrage. Dazu führt das ärztliche Team eine spezielle Sonde über die Luftröhre in die Bronchien ein, die ein Stück Lungengewebe gezielt „festfriert“. Dieses Verfahren birgt etwas geringere Risiken als chirurgische Techniken zur Lungenbiopsie.
Weitere Blutuntersuchungen können insbesondere hinsichtlich der Diagnose von rheumatischen Erkrankungen, der Sarkoidose und der exogen-allergischen Alveolitis wichtige Zusatzinformationen liefern.
Viele verschiedene Fachrichtungen sind gefragt
Da es sich bei Lungenfibrose um ein sehr komplexes Krankheitsbild mit vielen verschiedenen Ursachen und Formen handelt, empfehlen Fachgesellschaften wie die European Respiratory Society, dass die definitive Diagnose einer Lungenfibrose im Rahmen einer Konferenz mit erfahrenen Ärzt:innen aus den Bereichen der Pneumologie, Pathologie, Radiologie und eventuell auch der Arbeitsmedizin gestellt werden sollte. In Einzelfällen kann es auch erforderlich werden, weitere Spezialist:innen zum Beispiel aus der Rheumatologie oder Infektiologie hinzuzuziehen.
Quellen
- Behr, J. Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP): S2K Leitlinie zur Pharmakotherapie der idiopathischen Lungenfibrose (ein Update) und anderer progredienter pulmonaler Fibrosen, AWMF Registernummer 020-025. Stand: 11/2022.
- Behr, J. Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP): S2K Leitlinie zur Diagnostik der Idiopathischen Lungenfibrose, AWMF Registernummer 020-016. Stand: 12/2019.
- Raghu, G. et al. Idiopathic Pulmonary Fibrosis (an Update) and Progressive Pulmonary Fibrosis in Adults: An Official ATS/ERS/JRS/ALAT Clinical Practice Guideline. Am J Respir Crit Care Med. 2022 May 1;205(9):e18-e47.
- SpringerMedizin, DGIM Innere Medizin: Idiopathische Lungenfibrose. Stand: 04/2023
Letzte Aktualisierung: 13.12.2023