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Was ist möglich bei chronischen Lungenerkrankungen? Kinderwunsch und Schwangerschaft

Lungenerkrankungen können die Lebensqualität stark einschränken. Moderne Therapien ermöglichen jedoch vielen Betroffenen ein weitgehend normales Leben. So normal, dass sie darüber nachdenken, eine Familie zu gründen. Was Menschen mit einer Lungenkrankheit in Bezug auf Kinderwunsch und Schwangerschaft wissen und berücksichtigen sollten, erfahren Sie hier.

Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. med. Karen Olsson, Medizinische Hochschule Hannover

Lungenerkrankungen können die Lebensqualität stark einschränken. Moderne Therapien ermöglichen jedoch vielen Betroffenen ein weitgehend normales Leben. So normal, dass sie darüber nachdenken, eine Familie zu gründen. Was Menschen mit einer Lungenkrankheit in Bezug auf Kinderwunsch und Schwangerschaft wissen und berücksichtigen sollten, erfahren Sie hier.

Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. med. Karen Olsson, Medizinische Hochschule Hannover

Normale Veränderungen der Atmung in der Schwangerschaft

Während einer Schwangerschaft verändert sich der Körper stark. Um das heranwachsende Kind ausreichend zu versorgen, steigen bereits in den ersten Schwangerschaftswochen das Blutvolumen und das Atemzugsvolumen der Mutter deutlich. Ihr Herz und ihre Lunge arbeiten verstärkt.

Wenn das Baby in der Gebärmutter heranwächst, wird das Zwerchfell als wichtigster Atemmuskel etwa vier bis fünf Zentimeter nach oben verschoben und schränkt das Lungenvolumen ein. Eine gewisse Kurzatmigkeit in der Schwangerschaft ist daher nichts Ungewöhnliches und in der Regel unkritisch.

Vorsicht ist jedoch geboten, wenn Atemnot auftritt. Bekommt die Mutter keine Luft, ist auch das Kind nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt.

Atemnot kann zum Beispiel die Folge eines Asthmaanfalls sein. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig darauf zu achten, dass ein Asthma bronchiale gut kontrolliert ist, wenn eine Schwangerschaft geplant ist. Kommt es dennoch zu einem Asthmaanfall, sollte das Soforthilfe-Asthmaspray auch in der Schwangerschaft eingenommen werden.

Mehr zu Asthma bronchiale in der Schwangerschaft

Eine weitere normale körperliche Veränderung ist eine verstärkte Durchblutung der Schleimhäute der oberen Atemwege, die dadurch anschwellen. Schwangere leiden daher häufiger unter einer verstopften Nase (Rhinitis), was die Atmung ebenfalls beeinträchtigt.

Wenn das Baby auf der Welt ist, normalisieren sich all diese Veränderungen des Herz-Kreislauf-Systems bei gesunden Frauen wieder.

Umfassende Beratung bei Kinderwunsch

Bereits für gesunde Menschen ist eine Schwangerschaft eine körperliche Höchstleistung. Sind Herz oder Lunge durch eine chronische Erkrankung beeinträchtigt, kann diese Belastung zu hoch sein. Betroffene sollten sich daher unbedingt ärztlichen Rat einholen, wenn sie planen, schwanger zu werden. Je nach Grunderkrankung kann im Vorfeld eine humangenetische Beratung sinnvoll sein – etwa bei Mukoviszidose oder Primärer Ciliärer Dyskinesie (PCD).

Auch bei einer bereits bestehenden oder ungeplanten Schwangerschaft sollte frühzeitig eine ärztliche Beratung stattfinden, um gesundheitliche Risiken zu minimieren.

Besondere Sorgen bei vorerkrankten Eltern

Manch eine chronische Lungenkrankheit ist erblich bedingt. Dazu zählt zum Beispiel Mukoviszidose (Cystische Fibrose, CF). Bei Paaren mit Kinderwunsch sollte der/die nicht erkrankte Partner:in ebenfalls auf den Gendefekt getestet werden. Da Cystische Fibrose nur ausbricht, wenn die Veranlagung von beiden Elternteilen vererbt wurde, lässt sich so herausfinden, ob bei dem Kind Symptome auftreten werden. Das Paar kann sich auf dieser Grundlage für oder gegen eine Schwangerschaft beziehungsweise weitere genetische Testverfahren vor und im Verlauf einer Schwangerschaft entscheiden.

Auch bei Asthma spielt eine erbliche Veranlagung eine Rolle – jedoch ebenso viele weitere Faktoren wie Umwelteinflüsse oder (Passiv-)Rauchen. Dies betrifft vor allem allergisch bedingtes Asthma. Betroffene Eltern können daher einiges tun, um das Asthma-Risiko ihres Kindes zu senken, indem sie die allgemeinen Empfehlungen zur Allergieprävention beherzigen. Eine spezielle „Anti-Asthma-Diät“ gibt es aber nicht. Daher sollten Schwangere keine Lebensmittel weglassen, die häufig zu Allergien führen – etwa Nüsse, Milch oder Eier. Einzig auf Lebensmitteln, die aus Gründen des Infektionsschutzes gemieden werden sollten (zum Beispiel Rohmilchkäse, rohe Fleisch- und Wursterzeugnisse), sollten sie verzichten. Steht dagegen fettreicher Fisch regelmäßig auf dem Speiseplan, scheint das Allergierisiko zu sinken.

Wichtig ist, dass Schwangere sich nicht zu viel sorgen, denn Stress kann sich ungünstig auswirken. Eine Möglichkeit, Stress abzubauen, sind Entspannungsverfahren.

Paare, die aus gesundheitlichen Gründen auf ein Kind verzichten oder verzichten müssen, sollten sich nicht scheuen, bei Bedarf psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Dies kann helfen, die Entscheidung zu verarbeiten und einen neuen Fokus zu finden.

Quellen

  • Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung (Hrsg.): Patientenblatt „Asthma – Kinderwunsch, Schwangerschaft und Geburt“
  • Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (Hrsg.): Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma – Langfassung, 4. Auflage, Version 2020
  • Bundeszentrum für Ernährung - Netzwerk Gesund ins Leben (Hrsg.): Ernährung zur Allergieprävention beim Kind, Handlungsempfehlungen (Letzter Abruf: 25.04.2023)
  • Constantine, M.M.: Physiological and pharmacokinetic changes in pregnancy. In: Frontiers in Pharmacology 2014, doi: 10.3389/fphar.2014.00065
  • Humbert, M. et al.: 2022 ESC/ERS Guidelines for the diagnosis and treatment of pulmonary hypertension. In: European Heart Journal 2022, 43: 3618 – 3731
  • Jais, X. et al.: Pregnancy outcomes in pulmonary arterial hypertension in the modern management era. In: European Respiratory Journal 2012, 40:881 – 885
  • Kamp, J.C. et al.: Pregnancy in pulmonary arterial hypertension: Midterm outcomes of mothers and offspring. In: The Journal of Heart and Lung Transplantation 2020, doi: 10.1016/j.healun.2020.12.002
  • Middleton, P.G. et al.: ERS/TSANZ Task Force Statement on the management of reproduction and pregnancy in women with airway diseases. In: Eur Respir J 2020, 55: 1901209, doi: 10.1183/13993003.01208-2019
  • Olsson, K.: Schwangerschaft bei Risikopatientinnen – was geht, was geht nicht? Schwerpunkt Pulmonale Hypertonie. 11. Hannover Herz Lungen Messe, Vortrag am 18.03.2023
  • Raidt, J. et al.: Management der Primären Ciliären Dyskinesie. In: Pneumologie 2020, 74 (11): 750 – 765
  • SarcoidosisUK: Sarcoidosis in children (Letzter Abruf: 25.04.2023)
  • Williams, C. et al.: Family planning, pregnancy and birth in women with lung conditions: a worldwide survey. In: ERJ Open Res 2021, doi: 10.1183/23120541.00357-2021

Letzte Aktualisierung: 25.04.2023