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Bewegung und Sport

Körperliche Bewegung ist gut für die Gesundheit. So stärken Spaziergänge oder sportliche Aktivitäten nachweislich das Herz-Kreislauf-System und die körpereigene Immunabwehr. Bewegung kann zudem Krankheiten wie Diabetes vorbeugen oder dabei helfen, bereits vorhandene Erkrankungen zu lindern oder ihren Fortgang zu bremsen.

Wissenschaftliche Beratung:
Michaela Frisch, Vorstandsmitglied der AG Lungensport in Deutschland e.V.
Inga Jarosch, Forschungsinstitut für Pneumologische Rehabilitation, Schön Klinik Berchtesgadener Land;
Prof. Dr. Heinrich Worth, Vorsitzender der AG Lungensport in Deutschland e.V.

Körperliche Bewegung ist gut für die Gesundheit. So stärken Spaziergänge oder sportliche Aktivitäten nachweislich das Herz-Kreislauf-System und die körpereigene Immunabwehr. Bewegung kann zudem Krankheiten wie Diabetes vorbeugen oder dabei helfen, bereits vorhandene Erkrankungen zu lindern oder ihren Fortgang zu bremsen.

Wissenschaftliche Beratung:
Michaela Frisch, Vorstandsmitglied der AG Lungensport in Deutschland e.V.
Inga Jarosch, Forschungsinstitut für Pneumologische Rehabilitation, Schön Klinik Berchtesgadener Land;
Prof. Dr. Heinrich Worth, Vorsitzender der AG Lungensport in Deutschland e.V.

Aktiv bleiben

Menschen mit chronischen Lungenkrankheiten wie Asthma oder COPD können ebenfalls sehr von Bewegung und sportlicher Betätigung profitieren. Bleiben sie aktiv, ist es möglich

  • Atemnot zu reduzieren,
  • das gesundheitliche Befinden zu verbessern und
  • die Teilhabe am Leben zu verbessern.

Dem steht allerdings entgegen, dass die Patient:innen durch ihre Krankheit häufig schnell außer Atem und nur eingeschränkt belastbar sind, sodass sie körperliche Belastungen eher vermeiden. Dies kann leicht in einem Teufelskreis enden. Ohne Bewegung werden Herz, Kreislauf und Muskulatur geschwächt, die Atemnot nimmt zu und die Lebensqualität ab. Nicht selten wird dies auch von Depressionen und zunehmender sozialer Isolation begleitet.

Geeignete Trainingsprogramme, die dem Schweregrad der Erkrankung angepasst sind, können dieser Abwärtsspirale entgegenwirken.

Praktische Tipps für Lungensport und Rehabilitation

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Was geschieht bei sportlicher Aktivität?

Die positiven Effekte von körperlicher Aktivität und Sport sind sehr vielfältig. Vor allem wird das Herz-Kreislauf-System gestärkt und damit auch die Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit des Körpers insgesamt erhöht. So steigt etwa die Zahl roter Blutkörperchen, die dann entsprechend mehr Sauerstoff durch den Körper transportieren können.

In den Körperzellen wird zudem die Zahl der Mitochondrien erhöht. Mitochondrien werden auch als  Kraftwerke der Zellen bezeichnet. In ihnen wandelt unser Körper mit Hilfe von Sauerstoff energiereiche Stoffe wie beispielsweise Kohlenhydrate in nutzbare Energie um. Je mehr Mitochondrien sich in den Muskelzellen befinden, desto besser ist die körperliche Ausdauerleistungsfähigkeit.

Sportliche Aktivität steigert allgemein die Kondition, eine Verbesserung der Lungenfunktionswerte von Menschen mit Lungenerkrankungen ist aber nicht zu erwarten.

Gutes für die Lunge: Welche Sportarten sind besonders geeignet?

Um die körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern sind besonders Ausdauer - beziehungsweise Konditionssportarten - in Kombination mit Muskelaufbau geeignet. Natürlich sollten diese immer an die eigene körperliche Leistungsfähigkeit angepasst sein.

Auch kleinere Aktivitäten wirken sich in ihrer Summe positiv auf die Gesundheit aus. So zum Beispiel Treppensteigen statt Liftfahren oder kurze Strecken gehen statt mit dem Auto zu fahren.

Sportarten, die die Leistungsfähigkeit verbessern können, sind zum Beispiel:

  • zügiges Gehen/ Walking bzw. Nordic Walking
  • Laufen und Joggen
  • Radfahren, auch zu Hause auf dem Ergometer/Heimtrainer
  • Schwimmen
  • Wandern und Skiwandern
  • Skilanglauf
  • Inline-Skating
  • Tanzen

Welche Sportangebote gibt es für Lungenkranke?

Für Menschen mit chronischen Lungenkrankheiten gibt es auch ganz spezielle Angebote. Ambulante Sportgruppen, so genannte Lungensportgruppen, eignen sich ganz besonders für Patienten mit obstruktiven bzw. restriktiven Atemwegserkrankungen. Dort sprechen die Teilnehmer zu Beginn der Trainingseinheit über ihr aktuelles Befinden und messen zum Beispiel den Peak-Flow. Es folgen unterschiedliche Aktivitäten, vom gründlichen Aufwärmen über Gymnastik oder Gruppenspiele bis hin zu dosiertem Kraft- und Ausdauertraining. Typische Lungensport-Stunden schließen mit einer Entspannungsphase.

Abgesehen vom Sport in organisierten Gruppen eignen sich aber auch individuell ausgeübte Ausdauersportarten wie wie Gehen/ Laufen/ Wandern, Radfahren und Schwimmen gut für Lungenkranke.

Weitere Informationen zum Lungensport finden Sie in unserem Kapitel "Lungensport" und unter www.lungensport.org.

In unserem Service-Bereich können Sie sich zudem unser Faktenpapier "Lungensport in der Gruppe und zu Hause - Das Wichtigste in Kürze" (PDF) herunterladen oder bestellen.

Sport: Wie oft und wie intensiv?

Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sollten sich gesunde Erwachsene pro Woche mindestens 150 Minuten moderat oder 75 Minuten intensiv körperlich betätigen. Für Kinder empfiehlt die WHO eine Stunde pro Tag.

Wie positiv sich der Sport auswirkt, hängt auch von der Dosis ab. Das heißt, je regelmäßiger trainiert wird, desto besser, stabiler und nachhaltiger ist auch die Wirkung. Allerdings sollte Sport moderat und mit Erholungsphasen betrieben werden, sonst können sich die positiven Effekte, zum Beispiel die auf das Immunsystem, auch wieder umkehren.

Wichtig ist auch, sich nicht schon am ersten Tag zu sehr zu beanspruchen, sondern sein Trainingsprogramm kontinuierlich zu steigern.

Für Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen empfiehlt die europäische Atemwegsgesellschaft European Respiratory Society, ERS drei bis fünf Mal pro Woche bei 60 Prozent der maximalen Leistungsfähigkeit für je 20 bis 60 Minuten zu trainieren.

Personen mit Lungenerkrankungen wie Asthma oder COPD sollten jedoch besonders vorsichtig sein. Sie können zwar sehr von sportlichen Aktivitäten profitieren, aber es gibt auch Situationen, die sie möglicherweise überfordern. Zum Beispiel kann bei Asthmatiker:innen durch Sport ein so genanntes Anstrengungs- oder Belastungsasthma auftreten - eine plötzlich einsetzende Atemnot, die durch die Anstrengung verursacht wird. Weitere Informationen zu Anstrengungsasthma und wie es vermieden werden kann, finden Sie hier: gesundheitsinformation.de - Anstrengungsasthma 

Auf jeden Fall sollten Menschen mit einer Lungenerkrankung vor dem ersten Training mit ihrem Lungenfacharzt beziehungsweise ihrer Lungenfachärztin sprechen und abklären, welche Sportart für sie am besten geeignet ist, welches Pensum sie nicht überschreiten sollten und auf was sie besonders achten müssen. Gegebenenfalls kann der/die Pneumolog:in durch einen Lungenfunktionstest ermitteln, wie belastbar die Person ist und wo ihre Grenzen liegen. Außerdem sollte unter ärztlicher Beratung abgeklärt werden, welche Medikamente vor dem Sport einzunehmen sind und welche für akute Beschwerden immer mitgenommen werden sollten (zum Beispiel Bedarfsspray bei Asthmatiker:innen).

Wie profitieren Lungenpatienten von Sport?

Dass auch Betroffene mit Lungenkrankheiten von Sport oder regelmäßiger Bewegung profitieren können, haben zahlreiche Studien in den letzten Jahren gezeigt.

Bei Asthmapatient:innen konnte durch sportliche Aktivität eine allgemein positive Wirkung auf die Fitness festgestellt werden. Das Training erhöhte die maximale Sauerstoffaufnahme und auch die maximale Herzfrequenz, Kondition und Herz-Kreislauf-System wurden gestärkt. Zudem litten sie unter Belastung seltener unter Atemnot. Die Lungenfunktionswerte verbesserten sich allerdings nicht.

Gerade für Asthmatiker:innen ist es wichtig, das Training an ihre individuellen Fähigkeiten anzupassen.

Auch Allergikern tut Sport gut. Dies zeigt sich vor allem in einem verbesserten Allgemeinzustand und einer stabileren Gesundheit. Sie sollten aber darauf achten, sich während des Trainings nicht ausgerechnet den allergieauslösenden Stoffen auszusetzen. Für Pollenallergiker:innen bedeutet das beispielsweise, zu Zeiten starken Pollenflugs lieber nicht im Freien Sport zu treiben, während Menschen mit einer Hausstaubmilbenallergie draußen besser aufgehoben sind.

Studien mit COPD-Betroffenen konnten zeigen, dass tägliche Bewegung den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und krankheitsbedingte Klinikaufenthalte verhindern kann. Auch aktive Angehörige können die Betroffenen zu mehr Aktivität motivieren.

Bewegung und Sport im Rahmen von Reha-Maßnahmen

Für Menschen mit Asthma, COPD, Lungenkrebs oder Lungenfibrose ist Sport heute fester Bestandteil der Rehabilitationsmaßnahme. Selbst bei Patient:innen mit schwerer Beeinträchtigung der Lungenfunktion und reduziertem Allgemeinzustand kann ein individuell abgestimmtes Trainingsprogramm im Rahmen einer Reha-Maßnahme die körperliche Belastbarkeit steigern und die Atemnot reduzieren. Da eine Rehabilitation die Zahl an Krankenhausaufenthalten verringert und sich auch das Sterberisikio durch die Maßnahme verringert, kann eine Reha einen positiven Einfluss auf den gesamten Verlauf der Erkrankung nehmen.

Den positiven Trainingseffekt aus der Reha-Maßnahme aufrechtzuerhalten, gelingt allerdings nur, wenn die Patient:innen anschließend mindestens einmal pro Woche eine sportliche Aktivität weiterführen und ihren Lebensstil aktiv gestalten. Dafür gibt es an vielen Orten auch Sportangebote bei Vereinen und Landessportbünden, die die speziellen Bedürfnisse der Betroffenen berücksichtigen. Hier geht es vor allem darum, die Stabilisierung des Gesundheitszustandes zu unterstützen und wieder belastbarer zu werden. Ergänzend dazu sollten die erlernten Übungen in Eigenregie weiterhin durchgeführt werden.


Die Teilnahme an Reha- und Lungensportgruppen kann vom Arzt verordnet werden und wird unter bestimmten Voraussetzungen auch von den Krankenkassen bezahlt.

Die Europäische Lungenstiftung hat die wichtigsten Informationen in einem Faktenpapier "Rehabilitation bei Lungenerkrankungen bei Erwachsenen" zusammengefasst.

Quellen

  • WHO: Physical activity (Letzter Abruf: 16.11.2022)
  • Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma: Kurzfassung NVL Asthma. 3. Auflage, 2018 
  • Bundesministerium für Bildung und Forschung: Sport und Bewegung helfen, die Abwärtsspirale bei COPD zu durchbrechen.   August 2016, Newsletter 79
  • Spruit, M. A. et al.: An Official American Thoracic Society/European Respiratory Society Statement: Key Concepts and Advances in Pulmonary Rehabilitation. In: Am J Respir Crit Care Med, 2013 Vol 188, Iss. 8, DOI: 10.1164/rccm.201309-1634ST
  • Mesquite R. et al.: Activity levels and exercise motivation in COPD patients and their resident loved ones. In: Chest, 2017. Online publiziert am 10. Januar 2017
  • Esteban, C. et al.: Influence of changes in physical activity on frequency of hospitalization in chronic obstructive pulmonary disease. In: Respirology, 2014, DOI: 10.1111/resp.12239 
  • Löllgen, H. et al. : Ärztliche Präventionstage 2002: Körperliche Aktivität beugt Krankheiten vor. In: Deutsches Ärzteblatt, 2002
  • Santoro, C. et al.: Exercise training alters skeletal muscle mitochondrial morphometry in heart failure patients. In: Journal of Cardiovascular Risk, 2002 Vol.9 Issue 6
  • Prakash, S.: Athletes, Yogis and Individuals with sedentary lifestyles: Do their lung functions differ? In: Indian J Physiol Pharmacol, 2007, 51: 76-80
  • Gleeson, M.: Immune function in sport and exercise. In: Journal of Applied Physiology, 2007, Vol 103(2)

Letzte Aktualisierung: 13.12.2018