Zum Hauptinhalt springen
Schwangere Frau mit Ultraschallbildern
Photographee.eu - stock.adobe.com

Chronisch lungenkrank und schwanger

Bei manchen chronischen Lungenerkrankungen ist es oft kein Problem, wenn sich der Wunsch nach einem Baby einstellt. Bei anderen Krankheiten müssen die möglichen Risiken sehr gut mit dem Kinderwunsch abgewogen werden.

Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. med. Karen Olsson, Medizinische Hochschule Hannover

Bei manchen chronischen Lungenerkrankungen ist es oft kein Problem, wenn sich der Wunsch nach einem Baby einstellt. Bei anderen Krankheiten müssen die möglichen Risiken sehr gut mit dem Kinderwunsch abgewogen werden.

Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. med. Karen Olsson, Medizinische Hochschule Hannover

Etwa bei Asthma bronchiale ist eine Schwangerschaft in vielen Fällen ohne weiteres möglich. Wichtig ist, dass das Asthma gut kontrolliert ist und die Behandlung – gegebenenfalls angepasst – fortgesetzt wird. Bei schwerem Asthma ist eine individuelle Beratung in einem spezialisierten Zentrum sinnvoll.

Anders ist es zum Beispiel bei Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie, PH). Die medizinischen Leitlinien raten in diesem Fall von einer Schwangerschaft ab. Grund ist das hohe Risiko von Komplikationen für die Schwangere und das ungeborene Kind. Historisch gesehen starben bis zu 56 Prozent der Mütter und bis zu 13 Prozent der Kinder von Müttern mit Lungenhochdruck. Zwar hat die Medizin in den letzten Jahren Fortschritte gemacht und erfolgreiche Schwangerschaften sind möglich, doch die Wahrscheinlichkeit für schwerwiegende unerwünschte Ereignisse ist nach wie vor hoch. Aktuell liegt die Müttersterblichkeit bei etwa 11 bis 25 Prozent. Eine individuelle Beratung in einem erfahrenen Zentrum ist hier unverzichtbar.

In jedem Fall ist eine engmaschige Betreuung wichtig, die eine Beratung vorab sowie regelmäßige gynäkologische und internistisch-pneumologische Versorgung umfasst.

Wie wirkt sich eine Schwangerschaft auf Lungenkrankheiten aus?

Die normalen körperlichen Veränderungen in der Schwangerschaft können sich auf den Verlauf einer Lungenkrankheit auswirken.

Zum Beispiel bei einer Sarkoidose verbessern sich die Symptome häufig und können etwa sechs Monate nach der Entbindung wieder auftreten. Bei Asthma bronchiale bleiben die Beschwerden bei etwa einem Drittel der Betroffenen unverändert, bei einem Drittel nehmen sie ab und bei einem Drittel werden sie stärker. Betroffene mit schwerem Asthma haben ein höheres Risiko für Verschlechterungen in der Schwangerschaft. Leichtes Asthma verbessert sich dagegen meist.

Eine Schwangerschaft bei Lungenhochdruck (Pulmonale Hypertonie) ist dagegen mit einigen schwerwiegenden Risiken verbunden. Eines davon ist die Möglichkeit eines lebensbedrohlichen Rechtsherzversagens. Am höchsten ist dieses Risiko in der Zeit kurz nach der Entbindung. Die medizinischen Behandlungsleitlinien raten daher bei einer pulmonalen Hypertonie von einer Schwangerschaft ab. Dennoch entscheiden sich manche Paare dafür, die Risiken in Kauf zu nehmen. In diesem Fall ist eine ärztliche Beratung mit einer individuellen Risikoeinschätzung und der Erläuterung aller möglicher Konsequenzen wichtig. Ein niedrigeres Risiko besteht nach aktuellem Wissensstand bei Betroffenen

  • mit gut kontrollierter Erkrankung,
  • einem niedrigen Gefäßwiderstand (pulmonalvaskulärer Widerstand, PVR) und
  • bei Patientinnen, die auf eine Behandlung mit Kalziumkanalblockern ansprechen.

Die Schwangerschaft muss in jedem Fall sehr engmaschig begleitet werden – mit Kontrollen bis zur 28. Schwangerschaftswoche in vierwöchigen Abständen, bis zur 32. Woche zweiwöchig und dann wöchentlichen Kontrollen bis zur Entbindung.

Medikamente in der Schwangerschaft

Damit eine Schwangerschaft komplikationsarm verlaufen kann, ist es wichtig, notwendige Medikamente weiterhin einzunehmen. Doch oft haben Schwangere Bedenken, Arzneimittel einzunehmen. Nach aktuellem Kenntnisstand gelten jedoch viele Medikamente auch in der Schwangerschaft als sicher. Ärzt:innen beraten dazu, welche Wirkstoffe weiterhin angewendet werden und welche besser ersetzt werden sollten. Manchmal reicht es aus, die Dosierung anzupassen.

Viele Medikamente zum Inhalieren sind in der Schwangerschaft geeignet, da sie nur örtlich (lokal) in der Lunge wirken. Dies betrifft zum Beispiel die Langzeit- und Bedarfssprays bei Asthma bronchiale. Tritt ein Asthmaanfall auf, ist es wichtig, dass Asthmaspray trotz Schwangerschaft anzuwenden, um einen Sauerstoffmangel bei Mutter und ungeborenem Kind zu vermeiden. Auch Kortison zum Inhalieren ist in der Schwangerschaft in Ordnung.

Es gibt jedoch auch Medikamente, die Schwangere nicht einnehmen sollen. Dazu zählen zum Beispiel:

Vaginale Entbindung oder Kaiserschnitt

Schwangere in gutem Ernährungszustand, mit einer guten Lungenfunktion und einer komplikationslosen Schwangerschaft haben gute Chancen, ihr Kind vaginal entbinden zu können, wenn sie dies möchten.

Bei Lungenhochdruck ist dagegen ein geplanter Kaiserschnitt in regionaler Anästhesie ratsam, um Risikofaktoren wie eine Allgemeinanästhesie oder einen Notfalleingriff zu minimieren. Die geplante Entbindung findet in der Regel zwischen der 36. und 38. Schwangerschaftswoche statt. Im Anschluss daran muss die Mutter noch einige Zeit überwacht werden, da das Risiko für ein Rechtsherzversagen in der Zeit kurz nach der Geburt am höchsten ist.

Stillen

Möchten Mütter mit einer Lungenerkrankung ihr Kind stillen, ist dies oft möglich. Benötigt die Stillende Medikamente, werden die behandelnden Ärzt:innen darauf achten, dass diese verträglich sind. In der Regel sind die Arzneimittel, die während der Schwangerschaft eingenommen wurden, auch in der Stillzeit akzeptabel.

Quellen

  • Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung (Hrsg.): Patientenblatt „Asthma – Kinderwunsch, Schwangerschaft und Geburt“
  • Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (Hrsg.): Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma – Langfassung, 4. Auflage, Version 2020
  • Bundeszentrum für Ernährung - Netzwerk Gesund ins Leben (Hrsg.): Ernährung zur Allergieprävention beim Kind, Handlungsempfehlungen (Letzter Abruf: 25.04.2023)
  • Constantine, M.M.: Physiological and pharmacokinetic changes in pregnancy. In: Frontiers in Pharmacology 2014, doi: 10.3389/fphar.2014.00065
  • Humbert, M. et al.: 2022 ESC/ERS Guidelines for the diagnosis and treatment of pulmonary hypertension. In: European Heart Journal 2022, 43: 3618 – 3731
  • Jais, X. et al.: Pregnancy outcomes in pulmonary arterial hypertension in the modern management era. In: European Respiratory Journal 2012, 40:881 – 885
  • Kamp, J.C. et al.: Pregnancy in pulmonary arterial hypertension: Midterm outcomes of mothers and offspring. In: The Journal of Heart and Lung Transplantation 2020, doi: 10.1016/j.healun.2020.12.002
  • Middleton, P.G. et al.: ERS/TSANZ Task Force Statement on the management of reproduction and pregnancy in women with airway diseases. In: Eur Respir J 2020, 55: 1901209, doi: 10.1183/13993003.01208-2019
  • Olsson, K.: Schwangerschaft bei Risikopatientinnen – was geht, was geht nicht? Schwerpunkt Pulmonale Hypertonie. 11. Hannover Herz Lungen Messe, Vortrag am 18.03.2023
  • Raidt, J. et al.: Management der Primären Ciliären Dyskinesie. In: Pneumologie 2020, 74 (11): 750 – 765
  • SarcoidosisUK: Sarcoidosis in children (Letzter Abruf: 25.04.2023)
  • Williams, C. et al.: Family planning, pregnancy and birth in women with lung conditions: a worldwide survey. In: ERJ Open Res 2021, doi: 10.1183/23120541.00357-2021

Letzte Aktualisierung: 25.04.2023