Pneumokokken-Impfung
Die Pneumokokken-Impfung wird umgangssprachlich auch Impfung gegen Lungenentzündung genannt. Denn Pneumokokken sind die Erreger, die unter den Bakterien am häufigsten eine Lungenentzündung auslösen. Pneumnokokken können durch Tröpfchen in der Luft von Mensch zu Mensch übertragen werden.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Susanne Herold, Universitätsklinikum Gießen und Marburg
Die Pneumokokken-Impfung wird umgangssprachlich auch Impfung gegen Lungenentzündung genannt. Denn Pneumokokken sind die Erreger, die unter den Bakterien am häufigsten eine Lungenentzündung auslösen. Pneumnokokken können durch Tröpfchen in der Luft von Mensch zu Mensch übertragen werden.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Susanne Herold, Universitätsklinikum Gießen und Marburg
Vorkommen von Pneumokokken
Oft sind Pneumokokken jedoch bereits in der Schleimhaut von Mund- und Rachenraum vorhanden ohne, dass sie eine Krankheit verursachen oder Symptome hervorrufen. Man spricht dann von Kolonisation. In bestimmten Situationen, beispielsweise bei geschwächtem Immunsystem kann es dann zur Infektion kommen.
Neben Lungenentzündungen können Pneumokokken auch Erkrankungen wie Hirnhaut- oder Mittelohrentzündungen verursachen. Bei zwei bis zehn Prozent der Erkrankten verläuft eine schwere Infektion mit Pneumokokken tödlich, bei etwa 15 Prozent entstehen dauernde Folgeschäden. Besonders Säuglinge und Kleinkinder sind durch eine Infektion mit diesen Bakterien gefährdet.
Pneumokokken-Impfung: Für wen?
Nach Angaben der Ständigen Impfkommission STIKO des Robert Koch Instituts ist das Risiko für eine schwer verlaufende Infektion mit Pneumokokken altersabhängig.
Die STIKO empfiehlt eine Pneumokokken-Impfung folgenden Risikogruppen:
- Babys ab einem Alter von 2 Monaten
- Ältere Menschen über 60 Jahre
- Menschen mit chronischen Herz-, Kreislauf- und Lungenerkrankungen – also auch Menschen mit Asthma und COPD
- Menschen mit Behandlungsbedürftigem Diabetes oder bestimmten neurologischen Krankheiten
- Menschen mit schwachem Immunsystem (Immundefizienz) oder ausgelöst durch bestimmte Medikamente (Immunsuppressiva)
- Menschen mit z.B. einem Cochlea-Implantat oder einer Liquorfistel, da diese Personen anfälliger für eine Pneumokokken-Meningitis (Hirnhautentzündung) sind.
Die Pneumokokken-Impfung kann zeitgleich mit der Grippeimpfung erfolgen.
Gelegentlich treten lokale Nebenwirkungen und Allgemeinreaktionen ähnlich wie bei der Grippeschutzimpfung auf. Muskelkaterähnliche Beschwerden über ein bis zwei Tage können jedoch etwas stärker ausgeprägt sein. Gravierende Nebenwirkungen sind bei der Pneumokokken-Impfung sehr selten, wobei Überempfindlichkeitsreaktionen nicht sicher auszuschließen sind.
Eine Wiederholungsimpfung gegen Pneumokokken im Abstand von mindestens sechs Jahren wird für Senioren und für Menschen, die entsprechende Grunderkrankungen haben empfohlen.
Pneumokokken-Impfstoff
In Deutschland sind derzeit drei Impfstoffe für die Pneumokokken-Impfung zugelassen. Ein Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoff (PPSV) PPSV23 und drei Konjugatimpfstoffe (PCV für pneumococcal conjugate vaccine), PCV13, PCV10, PCV20. Bei allen handelt es sich um sogenannte Totimpfstoffe.
Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoff (PPSV)
Der Polysaccharid-Impfstoff besteht aus reinen Zuckermolekülen der Hülle von Pneumokokken-Bakterien, sogenannte Antigene. Als Reaktion auf die Bakterien-Bestandteile bildet das Immunsystem nach der Pneumokokken-Impfung Antikörper, die vor kommenden Infektionen mit den bakterien schützen.
Insgesamt enthält der Impfstoff Antigene der 23 wichtigsten Pneumokokken-Typen und kann daher auch vor diesen 23 sogenannten Serotypen schützen. Nach derzeitigem Kenntnisstand sind diese im Impfstoff enthaltenen Pneumokokken-Typen für 80 bis 90 Prozent aller (schweren) Pneumokokken-Erkrankungen verantwortlich. PPSV23 ist in Deutschland ab einem Alter von zwei Jahren zugelassen.
Pneumokokken-Konjugatimpfstoff (PCV)
Ein Nachteil des Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoffes (PPSV) ist, dass die Pneumokkokken-Impfung bei Kindern bis zwei Jahren nur unzureichend wirkt. Diese Lücke wurde Anfang der 2000er durch die sogenannten Konjugatimpfstoffe (PCV für pneumococcal conjugate vaccine) geschlossen.
Bei Konjugatimpfstoffen ist das Bakterien-Zuckermolekül noch an ein zusätzliches Eiweiß gebunden. Dadurch wird das Immunsystem stärker aktiviert und es entsteht ein besserer Impfschutz durch Aktivierung der zellulären Immunität.
In Deutschland gibt es für die Pneumokokken-Impfung aktuell einen Konjugatimpfstoff gegen zehn Pneumokokken-Serotypen (PCV10, zugelassen bis zum Alter von 5 Jahren) , einen gegen 13 Serotypen (PCV13, zugelassen für alle Altersgruppen) und einen gegen 20 Serotypen (PCV20, zugelassen ab 18 Jahre).
Pneumokokken-Impfung bei Babys, Kindern und Risikogruppen
Babys und Kinder unter zwei Jahren sollten nach dem Empfehlungen der STIKO ausschließlich mit den Konjugatimpfstoffen (PCV10 oder PCV13) gegen Pneumokokken geimpft werden.
In der Regel werden Babys mit drei Einzeldosen im Alter von zwei, vier und 11 bis 14 Monaten gegen Pneumokokken geimpft. Für Frühgeborene wird eine zusätzlich Impfdosis im dritten Lebensmonat empfohlen.
Menschen mit angeborenem Immundefekt oder Personen die eine immunsupressive Behandlung erhalten, haben ein erhöhtes Risiko für eine durch Pneumokokken ausgelöste Lungenentzündung. Für diese Hochrisikopatientinnen und -patienten empfiehlt die STIKO eine sogenannte sequentielle Pneumokokken-Impfung, bestehend aus einer Impfung mit PCV13 gefolgt von einer Impfung mit PPSV23 nach sechs bis zwölf Monaten.
Auch für Personen mit einer chronischen Krankheit wie beispielsweise Asthma, COPD oder Lungenemphysem wird die sequentielle Pneumokokken-Impfung empfohlen.
Wann erneut gegen Pneumokokken impfen lassen?
Für Risikogruppen, wie Menschen mit chronischen Grunderkrankungen und Senioren hält die STIKO Wiederholungsimpfungen im Abstand von mindestens sechs Jahren für sinnvoll, dann jedoch ausschließlich mit dem Impfstoff PPSV23.
Für gesunde Kindern, die bereits als Baby eine Grundimmunisierung erhalten haben, wird eine Wiederholungsimpfung nicht empfohlen, da das Risiko für einen schweren Verlauf einer Pneumokokken-Infektion nach dem Alter von zwei Jahren laut STIKO sehr gering ist.
Quellen
- Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung: Impfen-info.de - Pneumokokken-Impfung bei Erwachsenen. (Letzter Abruf 26.10.2021)
- Robert Koch-Institut: Schutzimpfung gegen Pneumokokken: Häufig gestellte Fragen und Antworten. (Letzter Abruf 26.10.2021)
- Robert Koch Institut: Pneumokokken-Infektionen (Streptococcus pneumoniae) (Letzter Abruf 26.10.2021)
- Robert Koch Institut: Wissenschaftliche Begründung für die Aktualisierung der Empfehlungen zur Indikationsimpfung gegen Pneumokokken für Risikogruppen. Epidemiologisches Bulletin, 19. September 2016/Nr. 37 DOI 10.17886/EpiBull-2016-055.1
- Robert Koch-Institut: Ständige Impfkommission veröffentlicht neue Impfempfehlungen. Pressemitteilung vom 29.08.2016
- Paul Ehrlich Institut:Pneumokokken-Impfstoffe. (Letzter Abruf 26.10.2021)
- Pharmazeutische Zeitung online: Konjugatimpfstoffe - Bindung sorgt für Effektivität. 02.05.2011 (Letzter Abruf 26.10.2021)
- Ärztezeitung: Pneumokokken: Neuer Impfstoff zugelassen. 17.02.2022
Letzte Aktualisierung: 17.02.2022