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Lungs preparation
Michael Haggenmueller

Tuberkulose: Test und Diagnose

Die Tuberkulose-Diagnose erfolgt durch ein gründliches Anamnesegespräch, organbezogene Bildgebung und spezielle Laboruntersuchungen.

Wissenschaftliche Beratung: 
Prof. Dr. Tom Schaberg, Rotenburg

Die Tuberkulose-Diagnose erfolgt durch ein gründliches Anamnesegespräch, organbezogene Bildgebung und spezielle Laboruntersuchungen.

Wissenschaftliche Beratung: 
Prof. Dr. Tom Schaberg, Rotenburg

Anamnese

Am Anfang der Tuberkulose-Diagnostik steht immer ein ausführliches Anamnesegespräch. Dabei erfragt der Arzt/die Ärztin die Beschwerden. Leit-Symptome der Lungentuberkulose sind:

  • länger anhaltender Husten,
  • erhöhte Körpertemperatur (subfebril) und
  • Gewichtsverlust

Die Symptome allein reichen jedoch nicht aus, um die Tuberkulose-Diagnose zu stellen, da diese auch bei anderen Erkrankungen auftreten können.

Weitere Fragen, die im Rahmen der Anamnese geklärt werden, sind zum Beispiel:

  • Hatten Sie Kontakt zu an Tuberkulose erkrankten Menschen?
  • Ist Ihnen eine latente tuberkulöse Infektion bekannt?
  • Waren Sie bereits an Tuberkulose erkrankt? Wenn ja, welche Behandlung haben Sie erhalten?
  • Haben Sie Begleiterkrankungen, die die Wahrscheinlichkeit für einen symptomatischen Verlauf erhöhen – zum Beispiel eine HIV-Infektion oder Krankheiten, die das Immunsystem beeinträchtigen?
  • Nehmen Sie Medikamente ein, die das Immunsystem unterdrücken?

An das Anamnesegespräch schließt sich eine ausführliche körperliche Untersuchung an.

Neuer Standard: Immunologischer Tuberkulose-Test

Seit 2005 gibt es immunologische Verfahren zum Nachweis einer Tuberkulose-Infektion, die nach Abnahme einer Blutprobe im Labor durchgeführt werden. Sie werden bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 15 Jahren standardmäßig eingesetzt, um eine Tuberkulose nachzuweisen.

Diese IGRA-Tests (engl.: Interferon-Gamma-Release-Assay), basieren darauf, dass nach einem ersten Kontakt mit Tuberkulose-Bakterien bestimmte Abwehrzellen, die T-Lymphozyten, als Reaktion auf M. tuberculosis-Antigene verstärkt Interferon-Gamma freisetzen. Kreuzreaktionen werden damit fast vollständig vermieden. 

IGRA-Tests reagieren im Gegensatz zum Tuberkulin-Hauttest nach einer vorangegangenen BCG-Impfung nicht positiv. Auch eine Infektion mit Nichttuberkulösen Mykobakterien (NTM) führt im IGRA-Test nicht zu einem falsch-positiven Testergebnis.

Tuberkulose-Test: Tuberkulin-Hauttest nach Mendel-Mantoux

Die Standardmethode zum Nachweis einer Tuberkulose-Infektion war lange Zeit der Mendel-Mantoux-Tuberkulin-Hauttest. Heute wird er nur noch bei Kleinkindern angewendet.

Bei dem Test bekommen Betroffene eine standardisierte Menge von Proteinen aus der Zellwand von Mykobakterien unter die Haut gespritzt. Hatte das Immunsystem zuvor bereits Kontakt mit dem Tuberkulose-Erreger, reagiert es auf diese so genannten Antigene.

Innerhalb von drei Tagen führt die Abwehrreaktion zu einer tastbaren Verdickung der Haut an der Injektionsstelle. Dies bedeutet, dass eine Infektion mit Mykobakterien stattgefunden hat. Die Reaktion wird je nach Durchmesser der Hautverhärtung im Testbereich (Induration) ausgewertet.

Eine alleinige Rötung sagt nichts aus. Das Ausmessen der Induration entscheidet, ob ein positiver oder negativer Tuberkulose-Test vorliegt. Hierbei sind zusätzliche gesicherte individuelle Risikofaktoren zu berücksichtigen, die bei einer konkreten Person das Risiko für eine behandlungsbedürftige Tuberkulose beschreiben. Eine Aussage darüber, ob es sich um eine latente Tuberkulose-Infektion oder um eine Erkrankung handelt, erlaubt der Tuberkulin-Hauttest aber nicht.

Falsch-positiver Tuberkulin-Hauttest

Leider führt der Tuberkulin-Hauttest immer wieder zu falsch-positiven Befunden. Grund sind Kreuzreaktionen. Dies kann zum Beispiel an einer vorangegangenen Tuberkulose-Impfung liegen, den sogenannten Bacille-Calmette-Guerin-Impfungen (BCG-Impfungen) mit lebenden abgeschwächten Tuberkulose-Bakterien. Diese werden zwar seit 1998 in Deutschland nicht mehr empfohlen, könnten aber etwa bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund noch eine Rolle spielen.

Ein anderer Grund für mögliche Kreuzreaktionen kann auch der Kontakt zu überall verbreiteten nicht-tuberkulösen Mykobakterien sein.

 

Auch ein negativer Tuberkulose-Test kann trügen

Umgekehrt schließt ein negativer Tuberkulin-Hauttest eine Tuberkulose nicht mit absoluter Sicherheit aus. Ein Grund dafür ist, dass die Hautreaktion frühestens acht Wochen nach Ansteckung erfolgen kann.

Auch bei einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche wie HIV kann der Tuberkulose-Test trotz Infektion negativ bleiben. Ähnliches gilt bei schweren Verläufen wie einer Miliartuberkulose.

Antikörpertest gegen Tuberkulose

Bisher verfügbare Antikörpertests zum Ausschluss einer latenten Tuberkuloseinfektion werden nicht empfohlen, da Antikörper in nennenswertem Maße nur bei einer Tuberkulose-Erkrankung gebildet werden.

Röntgenuntersuchung bei positivem Testergebnis

Wichtigstes Hilfsmittel zur Diagnose einer Lungentuberkulose ist das Röntgen des Brustkorbs. Diese Untersuchung wird bei positivem IGRA- oder Tuberkulin-Test immer durchgeführt. Auch wenn der vorherige Tuberkulose-Test negativ war, aber Symptome und Krankengeschichte den dringenden Verdacht auf Tuberkulose nahelegen, ist eine Röntgenuntersuchung sinnvoll.

Darüber hinaus spielt das Röntgen des Brustkorbs bei der Beurteilung des Krankheitsverlaufs und des Erfolgs der Therapie eine entscheidende Rolle. Wenn sich eine Lungentuberkulose im Röntgenbild nicht sicher von anderen Lungenerkrankungen unterscheiden lässt, sollte ergänzend eine Computertomografie durchgeführt werden.

Labornachweis des Tuberkulose-Erregers

Zur vollständigen Abklärung einer Tuberkulose gehört immer der bakteriologische Nachweis des Tuberkulose-Erregers Mycobacterium tuberculosis im Labor. Bei der Lungentuberkulose erfolgt er aus dem Sputum (ausgehusteter Auswurf der Lunge), dem Bronchialsekret, bei Organtuberkulosen je nach Lokalisation aus dem Urin, der Hirnflüssigkeit, oder – falls notwendig – aus Gewebeproben, die durch eine Biopsie gewonnen werden.

Mykobakterien lassen sich zwar unter dem Mikroskop schnell erkennen, doch eine sichere Unterscheidung zwischen Tuberkulose-Erregern und harmlosen Arten ist so nicht möglich. Deshalb werden die Bakterien in einer Kultur angezüchtet. In diesem Rahmen wird auch getestet, gegen welche Tuberkulose-Medikamente sie empfindlich sind. Wegen des langsamen Wachstums der Bakterien dauert das allerdings mehrere Wochen.

Inzwischen gibt es zudem ein Schnellverfahren, das auf molekularbiologischen Techniken (Polymerase-Kettenreaktion, PCR) beruht. Damit ist es möglich, Resistenzen gegen Standard-Tuberkulose-Medikamente sehr präzise vorherzusagen und die Behandlung darauf anzupassen.

In spezialisierten Laboren kann darüber hinaus eine Bestimmung des Genoms (Ganz-Genom-Sequenzierung) erfolgen, um die Erreger und ihre Empfindlichkeit gegenüber Medikamenten zu testen.

Quellen

Letzte Aktualisierung: 24.06.2024