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Lungs preparation
Michael Haggenmueller

Was ist Tuberkulose? Definition, Symptome und Krankheitsmechanismen

 

Tuberkulose (Tbc oder TB, „Schwindsucht“) ist eine Infektionskrankheit. Ursache sind Bakterien aus der Familie der Mykobakterien.

Wissenschaftliche Beratung: 
Prof. Dr. Tom Schaberg, Rotenburg

 

Tuberkulose (Tbc oder TB, „Schwindsucht“) ist eine Infektionskrankheit. Ursache sind Bakterien aus der Familie der Mykobakterien.

Wissenschaftliche Beratung: 
Prof. Dr. Tom Schaberg, Rotenburg

Tuberkulose: Ansteckung und Übertragung

Der mit Abstand häufigste Tuberkulose-Erreger beim Menschen ist das von Robert Koch entdeckte Mycobacterium (M.) tuberculosis. Unbehandelt und in schweren Verlaufsformen ist die Tbc eine Krankheit, die zum Tod führen kann.

Insgesamt gibt es über 160 verschiedene Mykobakterien. Die meisten von ihnen sind für uns harmlos. Neben M. tuberculosis gibt es aber noch einige weitere Mykobakterien-Arten, die eine Tbc hervorrufen können – unter anderem M. bovis und M. africanum. Zumindest hierzulande spielen die beiden letztgenannten Erreger aber kaum eine Rolle.

Offene Tuberkulose: Ansteckung möglich

Wann ist Tuberkulose ansteckend? Voraussetzung ist, dass der/die Betroffene eine offene Tuberkulose hat. Das bedeutet, dass ein Krankheitsherd Anschluss an die Atemwege hat. Nur dann können Tuberkulose-Erreger in die Außenwelt gelangen und andere gefährden. Die latente tuberkulöse Infektion (Latente Tuberkulose) birgt dagegen keine Ansteckungsgefahr. 

Eine Ansteckung mit Tuberkulose erfolgt längst nicht so leicht wie bei einigen anderen, ebenfalls durch Tröpfcheninfektion übertragenen, Krankheiten, wie Masern oder Windpocken. Ob es zu einer Infektion kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Menge und Aggressivität (Virulenz) des Erregers
  • Abwehrlage der Person, die mit dem Erreger in Kontakt kommt 
  • wie lange und wie häufig stand man mit der/dem Kranken in Kontakt

Kinder sind weniger ansteckend

So geben Kinder unter zehn Jahren mit offener Tuberkulose beispielsweise nur kleine Erregermengen ab, so dass eine Ansteckung sehr unwahrscheinlich ist. Über den Luftweg übertragene Infektionen gehen deshalb fast immer von Erwachsenen aus. Andere Übertragungswege sind zwar theoretisch möglich, in der Realität aber selten.

Im Gegensatz zu manchen anderen Infektionskrankheiten führt eine Tuberkulose-Erkrankung zu keiner Immunität – das bedeutet, man kann immer wieder daran erkranken.

Tuberkulose: Symptome und Formen

Die Tuberkulose ist ein Krankheitsbild mit vielen Gesichtern. Abhängig vom Verlauf und vom Krankheitsstadium werden mehrere Formen unterschieden. Je nach Ort, an dem sich die Infektion manifestiert, unterscheidet man Lungentuberkulose und Organtuberkulose. Etwa 70 Prozent der Erkrankten leiden unter einer Lungentuberkulose.

Verursacht die Tuberkulose außerhalb der Lunge Symptome, wird dies als extrapulmonale Tuberkulose bezeichnet. Diese kann auch nach Jahren auftreten, wenn Tuberkulose-Bakterien wieder aktiv werden.

Extrapulmonale Tuberkulose-Formen

Zu den extrapulmonalen Formen gehören zum Beispiel:

  • Lymphknotentuberkulose
  • Tuberkulose des zentralen Nervensystems, zum Beispiel tuberkulöse Meningitis (Hirnhautentzündung)
  • Tuberkulose im Bauchraum (Abdominal-Tuberkulose), zum Beispiel Darmtuberkulose
  • Gelenk- und Knochentuberkulose
  • Urogenitaltuberkulose, vor allem Tuberkulosen der Nieren und der ableitenden Harnwege

Extrapulmonale Formen können auch gleichzeitig mit einer Lungentuberkulose auftreten.

Latente tuberkulöse Infektion (Latente Tuberkulose)

Bei neun von zehn Infizierten bleibt die Infektion lebenslang latent – das heißt ohne Tuberkulose-Symptome. Die Krankheit bricht erst aus, wenn das Immunsystem der Betroffenen geschwächt ist.

Steckt man sich mit einer Tuberkulose an, werden die eingedrungenen Erreger vom Immunsystem bekämpft. Beim Hauptübertragungsweg über die Lunge sind die sogenannten Alveolarmakrophagen das erste Abwehrbollwerk. Diese Fresszellen nehmen die Tuberkulose-Bakterien in ihr Inneres auf. Sie können sie aber, anders als viele andere Keime, nicht abtöten, weil die Mykobakterien dies verhindern. Um die Tuberkulose-Bakterien am Ort des Eindringens zu isolieren und deren Ausbreitung zu unterbinden, baut das Immunsystem um sie eine Art Wall, der Granulom genannt wird. Durch die Bildung solcher Granulome wird die Infektion zwar eingedämmt, sodass keine Symptome auftreten. Vollständig vernichtet werden können die Tuberkulose-Erreger aber nicht. 

Latente Tuberkulose häufigste Form bei intaktem Immunsystem

Ein solcher Verlauf, bei dem Betroffene die Bakterien in sich tragen, ohne zu erkranken, wird als latente tuberkulöse Infektion bezeichnet. Sie ist bei Menschen mit intaktem Immunsystem die häufigste Krankheitsform. Die latente Tuberkulose verursacht keine Symptome. Daher ist das einzige Anzeichen dafür ein positiver Tuberkulose-Test (IGRA).

Primärtuberkulose

Bei einer Primärtuberkulose entwickelt sich direkt aus der Erstinfektion ein sogenannter Primärkomplex. Das ist ein örtlicher tuberkulöser Entzündungsherd mit Beteiligung der regionalen Lymphknoten. Auch in diesem Fall werden die Entzündungsherde meist vom Immunsystem eingeschlossen – wenngleich langsamer als bei einer latenten Infektion. Dabei bilden sich kleine Knötchen, die der Krankheit ihren Namen geben – die Tuberkel.

Symptome bei Primärtuberkulose

Eine Primärtuberkulose verursacht in vielen Fällen keinerlei Beschwerden. Treten Symptome der Tuberkulose auf, sind diese oft unspezifisch – das heißt sie könnten auch in Zusammenhang mit vielen anderen Krankheiten wie zum Beispiel einer Grippe stehen. Dazu gehören:

  • eingeschränkte Leistungsfähigkeit und Allgemeinbefinden
  • Schwäche
  • Müdigkeit
  • Appetitverlust
  • leichtes Fieber
  • vermehrtes Schwitzen (vor allem nachts)
  • unbeabsichtigte Gewichtsabnahme

Symptome der Lungentuberkulose

Lungentuberkulose-Symptome, die aber auch bei anderen Lungenerkrankungen auftreten können, sind:

  • Husten mit oder ohne Auswurf
  • seltener Bluthusten
  • Brustschmerzen
  • Atemnot

Extrapulmonale Formen der Tuberkulose äußern sich durch weitere Symptome – je nach betroffenem Organ.

Postprimäre (sekundäre) Tuberkulose

Das Tückische an Tuberkulose ist, dass selbst bei einer latenten Infektion die eingedrungenen Mykobakterien lebend im Körper der Betroffenen verbleiben. Diese schlummernden Erreger können jederzeit reaktiviert werden und zu einer sogenannten postprimären Tuberkulose führen.

Auslöser einer solchen postprimären oder sekundären Tuberkulose ist fast immer eine Schwächung der körpereigenen Abwehr. Diese kann verschiedene Ursachen haben, von Alkoholismus über Mangelernährung bis hin zu Erkrankungen wie Krebs und Diabetes. Besonders hoch ist das Risiko bei Patienten mit einer unbehandelten HIV-Infektion.

Miliartuberkulose

Eine frühe Form der Postprimärtuberkulose ist die Miliartuberkulose, die unmittelbar aus der Primärtuberkulose entsteht. Über Blut- und Lymphwege breiten sich die Erreger massenhaft in der Lunge und anderen Organen aus. Sind auch die Hirnhäute befallen, führt das zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis). Diese TB-Meningitis – und die Miliartuberkulose ganz generell – ist ein schweres Krankheitsbild, das umgehend behandelt werden muss.

Miliartuberkulose-Symptome sind: 

  • hohes Fieber
  • Kopfschmerzen
  • neurologische Ausfälle
  • Husten und Atemnot
  • Nachtschweiß

Zu einer Miliartuberkulose kann es bei Menschen kommen, deren Immunsystem zum Zeitpunkt der Ansteckung geschwächt ist. Man beobachtet sie aber auch bei Säuglingen und Kleinkindern und alten Menschen. In Deutschland ist diese Verlaufsform der Tuberkulose glücklicherweise sehr selten geworden.

Reaktivierte Tuberkulose

Bei einer reaktivierten Tuberkulose liegt zwischen der Erstinfektion und dem Aufflammen der Krankheit ein beschwerdefreies Intervall, das unter Umständen Jahrzehnte andauern kann. Betroffen ist dann vor allem die Lunge. Doch die Erreger können auch andere Organe befallen. Klassische Orte für solche Organtuberkulosen sind:

  • das Rippenfell
  • die Nieren und die ableitenden Harnwege
  • die Knochen
  • die Lymphknoten

Welche Tuberkulose-Symptome auftreten, hängt davon ab, welches Organ beziehungsweise welche Organe betroffen sind.

Tuberkulose - Häufigste Todesursache durch bakterielle Infektion

Weltweit ist die Tuberkulose noch immer die häufigste zum Tode führende bakterielle Infektionskrankheit. Mit dem globalen Plan zum Stopp der Tuberkulose (TB) startete 2006 unter der Leitung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine groß angelegte Initiative zur weltweiten Bekämpfung der Tuberkulose. Der milliardenschwere Aktionsplan trägt inzwischen Früchte.

Sorge bereitet den Experten allerdings, dass sich zunehmend Tuberkulosestämme ausbreiten, die gegen viele oder gar alle gängigen Tuberkulose-Medikamente resistent sind. Substanzen zu entwickeln, die auch bei diesen multiresistenten Keimen wirken, gehört im Kampf gegen Tuberkulose mit zu den wichtigsten Herausforderungen.

Die Geschichte der Tuberkulose

Am 24. März 1882 hielt Robert Koch vor der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin einen Vortrag, der in die Medizingeschichte eingehen sollte. Darin stellte er eine von ihm identifizierte, bis dato unbekannte Bakterienart vor, der er den Namen Mycobacterium tuberculosis gab. Für diese Entdeckung wurde der Mediziner und Mikrobiologe 1905 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Denn Robert Koch hatte den Auslöser einer Krankheit gefunden, die man mit Fug und Recht als eine der größten Geißeln der Menschheit bezeichnen kann: Tuberkulose oder kurz TB. Spuren der Erkrankung fanden Forscher an den Knochen ägyptischer Mumien und sogar an den 500.000 Jahre alten fossilen Überresten eines Frühmenschen. 

Hippokrates (460 v. Chr. – 370 v. Chr.), der wohl berühmteste Arzt der Antike, beschrieb "den Schwund" als die am weitesten verbreitete Krankheit aller Zeiten, die fast immer tödlich endet. Dies galt bis zu Robert Kochs Zeiten. So starben in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts über 20 Prozent der Menschen an Schwindsucht, wie die Tuberkulose damals oft genannt wurde. Verbesserte Lebensumstände, die Entwicklung eines Impfstoffs und vor allem die Einführung einer Kombinationstherapie mit Antibiotika in den 1960er Jahren konnten die Erkrankung immer weiter zurückdrängen.

 >> Mehr zur Tuberkulose Verbreitung in Deutschland und weltweit. 

 

Quellen

 

Letzte Aktualisierung: 24.06.2024