Asthma-Stufentherapie
Um Menschen mit Asthma bestmöglich medikamentös zu behandeln, haben Experten für Kinder und Jugendliche sowie für Erwachsene Schemata mit fünf beziehungsweise sechs verschiedenen Therapiestufen entwickelt – die sogenannte Asthma-Stufentherapie. Die Behandlung wird dabei, durch die Gabe zusätzlicher Asthma-Medikamente und/oder eine höhere Dosierung, von Stufe zu Stufe intensiviert.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Erika von Mutius, Helmholtz Zentrum München, Klinikum der Universität München
Dr. med. Nicole Maison, Klinikum der Universität München
Um Menschen mit Asthma bestmöglich medikamentös zu behandeln, haben Experten für Kinder und Jugendliche sowie für Erwachsene Schemata mit fünf beziehungsweise sechs verschiedenen Therapiestufen entwickelt – die sogenannte Asthma-Stufentherapie. Die Behandlung wird dabei, durch die Gabe zusätzlicher Asthma-Medikamente und/oder eine höhere Dosierung, von Stufe zu Stufe intensiviert.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Erika von Mutius, Helmholtz Zentrum München, Klinikum der Universität München
Dr. med. Nicole Maison, Klinikum der Universität München
Welche Therapiestufe einzelne Personen gerade benötigen, wird immer wieder überprüft und gegebenenfalls angepasst, nach dem Prinzip: „Reduziere, wenn möglich, intensiviere, wenn nötig.“ Dies erfordert einerseits regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin, andererseits aber auch, dass Menschen mit Asthma ihren Gesundheitszustand selbst beobachten und auftretende Beschwerden protokollieren. Hierbei leistet ein Asthma-Tagebuch (PDF) wertvolle Dienste. Diese können Sie sich in unserem Downloadbereich kostenlos herunterladen.
Wie erfolgt die Einteilung in das Stufenschema?
Grundlage für die Einschätzung und Anpassung der Therapiestufen bildet die Asthma- bzw. Symptomkontrolle. Die regelmäßig geprüft werden muss – durch Kontrolluntersuchungen beim Arzt und durch Führen eines Asthmatagebuchs.
Es werden drei Grade unterschieden:
- Kontrolliertes Asthma
- Teilweise kontrolliertes Asthma
- Unkontrolliertes Asthma
Mit vier Fragen können die behandelnden Ärzte die Asthmakontrolle relativ einfach beurteilen. Alle beziehen sich auf die letzten vier Wochen vor der Kontrolluntersuchung.
Für Erwachsene lauten die Fragen:
- Traten öfter als zweimal pro Woche tagsüber Symptome auf?
- Mussten häufiger als zweimal pro Woche Bedarfsmedikamente eingenommen werden (Ausnahme: vor sportlicher Aktivität)?
- Gab es Nächte, in denen die Patienten einmal oder mehrmals wegen des Asthmas aufgewacht sind?
- War man wegen des Asthmas in seiner Aktivität eingeschränkt?
Bei Kindern und Jugendlichen wir abgefragt:
- Traten generell tagsüber Symptome auf?
- Mussten Bedarfsmedikamente eingenommen werden?
- Gab es Nächte, in denen die Patienten wegen des Asthmas aufgewacht sind?
- War man wegen des Asthmas in seiner Aktivität eingeschränkt?
Wird keine der Fragen mit "ja" beantwortet, gilt das Asthma als gut kontrolliert, bei einem oder zwei erfüllten Kriterien als teilweise kontrolliert, bei drei und vier erfüllten Kriterien als unkontrolliert.
Je nach Grad der Asthmakontrolle wird die medikamentöse Behandlung auf einer der fünf Stufen des Therapieschemas begonnen bzw. bei Bedarf angepasst. Das Behandlungsziel besteht darin, mit der geringstmöglichen Menge an Medikamenten den Grad „kontrolliertes Asthma“ zu erreichen. Es gilt das Prinzip: „so viel wie nötig und so wenig wie möglich“.
Gemeinsam entscheiden Ärzte und Patienten, ob eine Intensivierung oder Abschwächung der Behandlung sinnvoll erscheint. In jedem Fall muss sowohl das Auf- als auch das Absteigen im Stufenschema schrittweise erfolgen, von Stufe zu Stufe.
Auf keinen Fall sollten Medikamente eigenmächtig abgesetzt oder ihre Dosierung verringert werden. Beides kann eine akute Verschlechterung des Asthmas, aber auch anderweitige gesundheitliche Probleme nach sich ziehen. Deshalb sollten Änderungen des medikamentösen Behandlungsplans immer mit den behandelnden Ärzten abgesprochen sein.
Das Asthma-Stufenschema
Für Erwachsene bzw. Kinder und Jugendliche mit Asthma gibt es jeweils ein eigenes Stufenschema in der Asthmatherapie. Anhand der Asthmakontrolle kann der Arzt oder die Ärztin entscheiden, ob die Behandlung eventuell verstärkt (höhere Stufe) oder reduziert (niedrigere Stufe) werden sollte.
Die medikamentösen Stufenschemata sind in der Nationalen VersorgungsLeitnie Asthma (NVL) detailliert beschrieben.
Asthma-Stufenschema bei Erwachsenen
Erwachsene Asthmapatienten werden nach einem fünfstufigen Therapieschema behandelt. Hauptbestandteil sind die „klassischen“ Asthma-Medikamente Controller und Reliever in unterschiedlichen Dosierungen. Ab Stufe fünf wird empfohlen die neu entwickelten Asthma-Antikörper (Biologika) einzusetzen.
Treten häufig Beschwerden auf, kann eine intensivere Behandlung erforderlich sein. Umgekehrt können die Medikamente reduziert werden – in Zahl und/oder Dosierung – wenn die Erkrankung unter der momentanen Therapie kontrolliert ist. Allerdings sollte der gesundheitliche Zustand der Patienten vorher über mindestens drei Monate stabil sein.
In begründeten Ausnahmefällen können auf bestimmten Therapiestufen alternativ oder ergänzend auch andere Medikamente eingesetzt werden. Schlägt der behandelnde Arzt/die Ärztin dies vor, ist es absolut in Ordnung, nach dem Grund zu fragen. Das gilt ebenso, wenn bei einem asthmakranken Kind oder Jugendlichen vom Stufenplan abgewichen wird.
Asthma-Stufenschema bei Kindern und Jugendlichen
Das Stufenschema für Kinder und Jugendliche enthält im Gegensatz zum Erwachsenenschema, insgesamt sechs Stufen. In Stufe sechs können zusätzlich zu den Medikamenten aus Stufe fünf, die Asthma-Biologika eingesetzt werden.
Generell ist das Stufenschema für Kinder und Jugendliche darauf ausgerichtet, mögliche Folgewirkungen der inhalativen Einnahme von Cortison (Glukokortikoiden) zu verhindern. Denn diese Stoffe können sich negativ auf Wachstum und die Funktion der Nebennierenrinde auswirken. Deshalb sollen Kinder und Jugendliche immer auf die niedrigste wirksame Cortison-Dosis eingestellt werden.
Bezüglich der ärztlichen Versorgung wird folgendes empfohlen: Benötigt ein Kind die Therapiestufe 4, sollte die Betreuung durch einen erfahrenen Kinderpneumologen erfolgen. Ab Therapiestufe 5 sollte ein kinderpneumologisches Zentrum aufgesucht werden.
Außerdem empfehlen die Autorinnen und Autoren der Leitlinie, eine Wachstumskurve anzulegen.
Empfehlungen in jeder Stufe
Die Hyposensibilisierung (allergen spezifische Immuntherapie, AIT bzw. SIT) wird ausdrücklich in allen Behandlungsstufen empfohlen. Voraussetzungen hierfür sind, dass
- ein klarer Zusammenhang zwischen dem Asthma und einem bestimmten Allergen besteht
- die Lungenfunktion gut ist (FEV mindestens 80 Prozent vom Soll), und
- ein wirksames Präparat für die Hyposensibilisierung auf das betroffene Allergen existiert.
Auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (DGAKI) finden Sie eine Liste aller in Deutschland, der Schweiz und Österreich verfügbaren Präparate zur Allergen-Spezifischen Immuntherapie (SIT).
Erfahren Sie hier mehr zur allergen spezifische Immuntherapie (SIT).
Laut Studienergebnissen kann eine Hyposensibilisierung bei allergischem Asthma die Zahl der Exazerbationen verringern und die Kontrolle der Symptome verbessern. Speziell bei Kindern und Jugendlichen lässt sich dadurch die Dosis an inhalativem Cortison verringern.
Zudem wird ausdrücklich empfohlen, dass Menschen mit Asthma, die eine Langzeittherapie erhalten, eine Asthma-Schulung empfohlen und ermöglicht werden soll. Denn Schulungen unterstützen das Selbstmanagement und helfen, mit der chronischen Erkrankung umzugehen.
Erfahren Sie hier mehr zu Patientenschulungen.
Quellen
- Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma – Langfassung, 4. Auflage. 2020
Letzte Aktualisierung: 29.10.2020