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Behandlungsansätze

Derzeit gibt es noch keine etablierte Möglichkeit, mit der sich das in der Lunge ansässige Mikrobiom aufbauen oder gezielt verändern lässt. Forschende arbeiten jedoch an verschiedenen Behandlungsansätzen.

Wissenschaftliche Beratung: 
Prof. Dr. Erika von Mutius, Helmholtz MunichKlinikum der Universität München

Derzeit gibt es noch keine etablierte Möglichkeit, mit der sich das in der Lunge ansässige Mikrobiom aufbauen oder gezielt verändern lässt. Forschende arbeiten jedoch an verschiedenen Behandlungsansätzen.

Wissenschaftliche Beratung: 
Prof. Dr. Erika von Mutius, Helmholtz MunichKlinikum der Universität München

Das Mikrobiom zur Behandlung von Lungenerkrankungen verändern

Forschende experimentieren mit per Nasenspray verabreichten Probiotika (also lebenden Bakterien) für Erkrankungen der oberen Atemwege, ihr Effekt auf die Lunge ist aber noch unklar. An Mäusen gab es bereits Versuche, über aerolisierte Probiotika direkt in das Lungenmikrobiom und die mit ihm verknüpften Immunprozesse einzugreifen.

Ein weiterer Ansatz ist, mit gezielt zugeführten Bakterien die Infektabwehr zu trainieren („trained immunity“) – ähnlich wie bei einer Impfung, die sich aber nicht auf einen spezifischen Erreger bezieht. Ein spanisches Forschungsteam untersuchte, ob sich auf diese Art Kinder vor schweren Hustenattacken mit Atemnot im Rahmen von Atemwegsinfekten schützen lassen. An der Studie nahmen insgesamt 120 Kinder unter drei Jahren teil, die wiederholt unter solchen Attacken litten. Eine Gruppe erhielt als „Immuntraining“ für sechs Monate jeden Tag ein spezielles Präparat mit inaktivierten Bakterien unter die Zunge (sublingual), die andere ein Placebo. Es zeigte sich: Im Vergleich zur Placebogruppe hatten die mit Bakterien behandelten Kindern um 40 Prozent weniger Hustenattacken, diese setzten später ein und verliefen milder.

Darm-Lungen-Achse: Über den Darm die Lunge heilen?

Darm und Lunge hängen zusammen und tauschen permanent Informationen aus. Dabei haben die Bakterien der jeweiligen Organe einen hohen „Gesprächsanteil“: So wandern Bakterienfragmente und aktivierte Immunzellen über die Blutbahn von der Lunge in den Darm und umgekehrt. Eine Schlüsselrolle spielen auch bakteriell produzierte kurzkettige Fettsäuren, vor allem Acetat, Propionat und Butyrat. Studien zeigen, dass von Darmbakterien hergestellte kurzkettige Fettsäuren in verschiedensten Geweben – auch in den Lungen – akute und chronische Entzündungsprozesse beeinflussen. So haben Kinder mit einem Darmmikrobiom, das reichlich Butyrat und Propionat produziert, ein deutlich geringeres Asthmarisiko.

Darüber hinaus könnte das Darmmikrobiom auch für Menschen mit Lungenerkrankungen ein Ansatzpunkt für die Behandlung sein. Dieses lässt sich in gewissem Maß verändern, etwa durch gezielte Probiotika, sogenannte Präbiotika („Bakterienfutter“) und fäkalen Stuhltransfer. Erste Studien weisen darauf hin, dass gezielt eingesetzte Probiotika bei Kindern mit Asthma die Symptome positiv beeinflussen können.

Noch reicht die Datenbasis für allgemeine Empfehlungen zu standardisierten Mikrobiom-Therapien bei Lungenerkrankungen nicht aus. Doch möglicherweise können etwa Probiotika und Präbiotika in Zukunft die Behandlung von Mukoviszidose, Asthma und anderen Erkrankungen sinnvoll ergänzen oder ein bakterielles Immuntraining vor schweren Atemwegsinfekten schützen. Und auch die Ernährung spielt eine Rolle, um das Mikrobiom zu stärken: So ist bekannt, dass sich Butyrat produzierende und somit anti-entzündlich wirkende Bakterien bei einer faserreichen pflanzlichen Ernährung besonders wohlfühlen.

Quellen

Letzte Aktualisierung: 08.02.2023