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A conceptual image showing a lung-shaped lake in a lush and pristine jungle
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Was bedeutet der Klimawandel für die Lungengesundheit?

Klima und Wetter – Das ist der Unterschied

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Klima und Wetter häufig gleichgesetzt. Dies ist jedoch falsch. Das Wetter gibt den Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort zu einem bestimmten Zeitpunkt an – zum Beispiel ob in Ihrem Wohnort an einem bestimmten Tag die Sonne scheint oder ob es regnet und wie warm oder kalt es dort ist.

Das Klima fasst dagegen alle Wettererscheinungen zusammen, die über einen gewissen Zeitraum im Durchschnitt an einem Ort gemessen wurden. Dazu werden die Wetteraufzeichnungen aus mehreren Jahren oder sogar Jahrzehnten zusammengefasst.

Für Deutschland werden seit dem Jahr 1881 Wetteraufzeichnungen geführt. Diese zeigen, dass von 1881 bis 2021 zum Beispiel die Lufttemperatur im Jahresmittel um 1,6 Grad Celsius angestiegen ist. Damit sind die Temperaturen in Deutschland stärker gestiegen als im weltweiten Durchschnitt, wo die Erwärmung bei etwa einem Grad Celsius liegt.

Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Gesundheit aus?

Der Klimawandel hat direkte Folgen für die Gesundheit, etwa durch

Hitze und Lungenkrankheiten

Bei Lungenkrankheiten spielt Hitze eine wichtige Rolle. Während Hitzewellen im Sommer mussten mehr Menschen wegen Lungenkrankheiten im Krankenhaus behandelt werden oder verstarben daran. Außerdem stiegen

  • der Medikamentengebrauch,
  • Besuche bei niedergelassenen Ärzt:innen sowie
  • in der Notaufnahme.

Lange Hitze- und Trockenperioden können außerdem Waldbrände verursachen. Dadurch gelangen vermehrt Schadstoffe in die Luft, die nicht nur bei Menschen mit Atemwegserkrankungen zu Atemproblemen führen können.

Einfluss von Hitze und Trockenheit auf Symptome von Lungenkrankheiten

Wenn es über einen längeren Zeitraum sehr heiß ist und nicht regnet, finden weniger Bewegungen der Luftmassen statt und eine Reinigung durch Niederschläge bleibt aus. Dadurch verbleiben Luftschadstoffe wie Feinstaub oder Ozon, aber auch Allergene, länger an einem Ort und können bei Menschen mit Lungenkrankheiten und Allergien Beschwerden hervorrufen. Ozon und Feinstaub können zum Beispiel akute Krankheitsverschlechterungen (Exazerbationen) bei Menschen mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) führen.

Genaue Auswirkungen auf Lungenkrankheiten unklar

Fachleute davon aus, dass der Klimawandel schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit hat, die sich zukünftig weiter verstärken werden, wenn keine Bewältigungsstrategien gefunden werden. Es ist jedoch unklar, wie sich die Klimaveränderungen genau auf Lungenerkrankungen auswirken. Studien liefern zum Teil widersprüchliche Ergebnisse. Daher ist weitere Forschung notwendig, um die Wissenslücken zu schließen.

Studienergebnisse zu den Auswirkungen auf die Lungengesundheit widersprüchlich

Für manche individuellen Risikofaktoren zeigen sich sogar Verbesserungen durch den Klimawandel: Weniger Feuchtigkeit führt zum Beispiel dazu, dass sich weniger potenziell allergieauslösender Schimmel bildet. Es gibt auch Studien, die höhere Temperaturen mit einer geringeren Sterblichkeit bei COPD in Verbindung bringen.

Eine aktuelle Studie aus England kommt dagegen zu dem Schluss, dass bei Menschen mit COPD das Risiko für einen Krankenhausaufenthalt pro ein Grad Temperaturerhöhung über 23 Grad Celsius um rund 1,5 Prozent steigt. Bei einer Temperatur von zum Beispiel 35 Grad Celsius wäre das Risiko demnach um knapp 18 Prozent erhöht. Andere Wissenschaftsteams fanden heraus, dass die Lungenfunktion von Menschen mit Asthma bei Hitze abnimmt und die Symptome bei Kindern mit Asthma zunehmen.

Plötzliche Veränderungen und Medikamente zusätzlich problematisch

Plötzliche Veränderungen der Temperatur und Feuchtigkeit wurden mit einem höheren Atemwegswiderstand, Atemwegsverengung und ebenfalls einem erhöhten Risiko für Aufenthalte in Notaufnahme und Krankenhaus in Zusammenhang gebracht.

Eine besondere Gefahr bei Hitze ist die Austrocknung (Exsikkose), die zu Kreislaufproblemen bis hin zum Kreislaufkollaps führen können. Insbesondere Personen, die Diuretika (entwässernde Mittel) einnehmen müssen, sind hiervon besonders betroffen und sollten sich gegebenenfalls ärztlich beraten lassen.

Menschen mit Lungenkrankheiten reagieren besonders empfindlich

Weitere Forschungsergebnisse lassen den Schluss zu, dass Menschen mit Lungenkrankheiten zu den am meisten betroffenen Personengruppen durch den Klimawandel gehören. Demnach reagieren Menschen mit einer beeinträchtigten Lungenfunktion besonders empfindlich auf Extremwetterereignisse, was zu einer Verschlechterung der Symptome und zu einem erhöhten Sterberisiko führen kann. Auch das Risiko, an einer Lungenkrankheit neu zu erkranken, könnte durch den Klimawandel steigen.

Worauf sollten Menschen mit Lungenerkrankungen achten?

Es ist wichtig, allgemeine Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels zu unterstützen und gleichzeitig individuelle Schutzmaßnahmen zu ergreifen, um die Auswirkungen möglichst gering zu halten. Dazu zählen zum Beispiel:

Quellen

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  • Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (Hrsg., 2021): Klima-Report Bayern 2021. Klimawandel, Auswirkungen, Anpassungs- und Forschungsaktivitäten
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  • Deutscher Wetterdienst: Klimawandel – ein Überblick (Letzter Abruf: 03.06.2024)
  • Konstantinoudis, G. et al.: Ambient heat exposure and COPD hospitalisations in England: a nationwide case-crossover study during 2007-2018. In: Thorax 2022, 77: 1098 – 1104
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  • Tran, H. M. et al.: Climate change and mortality rates of COPD and asthma: A global analysis from 2000 to 2018. In: Environmental Research 2023, 233: 116448, doi: 10.1016/j.envres.2023.116448
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  • Witt, C. et al: Auswirkungen von Klimaveränderungen auf Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen. In: Dtsch Arztebl Int 2015, 112: 878 – 883
  • Xu, Z. et al.: Heat, heatwaves, and ambulance service use: a systematic review and meta-analysis of epidemiological evidence. In: Int J Biometeorol. 2023, 67 (10): 1523 – 1542

Letzte Aktualisierung: 03.06.2024