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Atemtechniken und Atemschulung

Spezielle Atemübungen und Atemtechniken zielen in der Regel darauf ab, durch bewusstes Ein- und Ausatmen zur Entspannung und Ruhe zu finden und besser Luft zu bekommen.

Wissenschaftliche Beratung:
Tessa Schneeberger, Schön Klinik Berchtesgadener Land und Universitätsklinikum Gießen Marburg (UKGM), Deutsches Zentrum für Lungenforschung (DZL)
Prof. Dr. Andreas Rembert Koczulla, Schön Klinik Berchtesgadener Land und Universitätsklinikum Gießen Marburg (UKGM), Deutsches Zentrum für Lungenforschung (DZL)

Spezielle Atemübungen und Atemtechniken zielen in der Regel darauf ab, durch bewusstes Ein- und Ausatmen zur Entspannung und Ruhe zu finden und besser Luft zu bekommen.

Wissenschaftliche Beratung:
Tessa Schneeberger, Schön Klinik Berchtesgadener Land und Universitätsklinikum Gießen Marburg (UKGM), Deutsches Zentrum für Lungenforschung (DZL)
Prof. Dr. Andreas Rembert Koczulla, Schön Klinik Berchtesgadener Land und Universitätsklinikum Gießen Marburg (UKGM), Deutsches Zentrum für Lungenforschung (DZL)

Atemerleichternde Techniken und Selbsthilfemaßnahmen erlernen

Im Rahmen einer Atemschulung oder Atemtherapie angeleitet durch spezialisierte Atemphysiotherapeuten können Menschen mit Lungenerkrankungen atemerleichternde Techniken und Selbsthilfemaßnahmen im Ruhezustand und auch unter körperlicher Belastung lernen.

Wichtig ist bei einer Atemschulung oder Atemtherapie, auch alltägliche Belastungssituationen in den Therapieplan einzubauen, das stark beeinträchtigten Patientinnen und Patienten wieder zu mehr Mobilität verhilft - etwa ein "Geh- und Treppensteig-Training". 

Auch das richtige Inhalieren sowie das effektive Abhusten von Schleim mit Hilfe von medizinischen Hilfsmitteln wie Flutter, Cornet oder anderen Atemdruck–Systemen, auch PEP-Systeme (positive expiratory pressure) genannt, kann im Rahmen einer Husten- und Atemschulung erlernt werden. Regelmäßiges Training mit PEP-Geräten senkt die Atemnot, trainiert die Atemmuskulatur und ermöglicht es den Schleim besser abzutransportieren.

Notfallsituationen besser bewältigen

Eine strukturierte Atemschulung hilft Menschen mit Lungenkrankheiten,

  • Notfallsituationen besser zu bewältigen,
  • Symptome wie Hustenanfälle in den Griff zu bekommen und
  • generell die persönliche Lebensqualität zu verbessern.

Atemtechniken in Patientenschulungen lernen

Im Falle von Asthma wurde unter Federführung der Deutschen Atemwegsliga ein Nationales Ambulantes Schulungsprogramm für Erwachsene mit Asthma (NASA) sowie für Jugendliche und Kinder erarbeitet. Das NASA-Konzept ist evaluiert und wissenschaftlich dokumentiert. Das sechs Stunden umfassende Programm wird ambulant in pneumologischen Fachabteilungen von Kliniken und in Rehabilitationseinrichtungen angeboten.

Als alternatives ambulantes Patientenschulungsprogramm bei Asthma hat das Bundesversicherungsamt 2008 das ebenfalls evaluierte Modulare Ambulante Schulungsprogramm für erwachsene Menschen mit Asthma (MASA) akkreditiert. Die Lehrinhalte von NASA und MASA sind weitgehend identisch, die Programme unterscheiden sich allein in den Lehrmaterialien. Regelmäßige Nachschulungen werden empfohlen.

Für Menschen mit chronisch obstruktiver Lungenkrankheit COPD gibt es beispielsweise das Schulungsprogramm COBRA (Ambulantes Schulungsprogramm für Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis mit und ohne Emphysem). Dieses wurde ebenfalls von der Deutschen Atemwegsliga gemeinsam mit medizinischen Fachverbänden und Kliniken entwickelt, und besteht aus sechs Unterrichtseinheiten a 60 Minuten.  

Erfahren Sie mehr dazu in unserem Kapitel „Patientenschulungen“.

Praktische Tipps für Lungensport und Rehabilitation

Interview mit Michaela Frisch, Vorstandsmitglied der AG Lungensport und Therapieleiterin: Sie gibt praktische Tipps, wie Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen mehr Bewegung in ihren Alltag einbauen können, wie sie von körperlichem Training profitieren und was beim Antrag auf Rehabilitation zu beachten ist.

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Bewährte Atemübungen

Eine Reihe von Atemtechniken und Atemübungen kann Menschen mit Lungenerkrankungen helfen, besser Luft zu bekommen. Die Atemübungen – anfangs angeleitet durch geschulte Atemphysiotherapeuten – sind leicht zu erlernen, unterstützen bei körperlichen Belastungen, zum Beispiel beim Treppe gehen, und erleichtern den Alltag.

Ziel aller Atemübungen ist es, einen Zustand der inneren Ruhe herbeizuführen und damit Ängste und Verkrampfungen – auch der Atemmuskulatur – abzubauen. Die Atemtechniken sollten man möglichst regelmäßig und in beschwerdefreien Phasen einüben.

Zu den bewährtesten Atemtechniken zählen

Dosierte Lippenbremse

Die sogenannte dosierte Lippenbremse gehört zu den wichtigsten Selbsthilfetechniken für Menschen mit Atemwegserkrankungen. Anfangs sollte sie mit Hilfe eines oder einer Atemphysiotherapeut/in in Ruhe richtig erlernt werden. Einmal verinnerlicht kann man sie dann ganz automatisch bei Belastungssituationen, zum Beispiel beim Treppensteigen, einsetzen.

Die Lippenbremse hilft, die Bronchien bei der Ausatmung zu stabilisieren und diese weit zu halten. Der erhöhte Innendruck und die leichte Stauung der Luft führen zu einer verlangsamten, längeren Ausatmung. Es wird mehr alte, verbrauchte Luft ausgeatmet, und somit die Überblähung der Lunge reduziert.

Bei der dosierten Lippenbremse werden (siehe auch Grafik):

  1. die Lippen entspannt aufeinander gelegt,
  2. durch die Nase eingeatmet
  3. und die Luft langsam, zwischen den Lippen durch die verengte Atemöffnung ausgeatmet.

Atemreizgriff

Der Atemreizgriff vertieft und erleichtert die Atmung.

Dabei wird

  1. eine Hautfalte unterhalb der Rippenbögen ergriffen,
  2. beim ruhigen Einatmen diese etwas vom Körper weggezogen,
  3. beim Ausatmen wieder losgelassen.

Atmungserleichternde Körperhaltungen

Auch spezielle Atmungserleichternde Körperpositionen können helfen, das Luftvolumen in der Lunge zu steigern und die verengten Bronchien zu erweitern und so das Atmen erleichtern.

Durch das Aufstützen der Arme wird das Gewicht des Brustkorbs und des Schultergürtels abgegeben, die Atemhilfsmuskulatur wird entlastet und kann die Atmung so effektiver unterstützen.

Die Atemübungen sollen Menschen mit Lungenerkrankungen Sicherheit vermitteln. Und ihnen ein Mittel an die Hand geben, mit der Atemnot umzugehen und Erleichterung zu erfahren, sodass die Angst oder sogar Panik vor der nächsten Atemnotsituation kleiner wird.

Der Kutschersitz - Schritt für Schritt

Für den Kutschersitz benötigen Sie einen Stuhl.

  1. Setzen Sie sich mit nach vorne gebeugtem Oberkörper auf den Stuhl.
  2. Beugen Sie sich nach vorne und stützen Sie die Ellenbogen auf Ihren Knien ab.
  3. Sie sollten versuchen, ganz ruhig zu atmen, gegebenenfalls unter Einsatz der dosierten Lippenbremse.

Der Paschasitz - Schritt für Schritt

  1. Setzen Sie sich in einen Sessel.
  2. Strecken die Beine locker aus und stützen Rücken und Kopf an der Rückenlehne ab.
  3. Die Arme werden mit Hilfe von untergeschobenen Kissen etwas höher gelagert auf den Armlehnen abgelegt.
  4. Ruhig und tief durchatmen und gegebenenfalls unter Einsatz der dosierten Lippenbremse ausatmen.

Die Stuhlstütze - Schritt für Schritt

Für die Stuhlstüze benötigen Sie einen Stuhl.

  1. Setzen Sie sich breitbeinig verkehrt herum auf die Sitzfläche des Stuhls und legen Sie die Arme auf die Rückenlehne. Wichtig: Die Ellenbogen sollen höher als die Schultern gelagert sein.
  2. Bei leicht gerundetem Rücken nun den Kopf auf die Unterarme oder die Hände legen.
  3. Ruhig und tief durchatmen und gegebenenfalls unter Einsatz der dosierten Lippenbremse ausatmen.

Die Wandstellung - Schritt für Schritt

  1. Stützen Sie sich mit verschränkten Unterarme an einer Wand ab und legen Sie Ihre Stirn auf die Arme.
  2. Bringen Sie die Beine dabei in eine leichte Schritt- oder Grätschstellung.
  3. Ruhig und tief durchatmen und gegebenenfalls unter Einsatz der dosierten Lippenbremse ausatmen.

Die Torwartstellung - Schritt für Schritt

Diese Atemübung können Sie im Stehen durchführen.

  1. Grätschen Sie leicht die Beine.
  2. Stützen Sie sich nun mit den Händen oberhalb der Knie ab.
  3. Die Finger zeigen dabei nach innen und die Ellenbogen sind leicht gebeugt. Dadurch kann die so genannte Atemhilfsmuskulatur, dazu gehören zum Beispiel die Muskeln an der Schulter, effektiv zu Hilfe genommen werden.
  4. Ruhig und tief durchatmen und gegebenenfalls unter Einsatz der dosierten Lippenbremse ausatmen.

Pneumologische Reha bei Lungenkrankheiten

Interview mit Tessa Schneeberger, Philipps-Universität Marburg - Pneumologische Rehabilitation, Schön Klinik Berchtesgadener Land: Was ist das Besondere an einer pneumologischen Rehabilitation? Wie können Menschen mit einer Lungenerkrankung von einer solchen Reha profitieren und was ist beim Reha-Antrag zu beachten?

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Quellen

  • Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma, 3. Auflage, 2018 Version 1 
  • Patientenleitlinie zur Nationalen Versorgungsleitlinie Asthma 2. Auflage, Version 1.3, Mai 2011 
  • Cooper S., et al.: Effect of two breathing exercises (Buteyko and pranayama) in asthma: a randomised controlled trial. Thorax 2003; 58: 674-679.

Letzte Aktualisierung: 20.04.2021