Was beeinflusst unser Mikrobiom?
Das Mikrobiom ist ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Körpers. Verschiedene Faktoren können die mikrobielle Besiedelung beeinflussen. Forschende haben herausgefunden, dass andere Menschen – wie die eigene Familie, Freundschaften und Nachbarschaft – auf das Mikrobiom einwirken. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht.
Was das Mikrobiom genau ist, wie sich das Mikrobiom in den Atemwegen entwickelt und welche charakteristischen Veränderungen es bei Lungenerkrankungen wie Asthma bronchiale, COPD oder Mukoviszidose gibt, behandelt unser aktueller Schwerpunktthema im März.
Zudem findet am 29. März 2023 von 16.30 bis ca. 18.00 Uhr unser kostenloses Online-Seminar "Mikroben als Schlüssel für unsere Gesundheit" statt. Wer mehr über das Mikrobiom in den Atemwegen und im Darm erfahren möchte, kann sich hier direkt anmelden oder weitere Informationen und das Programm ansehen.
Verschiedene Übertragungswege
Die „Grundausstattung“ des Darmmikrobioms wird bei der Geburt angelegt und verändert sich über die Zeit – je nach den persönlichen Umständen. Die Ernährung und der Lebensstil können die Zusammensetzung beeinflussen. Die Mikroorganismen an sich werden von anderen Menschen übertragen – die ersten gehen während der Geburt von der Mutter auf das Kind über. Doch die Bandbreite an Mikroben ist zu groß, um sie allein auf diese Mutter-Kind-Übertragung (Transmission) zurückzuführen.
Ein Wissenschaftsteam ist den Transmissionswegen nachgegangen und wertete dazu Stuhl- und Speichelproben von 9.715 Personen aus 31 unterschiedlichen Biobanken aus. Zu den Teilnehmenden, die aus unterschiedlichen Regionen auf der ganzen Welt stammten, lagen neben üblichen Parametern wie Geschlecht und Alter auch vielfältige spezielle Informationen vor, insbesondere
- in welcher Stadt und welchem Land sie lebten,
- wie das persönliche Umfeld aussah (zum Beispiel familiäre Beziehungen, Mitbewohner:innen),
- ob sie vaginal oder per Kaiserschnitt entbunden wurden und
- bei Zwillingen, ob es sich um ein- oder zweieiige Zwillinge handelte und ab welchem Zeitraum sie getrennt wohnten.
Hohe Übereinstimmung zwischen Mutter und Kind
Die Forschenden fanden heraus, dass im ersten Lebensjahr etwa die Hälfte der Mikroorganismen-Stämme in Stuhlproben von Müttern und ihren Kindern übereinstimmen. Bis zum dritten Lebensjahr gehen diese Übereinstimmungen auf 27 Prozent zurück, und bis zum 18. Lebensjahr auf 19 Prozent. Gemeinsamkeiten bleiben bestehen, auch wenn die Kinder nicht mehr im selben Haushalt leben.
Auch mit anderen im gleichen Haushalt lebenden Personen gibt es Übereinstimmungen im Darmmikrobiom – in kleinen, eng vernetzten Dörfern sogar mit der Nachbarschaft.
Mikrobiom des Mundes unterliegt weiteren Einflüssen
Das Mikrobiom in der Mundhöhle lässt sich leichter durch andere Personen beeinflussen, da die Mikroorganismen von Mund zu Mund einfacher übertragen werden als die des Darmmikrobioms. Bei Menschen, die im selben Haushalt wohnen, fanden die Forschenden eine Übereinstimmung von rund einem Drittel der Stämme gegenüber null bis drei Prozent bei Menschen, die getrennt wohnen.
Die Ähnlichkeit des Mundmikrobioms zwischen Mutter und Kind ist im ersten Lebensjahr noch eher gering. Danach gibt es immer mehr Gemeinsamkeiten – sowohl mit der Mutter als auch mit dem Vater.
Mikrobiom der Atemwege
Auch die Atemwege sind von Mikroorganismen besiedelt. Zahlenmäßig überleben dort deutlich weniger Mikroben als im Darm oder in der Mundhöhle, da das Nährstoffangebot schlechter ist. Dennoch ist das Mikrobiom der Atemwege in den letzten Jahren zu einem wichtigen Forschungsgegenstand geworden, denn es wirkt sich auf die Lungengesundheit aus. Dementsprechend kann es ein Ansatzpunkt für die Behandlung von Lungenerkrankungen sein.
Quelle:
- Valles-Colomer, M. et al.: The person-to-person transmission landscape of the gut and oral microbiomes. In: Nature 2023, 614: 125 - 135