Welche Rolle spielt das Mikrobiom bei interstitiellen Lungenkrankheiten?
Das Mikrobiom der Lunge kann die Lungengesundheit beeinflussen. Forschende wollten herausfinden, wie es sich auf interstitielle Lungenkrankheiten auswirkt. Sie fanden Zusammenhänge zwischen Veränderungen im Mikrobiom und dem Fortschreiten der Erkrankung.
In einer systematischen Datenbankrecherche suchte ein Wissenschaftsteam nach Studien, die den Einfluss des Lungenmikrobioms auf den Verlauf einer interstitiellen Lungenkrankheit untersuchten. Sie fanden sechs Studien, die ihren Kriterien entsprachen. In die Literaturauswertung eingeschlossen wurden Beobachtungsstudien, klinische Studien und Fallberichte, die das Lungenmikrobiom von gesunden Personen und Menschen mit einer interstitiellen Lungenerkrankung verglichen.
Die Ergebnisse zeigten, dass bei den erkrankten Studienteilnehmer:innen einige Unterschiede in der Art und Vielfalt der angesiedelten Mikroben des Lungenmikrobioms bestehen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Lungenmikrobiom den Verlauf der Erkrankung beeinflussen könnte. Allerdings sind weitere Studien erforderlich, um die zugrundeliegenden Krankheitsmechanismen zu klären.
Therapeutische Bedeutung des Lungenmikrobioms
Forschende suchen nach Möglichkeiten, um Erkrankungen durch eine Veränderung des Mikrobioms zu behandeln. Das Ziel: Durch das gezielte Abtöten oder Ansiedeln bestimmter Mikroben durch Antibiotika beziehungsweise Probiotika soll ein „gesundes“ Mikrobiom wiederhergestellt werden. So profitierten Studien zufolge zum Beispiel Menschen mit einer fortschreitenden Lungenfibrose von einer vorbeugenden Behandlung mit den Antibiotika Azithromycin oder Doxycyclin. In einer Vorstudie zu einer klinischen Studie verbesserte eine dreimonatige Behandlung mit Co-Trimoxazol die Lebensqualität und verringerte den Verlust der Lungenfunktion bei Patient:innen mit interstitiellen Lungenkrankheiten, die mit einer Vernarbung (Fibrosierung) einhergehen.
Bislang sind solche Behandlungen nur im Rahmen von Studien möglich. Weitere Forschung inklusive klinischer Studien ist notwendig, um das Verfahren möglicherweise in die praktische Anwendung im Alltag zu bringen.
Auch Bakterien aus dem Darm beeinflussen die Lungengesundheit
Doch nicht nur das Lungenmikrobiom beeinflusst die Lungengesundheit. Studien haben gezeigt, dass das Mikrobiom des Magen-Darm-Trakts und des Atmungssystems miteinander in Wechselwirkung stehen. Forschende bezeichnen dies als Darm-Lungen-Achse. Demnach kann auch ein gestörtes Mikrobiom im Magen-Darm-Trakt das Lungenmikrobiom durch chemische Botenstoffe beeinflussen.
Hintergrund: Was ist das Lungenmikrobiom?
Der Begriff „Lungenmikrobiom“ umfasst alle Mikroorganismen im Atmungstrakt. In gesunden Lungen lebt eine vielfältige Gemeinschaft von Mikroben Geraten die bakterielle Zusammensetzung oder die Stoffwechselaktivitäten der Mikroorganismen durcheinander oder siedeln sie sich an anderen Stellen an, können Lungenkrankheiten auftreten. Forschende konnten bereits Zusammenhänge einer solchen „Dysbiose“ mit Erkrankungen wie COPD, Asthma und interstitiellen Lungenkrankheiten nachweisen.
Quelle
Puiu, R. et al.: The Role of Lung Microbiome in Fibrotic Interstitial Lung Disease – A Systematic Review. In: Biomolecules 2024; 14 (3): 247; doi: 10.3390/biom14030247