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Verbessert Vitamin D die Kontrolle von COPD und Asthma?

Vitamin D wird ein positiver Einfluss auf Atemwegserkrankungen wie die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Asthma zugeschrieben. Ob die Einnahme als Nahrungsergänzungsmittel wirklich wirkt, ist jedoch umstritten. Forschende haben nun elf Studien mit COPD-Betroffenen und 19 Studien mit Asthma-Betroffenen darauf ausgewertet, ob Vitamin D die Krankheitskontrolle verbessert.

Sowohl bei COPD als auch bei Asthma spielen Entzündungen der Atemwege eine entscheidende Rolle bei der Krankheitsentstehung. Die Einnahme von Vitamin D als Nahrungsergänzungsmittel (Supplement) wird zusätzlich zu anti-entzündlichen Medikamenten als vielversprechender Behandlungsansatz gesehen.

Vitamin D gegen Entzündungen

Der Vitamin D-Rezeptor, der die Aufnahme von Vitamin D in die Zellen ermöglicht, beeinflusst viele Stoffwechselvorgänge und die Wirkung tausender Gene. Unter anderem ist er an der Regulation von Immunzellen und -markern in der Lunge beteiligt. Einige Studien deuten darauf hin, dass sich ein höherer Vitamin D-Spiegel im Blut günstig auf die Lungenfunktion und die Krankheitsschwere bei Menschen mit COPD und Asthma auswirkt. Andere Untersuchungen fanden dagegen keinen Effekt.

Aufgrund der uneinheitlichen Ergebnisse und neuer verfügbarer Studien nahm ein Wissenschaftsteam das Thema erneut unter die Lupe. Dazu wählte es in einer systematischen Literaturrecherche Studien aus, die aufgrund ihres Designs als besonders aussagekräftig gelten. Außerdem führte das Team eine Meta-Analyse, das heißt eine statistische Auswertung aller Studienergebnisse, durch.

In den ausgewerteten Untersuchungen wurde die Wirkung von Vitamin D mit einem wirkungslosen Scheinmedikament (Plazebo) verglichen. Die Autor:innen fanden elf solcher randomisiert-kontrollierter Studien mit insgesamt 1.183 COPD-Betroffenen und 19 mit 2.025 Asthma-Betroffenen. Die Qualität der Studien wurde durch ein spezielles Bewertungstool (Cochrane risk of bias tool) als hoch bewertet.

Effekte möglich, jedoch keine konkreten Empfehlungen

Auch in der vorliegenden Meta-Analyse waren die Ergebnisse der einzelnen Studien uneinheitlich. Teilweise lässt sich dies durch die unterschiedliche Definition einer Krankheitsverschlechterung (Exazerbation) erklären. Zudem setzten die ausgewerteten Studien sehr unterschiedliche Dosierungen von Vitamin D ein. Dadurch ist es nicht möglich, eine optimale Dosierung oder Dauer der Einnahme abzuleiten.

Insgesamt kommt das Forschungsteam in der Meta-Analyse zu dem Schluss, dass die Einnahme von Vitamin D-Supplementen die Kontrolle von Asthma- und COPD-Symptomen fördern kann. Die Ergebnisse deuten auf einen Einfluss auf die Lungenfunktion hin. Die relative Einsekundenkapazität (FEV1/FVC) verbesserte sich jedoch nur bei Asthma. Dagegen hatten Menschen mit COPD unter Vitamin D-Supplementation eine bessere Lebensqualität und weniger Beschwerden. Sowohl bei den Betroffenen mit Asthma als auch mit COPD traten weniger Verschlechterungen der Krankheit auf. Dieser Effekt war jedoch statistisch nicht eindeutig (signifikant). Zudem regulierten sich die Immunmarker IL-5, IgE und IL-10 bei Menschen mit vorherigem Vitamin D-Mangel durch die Nahrungsergänzung.

Trotz der weiterhin nicht eindeutigen Datenlage sehen die Autor:innen der Meta-Analyse die Einnahme von Vitamin D-Supplementen als eine kostengünstige, risikoarme und aussichtsreiche Methode an, um die COPD- und Asthma-Kontrolle zu verbessern. Für konkrete Empfehlungen ist jedoch weitere Forschung notwendig.

Quelle:

  • Wang Y. et al.: Efficacy of vitamin D supplementation on COPD and asthma control: A systematic review and meta-analysis. In: J Glob Health 2022, doi: 10.7189/jogh.12.04100