Wie hängt das kindliche Darmmikrobiom mit Atemwegserkrankungen zusammen?
Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass das Darmmikrobiom in der frühen Kindheit eine Rolle in der Entwicklung des Lungenimmunsystems sowie der Anfälligkeit für Atemwegsinfektionen und Asthma spielt. In einer systematischen Übersichtsarbeit im Fachmagazin „The Lancet Microbe“ haben Forschende elf Studien zum Thema zusammengefasst.
Unser aktueller Schwerpunkt im März behandelt, was genau das Mikrobiom ist, wie es sich in den Atemwegen entwickelt und welche charakteristischen Veränderungen es im Mikrobiom bei Lungenerkrankungen gibt.
Außerdem veranstaltet der Lungeninformationsdienst ein kostenloses Online-Seminar zum Thema „Mikroben als Schlüssel für unsere Gesundheit am 29. März von 16.30 bis ca. 18.00 Uhr mit Expert:innen aus der Forschung.
Vielfalt und Vorkommen der Darmbakterien von Bedeutung
Die eingeschlossenen Studien betrachteten in einem ersten Schritt die Zusammensetzung der Darmmikrobiota von Säuglingen im Alter von 0 bis 12 Monaten. Zusätzlich registrierten die Wissenschaftler:innen spätere Atemwegserkrankungen im Kindes- und Jugendalter wie Atemwegsinfektionen, Keuchen oder Asthma.
Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass eine geringe Alpha-Diversität des Darmmikrobioms der Babys mit Atemwegserkrankungen im späteren Kindheitsverlauf in Verbindung stehen. Die Alpha-Diversität ist ein Maß der Vielfalt von Mikroorganismen, die in einem Individuum vorkommen. Außerdem konnten die Autor:innen bestimmte Arten von Darmbakterien (Bifidobacterium, Faecalibacterium, Ruminococcus und Roseburia) identifizieren. Ein geringes Vorkommen dieser Gattungen im Darm könnte ebenso mit der Entwicklung von Erkrankungen der Atemwege im Kindesalter zusammenhängen.
Längsschnittstudien für Ansätze zur Krankheitsvorbeugung nötig
Die Übersichtsarbeit liefert erste Hinweise auf bestimmte Darmbakterien und deren Einfluss auf Atemwegserkrankungen im Kindesalter. Die Ergebnisse variierten jedoch zwischen den eingeschlossenen Studien. Zum Teil wiesen die Studien einige Einschränkungen auf, darunter
- eine unzureichende Charakterisierung der Bakterienarten,
- unterschiedliche Definitionen der untersuchten Erkrankungen,
- die fehlende Kontrolle von Störfaktoren, die die Ergebnisse verzerren könnten und
- eine geringe Teilnehmendenzahl.
So sind große Längsschnittstudien mit Stuhlproben und genauere Untersuchungsstandards nötig, um genaue Ziele in der mikrobiellen Darmbesiedelung für die Vorbeugung von Atemwegserkrankungen bei Kindern zu entschlüsseln.
Quelle:
Alcazar C. G.-M. et al. The association between early-life gut microbiota and childhood respiratory diseases: a systematic review. In: The Lancet Microbe, 2022, 11 (3): e867-e880. https://doi.org/10.1016/S2666-5247(22)00184-7