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Microbiome intestine factories and microbiota. Gut health 3d render. Microvilli with factories in intestine
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Wirken Probiotika gegen altersbedingte Muskelschwäche bei COPD?

Die Einnahme von mehrstämmigen Probiotika könnte ältere Menschen mit der chronisch obstruktiven Lungenkrankheit COPD dabei unterstützen, ihre Muskelkraft und körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern. Darauf deuten Ergebnisse einer randomisierten kontrollierten Studie in der Fachzeitschrift Archives of Gerontology and Geriatrics hin.

Altersbedingter Muskelschwund (Sarkopenie) und eine verminderte körperliche Leistungsfähigkeit sind häufige Begleiterscheinungen bei Patient:innen mit fortgeschrittener COPD. Die Ursachen dafür liegen nicht zuletzt auch in einer chronischen Entzündung. Diese wird unter anderem von einer gestörten Darmflora und einer beeinträchtigten Funktion der Darmschleimhaut, der Barriere zwischen Darminhalt und Blutkreislauf, gefördert.

Die Forschenden konnten bereits in vorherigen Studien einige Biomarker im Blut identifizieren, die mit Sarkopenie bei COPD-Patient:innen in Verbindung stehen. So ist zum Beispiel der Biomarker CAF22 mit dem Abbau von neuromuskulären Verbindungsstellen assoziiert, also dem Bereich, in dem das Nervenende mit Skelettmuskelgewebe verbunden ist.

Die Biomarker Zonulin und Claudin-3 regulieren die Darmbarriere und sind bei Patient:innen mit COPD und Sarkopenie erhöht. Erhöhte Werte können auf eine gestörte Darmbarriere hinweisen. Die Wissenschaftler:innen nahmen bereits bekannte positive Effekte von Probiotika in Bezug auf systemische Entzündungszustände und die Stärkung der Darmbarriere zum Anlass, diese Effekte auch bei COPD-Patienten mit Sarkopenie zu testen.

Dazu wurden 104 männliche Studienteilnehmer mithilfe eines Computers per Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. 51 Teilnehmer nahmen jeden Tag eine Probiotikum-Kapsel, bestehend aus 112 Billionen lebenden Bakterien. Die andere Gruppe erhielt ein Scheinmedikament (Placebo). Ob die Studienteilnehmer von Sarkopenie betroffen waren, wurde zu Beginn mittels

  • der Handgriffstärke
  • der Ganggeschwindigkeit
  • eines Balance- und Stuhlaufstehtests und
  • der Bestimmung der Muskelmasse, des fettfreien Muskelmasseindexes sowie des Phasenwinkels durch eine BIA-Messung

analysiert. Zusätzlich wurden die oben genannten Biomarker, Entzündungsmarker und Marker für oxidativen Stress gemessen.

Deutliche Verbesserungen in der Probiotikagruppe

Nach 16 Wochen verbesserten sich bei den Personen, die das Probiotikum erhielten, Handgriffstärke, Ganggeschwindigkeit sowie die Ergebnisse im Balance- und Stuhlaufstehtest, jedoch nicht die Werte der BIA-Messung. Auch die untersuchten Biomarker waren in der Studiengruppe allesamt reduziert. In der Placebogruppe gab es keine Veränderungen.

Die Ergebnisse deuten auf einen ersten nebenwirkungsarmen Ansatz zur Behandlung von Muskelschwund bei COPD-Patienten hin. Ob diese Therapie auch bei weiblichen Patientinnen wirkt, muss in weiteren Studien untersucht werden.

Quelle:

Karim A. et al.: A multistrain probiotic improves handgrip strength and functional capacity in patients with COPD: A randomized controlled trial. In: Arch Gerontol Geriatr. 2022, 102:104721