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Bronchiektasen: Regionale Unterschiede in Ursachen und Mikrobiom

Bronchiektasen sind ein komplexes Krankheitsbild mit vielen unterschiedlichen Ursachen, Einflussfaktoren und Begleiterkrankungen. Das Europäische Bronchiektasen-Register zeigt Unterschiede zwischen Ländern in Europa.

Das Europäische Bronchiektasen-Register EMBARC (European Bronchiectasis Registry) ist die weltweit größte und umfassendste Datenbasis zur Bronchiektasie. Sie umfasst die Daten von rund 17.000 Betroffenen in 27 europäischen Ländern und Israel. Ziel einer aktuellen Auswertung war es, die Krankheit besser zu verstehen und Unterschiede zwischen den europäischen Ländern zu finden.   

Ursache der Erkrankung häufig unbekannt 

Bei mehr als einem Drittel der Betroffenen konnte keine Ursache gefunden werden (idiopathische Bronchiektasie). Für etwa jede fünfte Erkrankung waren schwere Atemwegsinfektionen verantwortlich. Früher waren Bronchiektasen häufig die Folge einer Lungentuberkulose. Diese kommt jedoch in den meisten europäischen Ländern heute kaum noch vor, sodass Tuberkulose nur noch bei knapp fünf Prozent der Patient:innen der Auslöser war. Hier gibt es jedoch regionale Unterschiede: In Zentral- und Osteuropa war der Anteil mit fast elf Prozent deutlich höher. 

COPD und Asthma waren für rund acht beziehungsweise sieben Prozent der Bronchiektasen verantwortlich – Tendenz steigend. 

Weitere Ursachen sind unter anderem 

Hohe Krankheitslast: viele Verschlechterungen, häufige Krankenhausbehandlungen 

Die EMBARC-Teilnehmenden erlitten im Mittel zwei Krankheitsverschlechterungen (Exazerbationen) pro Jahr, mehr als ein Viertel musste im Jahr vor der Befragung deshalb in ein Krankenhaus aufgenommen werden. 

In Zentral- und Osteuropa traten dem Register zufolge häufiger schwere Verlaufsformen der Bronchiektasie auf. Außerdem erlitten die Betroffenen dort mehr Krankheitsverschlechterungen. Die Exazerbationen mussten häufiger im Krankenhaus behandelt werden.  

Mikrobielle Unterschiede 

Bei der mikrobiellen Besiedelung der Atemwege fanden die EMBARC-Forschenden regionale Unterschiede: Das Bakterium Pseudomonas aeruginosa kam bei Betroffenen in Südeuropa deutlich häufiger, Haemophilus influenzae dagegen seltener vor als bei Patient:innen in Großbritannien, Nord- und Westeuropa. Allerdings ergaben sich daraus keine statistisch aussagekräftigen (signifikanten) Auswirkungen dieser Mikroben auf die Krankheitsschwere, Begleiterkrankungen oder die Lungenfunktion

Quelle: 

  • Chalmers, J.D. et al.: Bronchiectasis in Europe: data on disease characteristics from the European Bronchiectasis registry (EMBARC). In: Lancet 2023, doi: 10.1016/S2213-2600(23)00093-0