3d illustration proteins with lymphocytes , t cells or cancer cells

Neuer Mechanismus in der Entstehung von idiopathischer Lungenfibrose entdeckt

Ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung von Forschenden des DZL-Standorts Borstel und von Helmholtz Munich haben einen neuen Signalweg entdeckt, der zu einer ungewollten Aktivierung sogenannter Immunoproteasomen führt. Sind sie dauerhaft aktiv, tragen sie zur Entstehung der idiopathischen Lungenfibrose (IPF) bei.

Die idiopathische Lungenfibrose (IPF) ist durch eine Vernarbung der Bindegewebsfasern in der Lunge gekennzeichnet. Die Ursachen und Entstehungsmechanismen sind bisher ungeklärt. Die Erkrankung verläuft chronisch und ist bisher nicht heilbar. Das nun entdeckte Puzzleteil zur Entstehung der IPF steckt in den Immunzellen unseres Körpers. Diese enthalten einen speziellen Eiweißkomplex, das sogenannte Immunproteasom. Dieses ist mitverantwortlich für die erlernte Immunantwort des Menschen, zum Beispiel zur Bekämpfung einer Virusinfektion. Wenn das Immunoproteasom jedoch anhaltend aktiviert ist, können chronische Erkrankungen entstehen.

Zellen des Immunsystems richten sich gegen Lungenzellen

Die Forschenden fanden in ihrer Studie einen bisher unentdeckten Aktivierungsweg des Immunoproteasoms durch spezielle Botenstoffe. Bei diesem Aktivierungsweg führt das Vorliegen von DNA-Molekülen außerhalb des Zellkerns dazu, dass eine komplexe ungewollte Immunantwort ausgelöst wird. Am Ende stehen dann die gleichen spezialisierten Immunzellen, die auch bei einer Virusinfektion aktiv werden.

Bei Patient:innen mit idiopathischer Lungenfibrose konnte nachgewiesen werden, dass dieser  Signalweg aktiviert ist und vermehrt sogenannte CD8-positive T-Zellen vorkommen. Die aktivierten Zellen des erlernten Immunsystems richten sich auch gegen die eigenen Lungenzellen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass dieser Mechanismus zur Entstehung und Verschlechterung der IPF beitragen könnte.

Ergebnisse eröffnen neuen nebenwirkungsarmen Therapieansatz

In der Zukunft könnten Hemmstoffe (Inhibitoren) eingesetzt werden, die die Aktivierung des Immunoproteasoms verhindern und somit auch die CD8-positiven T-Zellen bekämpfen. Die Folge: Das Fortschreiten der idiopathischen Lungenfibrose könnte ausgebremst werden.

Diese Hemmer haben einen Vorteil: Immunoproteasome kommen nicht in allen Zellen des menschlichen Körpers vor, sondern nur in den Immunzellen oder in erkranktem Gewebe. Das bedeutet somit auch ein geringeres Nebenwirkungsprofil. Weitere Studien sind nun nötig, um diese Ergebnisse für die Therapie von IPF-Patient:innen nutzen zu können.

 

Quelle:

Verwandte Nachrichten

Medical worker shows human lungs .

Lungenforschung gibt neue Hoffnung

Die Lungenforschung fand viele Jahrzehnte wenig Beachtung. Dabei steckt die Lunge hinter einer der weltweit häufigsten Todesursachen: der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD. Nun sind der Lungenforschung bei Helmholtz Munich jedoch einige…

discovair_logo_2

Lungenkrankheiten auf der Spur: Erster Einzelzell-Atlas der Lunge

Wie unterscheiden sich kranke Lungen von gesunden? Ein innovativer Atlas der menschlichen Lunge ermöglicht einen Einblick in die verschiedenen Zelltypen und liefert Hinweise auf mögliche Ansatzpunkte zukünftiger Behandlungsmöglichkeiten. Entwickelt…

Medical worker shows human lungs .

Bronchiektasen: Regionale Unterschiede in Ursachen und Mikrobiom

Bronchiektasen sind ein komplexes Krankheitsbild mit vielen unterschiedlichen Ursachen, Einflussfaktoren und Begleiterkrankungen. Das Europäische Bronchiektasen-Register zeigt Unterschiede zwischen Ländern in Europa.

lhi-burgstaller-comparison-healthy-ipf-lung

Bronchiale Basalzellen spielen entscheidende Rolle bei idiopathischer Lungenfibrose

Ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung des Deutschen Zentrums für Lungenforschung am Standort BREATH in Hannover hat Basalzellen der Atemwege als Schlüsselzellen in der Entwicklung der idiopathischen Lungenfibrose, kurz IPF identifiziert.…

News aus der Lungenforschung

Jetzt unseren Newsletter abonnieren und unserem WhatsApp-Kanal folgen!