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Wie wirksam sind Früherkennungsprogramme bei Tuberkulose?

Einige Staaten führen bei der Einreise von Personen aus Ländern mit hoher Tuberkuloseverbreitung Untersuchungen auf eine mögliche Erkrankung durch. Ein internationales Forschungsteam stellte sich nun die Frage, ob eine einzelne Untersuchung nach Ankunft ausreichend ist oder ob es verpflichtende Nachuntersuchungen geben sollte.

Keine besseren Ergebnisse bei verpflichtenden Nachuntersuchungen

Die Autor:innen haben 23 Studien zum Thema in einer systematischen Übersichtsarbeit zusammengefasst. Sie untersuchten, ob Pflicht-Programme Vorteile gegenüber freiwilligen aufweisen, und welchen Mehrwert mehrfache Nachuntersuchungen haben. Die Auswertung der Studien zeigt: Verpflichtende Nachuntersuchungen erzielen zwar eine höhere Teilnahmequote, bei der Fallfindungsrate werden jedoch keine besseren Ergebnisse erreicht. Mehrfache Nachuntersuchungen scheinen ebenso keinen Mehrwert hinsichtlich der entdeckten Fälle zu haben.

Einmalige Untersuchung womöglich nicht ausreichend

In Deutschland wird nach der Einreise einmalig auf Tuberkulose untersucht. Die Untersuchung beschränkt sich allerdings nur auf Personen, die in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht werden, wie etwa Geflüchtete oder Wohnungslose. Laut den Autor:innen ist ein einmaliges Screening womöglich nicht ausreichend. Nur ein kleiner Anteil infizierter Menschen wird dadurch erkannt. Der Grund: Eine Erkrankung wird in den meisten Fällen erst entdeckt, wenn sie weiter fortgeschritten ist und sich stärkere Symptome zeigen.

Ausbau von proaktiven Screening-Strategien

Die Autor:innen schlagen vor, proaktive Strategien zur Fallfindung, die gut in das Gesundheitssystem integriert sind, einzusetzen. So können Behandlungskosten verringert und Krankheitsprognosen verbessert werden. Die Nachuntersuchungen sollen dabei auf angemessener Aufklärung und Freiwilligkeit basieren, um ethische und rechtliche Gesichtspunkte angemessen zu erfüllen.

Hintergrund zum Krankheitsbild Tuberkulose

Tuberkulose kann über lange Zeit symptomfrei und daher unentdeckt bleiben. Weltweit kommt sie vor allem häufig in Ländern mit niedrigem Durchschnittseinkommen vor. In vielen Fällen macht sich die Erkrankung erst innerhalb von zwei bis vier Jahren nach der Einreise bemerkbar – häufig bedingt durch ungünstige Lebensbedingungen. Daher gibt es in einigen Ländern zusätzlich oftmals verpflichtende Nachuntersuchungen (Follow-up-Screenings) von möglicherweise gefährdeten Personen.

 

Quelle:

Wahedi K. et al. Mandatory, voluntary, repetitive, or one-off post-migration follow-up for tuberculosis prevention and control: A systematic review. In: PLoS Med, 2023, 20(1): e1004030. https://doi.org/10.1371/journal.pmed.1004030

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