RS-Virus: Prävention
Um schweren Verläufen und einer weiteren Verbreitung des RS-Virus vorzubeugen, sind eine frühe Diagnose und gute Hygiene- und Schutzmaßnahmen für Patient:innen, Kontaktpersonen und medizinisches Personal besonders wichtig. Für Risikogruppen gibt es Impfungen sowie vorbeugende Behandlungen.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. med. Lutz Nährlich, UKGM Uniklinikum Gießen und Marburg, Standort Gießen
Um schweren Verläufen und einer weiteren Verbreitung des RS-Virus vorzubeugen, sind eine frühe Diagnose und gute Hygiene- und Schutzmaßnahmen für Patient:innen, Kontaktpersonen und medizinisches Personal besonders wichtig. Für Risikogruppen gibt es Impfungen sowie vorbeugende Behandlungen.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. med. Lutz Nährlich, UKGM Uniklinikum Gießen und Marburg, Standort Gießen
RSV-Impfung – aktive Immunisierung
Bei den meisten Betroffenen verursacht eine Infektion mit dem RS-Virus nur leichte Symptome, die denen einer Erkältung ähneln. Säuglinge bis zu einem Alter von sechs Monaten und ältere Erwachsene mit Vorerkrankungen erkranken jedoch häufiger schwer. Bei ihnen kann die RSV-Infektion sogar tödlich verlaufen. Daher ist eine Schutzimpfung für diese Risikogruppen besonders wichtig.
Seit Mitte 2023 ist eine aktive RSV-Impfung für Menschen ab 60 Jahren möglich. Außerdem können sich Schwangere impfen lassen, um einen passiven Schutz für ihr Baby innerhalb der ersten Lebensmonate zu erreichen.
Wer sollte sich die RSV-Impfung geben lassen?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt die aktive Impfung gegen das RS-Virus für alle Menschen ab 75 Jahren sowie für Menschen ab 60 Jahren, die bestimmte Grunderkrankungen haben oder in Pflegeeinrichtungen leben.
Zu den Grunderkrankungen, bei deinen eine RSV-Impfung sinnvoll ist gehören unter anderem schwere Formen von
- chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane, zum Beispiel COPD,
- chronischen Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen,
- Diabetes mellitus (mit Komplikationen),
- angeborener oder erworbener Immunschwäche.
Leichte, unkomplizierte Erkrankungen oder medikamentös gut kontrollierte Formen dieser Grunderkrankungen sind nach heutigem Wissensstand nicht mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf einer RSV-Infektion einher. Die STIKO empfiehlt die RSV-Impfung daher nicht.
Wann und wie erfolgt die RSV-Impfung?
Der beste Zeitpunkt für die RSV-Impfung ist im September beziehungsweise Anfang Oktober. Dann ist bereits in der folgenden RSV-Saison (Oktober bis März) ein sehr guter Schutz gegeben.
Eine Kombination mit der Grippeschutzimpfung ist möglich. Zu anderen Impfungen wie gegen
sollte ein 14-tägiger Abstand eingehalten werden, da es bislang noch keine Studienergebnisse zur Verträglichkeit mit diesen Kombinationen gibt.
Aktive RSV-Impfung bei Schwangeren: Passive Immunisierung für Babys
Seit Ende August 2023 ist in der EU ein Impfstoff zugelassen, der Säuglinge von der Geburt bis zum Alter von sechs Monaten gegen das RS-Virus schützt. Das Besondere: Nicht das Baby wird geimpft, sondern die Mutter während der Schwangerschaft. Die von ihr entwickelten schützenden Antikörper gelangen über die Plazenta zum ungeborenen Kind. Dieses Prinzip wird als „passive Immunisierung“ bezeichnet.
Passive RSV-Prophylaxe bei Neugeborenen und Säuglingen
Für Babys gibt es eine vorbeugende Behandlung – die sogenannte passive Immunisierung. Die RS-Virus-Prophylaxe erfolgt mit monoklonalen Antikörpern.
Monoklonale Antikörper sind sehr spezialisierte und zielgerichtete Antikörper, die synthetisch hergestellt werden. Sie binden an die eindringenden Erreger (in diesem Fall das RS-Virus) und können so natürliche Abwehrprozesse des Körpers gegen eine Krankheit aktivieren.
Die Antikörperbieten kurzfristig Schutz. Der Körper ist jedoch nicht in der Lage, selbst Antikörper gegen das RS-Virus herzustellen. Dies ist der Unterschied zur aktiven RSV-Impfung.
Die Antikörper werden in das Muskelgewebe (meist in den Oberschenkelmuskel) gespritzt.
Nirsevimab zur RSV-Prophylaxe
Nirsevimab ist seit September 2023 in Europa verfügbar. Er soll auch für gesunde Neugeborene/Säuglinge ohne Grunderkrankungen eine Möglichkeit der RSV-Prophylaxe bieten:
- Kinder, die zwischen April und September zur Welt gekommen sind, sollen möglichst im Herbst vor Beginn der RSV-Saison einmalig Nirsevimab erhalten.
- Kinder, die im Verlauf der RSV-Saison (meist zwischen Oktober und März) geboren werden, sollen die einmalige RSV-Prophylaxe möglichst rasch nach der Geburt erhalten – zum Beispiel bei der Entlassung aus der Geburtseinrichtung oder im Rahmen der Vorsorge-Untersuchung U2, die zwischen dem dritten und zehnten Lebenstag stattfindet.
- Wurde die RSV-Prophylaxe versäumt, soll sie innerhalb der ersten erlebten RSV-Saison schnellstmöglich nachgeholt werden.
Nirsevimab wirkt sofort nach der Verabreichung. Die Wirkung hält die gesamte RSV-Saison an.
Passive RSV-Prophylaxe mit Palivizumab
Auch der monoklonale Antikörper Palivizumab kann vor schweren Krankheitsverläufen schützen. Im Gegensatz zu Nirsevimab ist er ausschließlich zur RSV-Prophylaxe bei Hochrisiko-Kindern zugelassen – zum Beispiel Frühgeborene oder Kinder unter zwei Jahren mit bronchopulmonaler Dysplasie.
Palivizumab wird während der RS-Virus-Saison alle vier Wochen gespritzt. Bereits mit der ersten Dosis beginnt die Schutzwirkung. Allerdings wird erst nach der zweiten Dosis das Wirkmaximum erreicht.
Ausbreitung des RS-Virus verhindern
Um die Ausbreitung des RS-Virus zu minimieren sollten Hygieneregeln im öffentlichen Leben und innerhalb der Familie eingehalten werden. Hierzu gehören:
- Regelmäßiges Händewaschen
- Einhalten der Hust- und Niesetikette
- Reinigung eventuell kontaminierter Gegenstände (zum Beispiel Kinderspielzeug)
- Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes
Schutzmaßnahmen bei Infektionen im Umfeld
In großen Menschenansammlungen ist die Gefahr einer RSV-Infektion erhöht. Gemeinschaftseinrichtungen oder bei infizierten Kindern zum Beispiel auch Krabbelgruppen sollten daher gemieden werden.
Infizierte Patient:innen im Krankenhaus sollten für mindestens sieben Tage nach Beginn der Erkrankung von anderen Personen räumlich getrennt werden. Für medizinisches Personal sind eine strikte Händedesinfektion und Schutzmaßnahmen wie Schutzkittel, Einmalhandschuhe und einem geeigneten Mund-Nasen-Schutz wichtig.
Hochrisiko-Kinder vor RSV-Infektionen schützen
Insbesondere Kinder mit hohem Risiko für einen schweren RSV-Verlauf sollten nicht durch den Kontakt zu Personen mit RSV- oder anderen Atemwegsinfektionen gefährdet werden. Bei grippeähnlichen Symptomen daher lieber auf Besuche verzichten.
Zusätzlich sollten alle Bezugspersonen von Hochrisiko-Kindern im Sinne einer sogenannten Kokonstrategie über einen optimalen Impfschutz gegenüber anderen Atemwegsinfektionen verfügen. Hierfür gelten die Empfehlungen der
STIKO für die jeweiligen Personengruppen. Dies schließt zum Beispiel
- die Grippeimpfung,
- die Impfung gegen Pneumokokken (Lungenentzündung) oder
- gegen Keuchhusten (Pertussis) ein.
Quellen
- Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) et al.: S2k-Leitlinie Prophylaxe von schweren Erkrankungen durch Respiratory Syncytial Virus (RSV) bei Risikokindern (Stand: 25.09.2023)
- Robert Koch-Institut (RKI): Respiratorische Synzytial-Viren-Infektionen (RSV) - RKI-Ratgeber
- Robert Koch-Institut (RKI): RSV-Infektionen: Antworten auf häufig gestellte Fragen
- Robert Koch-Institut (RKI): Antworten auf häufig gestellt Fragen – RSV-Prophylaxe mit Nirsevimab (Beyfortus von Sanofi) bei Neugeborenen und Säuglingen
- Robert Koch-Institut (RKI): STIKO: 1-malige RSV-Impfung für alle ≥ 75-Jährigen sowie Indikationsimpfung für 60- bis 74-Jährige mit Risikofaktoren. Epidemiologisches Bulletin 32/024 (Stand: 8.8.2024)
- Paul-Ehrlich-Institut: RSV-Impfstoffe
Letzte Aktualisierung: 20.11.2024