Doctor using a stethoscope checking patient

Neue medizinische Leitlinie: Diagnose interstitieller Lungenerkrankungen

Interstitielle Lungenerkrankungen sind eine uneinheitliche Gruppe von Krankheiten, die häufig chronisch verlaufen. Wie die Diagnose gestellt wird, war bisher nicht standardisiert. Mehrere Fachgesellschaften haben nun in Zusammenarbeit mit Selbsthilfeorganisationen eine medizinische Leitlinie erstellt, die das Feststellen einer interstitiellen Lungenerkrankung bei Erwachsenen erleichtern und die Versorgung der Betroffenen verbessern soll.

Leitlinie definiert Ablauf der Diagnostik

Die neue Leitlinie beschreibt genau die empfohlenen Schritte zur Diagnostik. Grundlage sind die Anamnese und die körperliche Untersuchung. Anschließend folgt eine Lungenfunktionsprüfung mit Spirometrie oder Bodyplethysmographie, einer Blutgasanalyse und ein Belastungstest wie der 6-Minuten-Gehtest oder eine Spiroergometrie.  Je nach vermuteter Ursache der Beschwerden kann danach eine Computertomographie des Brustkorbs (Thorax-CT) erfolgen.

Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen nötig

Die bis dahin gewonnenen Befunde sollen von Fachleuten unterschiedlicher medizinischer Fachrichtungen diskutiert werden und daraus die weiteren Diagnoseschritte abgeleitet werden. Je nach vermuteter Erkrankung können dies zum Beispiel folgende Untersuchungen sein:

  • eine Bronchoskopie,
  • die Bestimmung von gegen den eigenen Körper gerichteten Antikörpern (Auto-Antikörpern), Entzündungsfaktoren und anderen Krankheitsmarkern im Blut,
  • eine bronchoalveoläre Lavage

Reichen die bisherigen Untersuchungen nicht aus, um eine interstitielle Lungenerkrankung festzustellen, kann eine Lungenbiopsie notwendig sein – also die Entnahme einer Gewebeprobe.

Regelmäßige Kontrolle der Diagnose

Steht die Diagnose fest, kann eine entsprechende Behandlung beginnen. Die Erkrankung sollte regelmäßig kontrolliert werden. Die Leitlinie empfiehlt alle drei bis sechs Monate eine Kontrolle, bei der mit den Betroffenen die Symptome besprochen werden und eine Lungenfunktionsprüfung erfolgt. Einmal pro Jahr sollte ein 6-Minuten-Gehtest durchgeführt werden. Schreitet die Erkrankung fort beziehungsweise fühlen sich Betroffene schlechter, sieht die Leitlinie eine kurzfristige Verlaufskontrolle innerhalb von vier bis acht Wochen vor.

Diese Überwachung der Erkrankungsentwicklung ermöglicht es frühzeitig zu erkennen, ob eine Behandlung ausreichend wirkt.

Hintergrund: Was sind interstitielle Erkrankungen?

Interstitielle Lungenerkrankungen sind Krankheiten, die den Bereich zwischen den Lungenflügeln (Interstitium), die Lungenbläschen (Alveolen) und/oder die feinsten Verzweigungen der Bronchien (Bronchioli) betreffen. In der Medizin werden vier Gruppen unterschieden:

Quelle:

  • Deutsche Gesellschaft für Beatmungsmedizin e.V. (DGP) et al. (Hrsg.): S1 Leitlinie Interdisziplinäre Diagnostik interstitieller Lungenerkrankungen im Erwachsenenalter. AWMF-Leitlinien-Register-Nr. 020-028 (Stand: 2.1.2023)

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