Lungenentzündung: Bakterieller Schnelltest soll Behandlung verbessern
Forschende des Universitätsklinikums Freiburg zeigen in einer klinischen Studie, dass ein neu entwickelter bakterieller Erregernachweis dabei helfen kann, Antibiotika bei schweren Lungenentzündungen noch gezielter einzusetzen. Um die Pneumonie-Behandlung weiter zu verbessern, arbeiten die Forschenden bereits an einer Folgestudie.
Bei schwerer <link 37881>Lungenentzündung</link> sollte vor Beginn der Therapie bekannt sein, welcher Erreger die Krankheit verursacht. Denn so können spezifische Medikamente gezielt ausgewählt werden, die den Keim bestmöglich treffen. Bakterien werden für den Erregernachweis bislang als Kulturen gezüchtet. Dies benötigt Zeit, sodass die Ergebnisse erst nach mindestens 48 Stunden vorliegen und auch erst dann ein spezifisches Antibiotikum für die Therapie gewählt werden kann. Bis dahin werden die Patient:innen in der Regel mit Breitbandantibiotika behandelt, die sich gegen viele verschiedene Bakterienarten richten, dadurch aber meist auch zu mehr Nebenwirkungen führen.
In einer Studie testeten Forschende nun, ob die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) den bakteriellen Erregernachweis und damit die Zeit bis zur optimalen Behandlung verkürzen kann. Bislang wird die PCR vor allem zum Nachweis von Viren eingesetzt.
Zeit bis zur gezielten Behandlung stark verkürzt
208 Patient:innen nahmen an der Studie teil und wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Bei der einen wurden wie bisher auch Bakterienkulturen angelegt, so dass erst nach etwa zwei Tagen das verabreichte Antibiotikum spezifisch an den Erreger angepasst werden konnte. In der zweiten Gruppe wurde die bakterielle PCR eingesetzt. Dies ermöglichte den Mediziner:innen bereits nach vier Stunden den optimalen Wirkstoff für die Behandlung einzusetzen. Die bakterielle PCR konnte somit die Dauer der Gabe von Breitbandantibiotika um 45 Prozent verkürzen.
Geringeres Risiko für Antibiotikaresistenzen
Der schnellere Wechsel auf eine zielgerichtete Antibiotikagabe verhindert eine Über- und Untertherapie und minimiere das Risiko für die Entstehung von <link 47871#171934>Antibiotika-Resistenzen</link>, betonen die Studienautor:innen. Gleichzeitig würden förderliche Bakterien geschont und Nebenwirkungen verringert, da sich die spezifischen Medikamente nicht so allumfassend auswirken.
Durch die sich stetig verbessernde PCR-Technologie konnte das Team bereits die nächste Studie starten: Dabei wird neben der bakteriellen auch die virale Schnell-PCR einbezogen, denn auch Viren können eine Lungenentzündung auslösen. Geplant ist, über 700 Patient:innen einzubeziehen.
Quellen:
- Universitätsklinikum Freiburg: Schwere Lungenentzündungen: Bessere Behandlung dank bakterieller Schnell-PCR. Pressemeldung vom 31.05.2022
- Darie, A. M. et al.: Fast multiplex bacterial PCR of bronchoalveolar lavage for antibiotic stewardship in hospitalised patients with pneumonia at risk of Gram-negative bacterial infection (Flagship II): a multicentre, randomised controlled trial. In: The Lancet Respiratory Medicine, 23. Mai 2022 DOI:https://doi.org/10.1016/S2213-2600(22)00086-8