Lungentransplantation: Vorbeugende Medikamente gegen Corona-Infektion?
Nach einer Lungentransplantation haben Betroffene ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf, wenn sie an COVID-19 erkranken. Forschende haben untersucht, ob eine vorbeugende Medikamentengabe Patient:innen nach einer Lungentransplantation vor einer SARS-CoV-2-Infektion schützen kann.
Ein Wissenschaftsteam von zwei Standorten des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) führte dazu während der Verbreitung der Omicron-Variante eine Kohortenstudie durch. Darin wurden alle Personen eingeschlossen, die nach einer Lungentransplantation zwischen Februar und Oktober 2022 für ambulante Besuche an die beiden DZL-Zentren München (CPC-M) und Hannover (BREATH) kamen. Insgesamt waren dies 1.438 Betroffene.
Von ihnen erhielten 419 (29 Prozent) eine sogenannte Präexpositionsprophylaxe. Das bedeutet, sie erhielten vorbeugend Medikamente, um sich vor einer möglichen SARS-CoV-2-Infektion zu schützen. Bei den Medikamenten handeltet es sich um die monoklonalen Antikörper Tixagevimab und Cilgavimab.
Weniger Infektionen – gleiche Krankheitsschwere
535 der Teilnehmenden (37 Prozent) steckten sich mit SARS-CoV-2 an. Bei den Patient:innen, die die vorbeugende Behandlung erhielten, infizierte sich etwa jede:r Dritte (31 Prozent). Bei den Betroffenen ohne diese Medikamente waren es dagegen 40 Prozent.
In der Schwere des Krankheitsverlaufs zeigten sich keine Unterschiede. Allerdings waren die Patient:innen, welche die Prophylaxe erhielten, im Durchschnitt
- älter,
- die Transplantation lag weniger lang zurück,
- die Nierenfunktion war schlechter und
- sie hatten geringere Antikörper-Konzentrationen gegen SARS-CoV-2 im Blut.
Um die Wirksamkeit der vorbeugenden Gabe monoklonaler Antikörper besser bewerten zu können, sind daher weitere Studien notwendig.
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Quelle:
- Gottlieb, J. et al.: Efficacy of pre-exposure prophylaxis to prevent SARS-CoV-2 infection after lung transplantation: a two center cohort study during the omicron era. In: Infection 2023, 16: 1-9, doi: 10.1007/s15010-023-02018-7