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Keuchhusten: Mehr Infektionen nach Ende der Corona-Maßnahmen

Nach dem Ende der Corona-Maßnahmen hat sich die Anzahl der gemeldeten Bordetella parapertussis-Infektionen, einer Keuchhusten-Variante, deutlich erhöht. Infektionen mit Bordetella pertussis, dem Erreger des klassischen Keuchhustens, kommen weiterhin selten vor.

In Deutschland ist Keuchhusten meldepflichtig. Durch die Meldung beim zuständigen Gesundheitsamt können Ausbrüche der durch Bakterien verursachte Atemwegserkrankung beobachtet und Maßnahmen ergriffen werden. Ein Team vom Robert-Koch-Institut hat das Infektionsgeschehen seit der Corona-Pandemie nun genauer ausgewertet. 

Rückgang während der Pandemie 

Während der COVID-19-Pandemie war ein deutlicher Rückgang der Keuchhusten-Fallzahlen, wie auch bei anderen übertragbaren Erkrankungen der Atemwege, zu beobachten. Der Grund: Infektionsschutzmaßnahmen wie Kontaktbeschränkungen und Masken.  

Keuchhusten-Variante auf dem Vormarsch 

Zwar liegt die Anzahl der Keuchhusten-Fälle durch Bordetella pertussis derzeit noch unter den Werten vor der Pandemie. Jedoch konnte das RKI-Team eine Zunahme von Erkrankungen durch Bordetella parapertussis seit Ende 2022 verzeichnen, die die Anzahl der Fälle vor der Pandemie übersteigt. 

Vor der Pandemie galt ein Keuchhusten durch Bordetella parapertussis als ungefährlich, da die Verläufe milder waren als beim „klassischen“ Keuchhusten. Dies änderte sich jedoch seit dem letzten Quartal in 2022: Die Infektionen verliefen nicht mehr milder als Infektionen mit der klassischen Variante.  

Ursachen für Anstieg unklar 

Die Autor:innen der Auswertung vermuten, dass die weiterhin niedrige Zahl der Infektionen mit Bordetella pertussis auf die hohe Impfquote von über 90 Prozent zurückzuführen ist. Gegen die Variante Bordetella parapertussis wirkt die Impfung jedoch nicht.  

Außerdem wird vermutet, dass kleine Kinder noch nicht mit dieser Erregervariante in Kontakt gekommen sind. Dies äußert sich nun nach Ende der Corona-Maßnahmen in den Infektionszahlen. Ältere Personen haben dagegen möglicherweise keine ausreichende Immunität mehr, da der letzte Kontakt mit dem Erreger länger zurückliegt. In den letzten Monaten wurden ähnliche Beobachtungen auch im Zusammenhang mit anderen Krankheitserregern gemacht. 

Quelle:  

Schönfeld V. et al. Aktuelle Epidemiologie von Bordetella parapertussis-Infektionen in Deutschland. In: Epid Bull 2023; 33:3-14. doi: 10.25646/11681 

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