Keuchhusten: Forschung
Die Keuchhusten-Forschung nimmt verschiedene Aspekte der Erkrankung in den Blick.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. med. Christine Happle, PhD, MHBA, Medizinische Hochschule Hannover, DZL
Die Keuchhusten-Forschung nimmt verschiedene Aspekte der Erkrankung in den Blick.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. med. Christine Happle, PhD, MHBA, Medizinische Hochschule Hannover, DZL
Ziel ist es beispielsweise, Bordetella pertussis – den Erreger von Keuchhusten (Pertussis) –
- noch besser zu charakterisieren und
- zu verstehen, wie genau er den Körper infiziert und
- wie seine Giftstoffe (Toxine) in das körpereigene Abwehrsystem der Atemwege eingreifen.
Durch die Kenntnis des genauen Funktionsmechanismus könnte es langfristig möglich werden, neue Ansätze für die Keuchhusten-Therapie zu entwickeln.
Dunkelziffer der Keuchhusten-Fälle erhellen
Ein weiterer Aspekt der Keuchhusten-Forschung ist die Epidemiologie: Fachleute vermuten eine extrem hohe Dunkelziffer, insbesondere bei Jugendlichen und Erwachsenen mit atypischem Verlauf. Um die Erkrankung erfolgreich einzudämmen, ist es wichtig, die tatsächliche Verbreitung in Bezug auf Regionen und Altersgruppen zu erfassen – zum Beispiel bei älteren Menschen. Denn nicht nur Säuglinge, sondern auch Personen im höheren Lebensalter haben ein erhöhtes Risiko für Komplikationen bei Keuchhusten.
Verbesserte Impfstoffe und Auswirkungen der Impfempfehlungen
Auch die Impfstoffe stehen im Fokus des Keuchhusten-Forschung: Früher war es beispielsweise üblich, mit ganzen Bakterienzellen gegen Keuchhusten zu impfen. Diese Impfweise ist durch den sogenannten azellulären Keuchhustenimpfstoff ersetzt worden, der weniger Nebenwirkungen auslöst und mit Diphterie- und Tetanus-Impfstoffen kombiniert wird.
Der azelluläre Impfstoff enthält nur noch Oberflächenbestandteile der Erreger. Doch er hat auch einen Nachteil: Er ist schwächer. Wissenschaftler:innen erforschen, warum dieser „schwächere“ Impfstoff keine vollständige Immunisierung, sondern lediglich einen gewissen Schutz gegen eine Erkrankung bietet und folglich wieder aufgefrischt werden muss. Konkret wird auch an Impfstoffen gearbeitet, die die Wirkung und den Schutz der Keuchhusten-Impfung verbessern sollen.
Des Weiteren untersuchen Forschende, inwiefern sich neue Impfempfehlungen in der Praxis auswirken. So wird zum Beispiel zu prüfen sein, ob eine flächendeckende Keuchhusten-Impfung bei Schwangeren dauerhaft auf die Fallzahlen bei Babys und Neugeborenen senkt.
Quellen
- Bouchez, V. et al.: First report and detailed characterization of B. pertussis isolates not expressing Pertussis Toxin or Pertactin. Vaccine. 2009; 27 (43): 6034-41
- Maier, T. et al.: Conserved Omp85 lid-lock structure and substrate recognition in FhaC. Nat Commun. 2015; 6: 7452
- Decker, M.D., Edwards, K.M.: Pertussis (Whooping Cough). J Infect Dis. 2021; 224 (12 Suppl 2): S310-S320
- Kardos, P. et al.: Understanding the impact of adult pertussis and current approaches to vaccination: A narrative review and expert panel recommendations. Hum Vaccin Immunother. 2024; 20 (1): 2324547
- Harrington, L. et al.: Burden of Pertussis in Adults Aged 50 Years and Older: A Retrospective Database Study in England. Infect Dis Ther. 2023; 12 (4): 1103-1118
- Abu-Raya, B. et al.: Vaccination in Pregnancy against Pertussis: A Consensus Statement on Behalf of the Global Pertussis Initiative. Vaccines (Basel). 2022; 10 (12): 1990
Letzte Aktualisierung: 06.05.2025