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Lungs preparation
Michael Haggenmueller

Wie werden Bronchiektasen behandelt?

Bronchiektasen-Behandlung – nicht nur Medikamente

Bislang gibt es keine Medikamente, die speziell für die Bronchiektasen-Behandlung zugelassen sind. Es werden aber verschiedene Arzneimittel außerhalb der Zulassung (off-label) genutzt. Darüber hinaus gibt es zahlreiche nicht-medikamentöse Bestandteile der Bronchiektasen-Therapie, zum Beispiel

Therapieziele bei Bronchiektasen

Wichtige Ziele der Bronchiektasen-Behandlung sind:

  • Vorbeugung und Behandlung von Infektionen und Krankheitsschüben (Exazerbationen)
  • Verbesserung der Selbstreinigung der Lunge (mukoziliäre Clearance)
  • Behandlung der Atemwegsverengung (Atemwegsobstruktion)
  • Behandlung der chronischen Entzündung in der Lunge
  • Vorbeugen einer voranschreitenden Strukturschädigung von Lunge und Bronchien
  • Vorbeugen von Krankenhausaufenthalten
  • Verbesserung der Lebensqualität und Belastbarkeit, falls diese eingeschränkt sind

Rauchstopp und körperliche Bewegung

Die Lunge von Schadstoffen zu entlasten, ist essenziell. Nur so ist es vermeidbar, dass die Bronchiektasen weiter fortschreiten und es immer wieder zu Krankheitsschüben kommt. Betroffene sollten daher unbedingt mit dem Rauchen aufhören.

Daneben empfehlen Fachleute regelmäßige Alltagsbewegung – zum Beispiel unterstützt durch einen Schrittzähler – und auch eine individuell angepasste sportliche Betätigung. Eine Kombination aus moderatem Kraft- und Ausdauertraining hilft nachweislich dabei, die Lungenfunktion zu verbessern. Zudem wirkt ein aktiver Lebensstil Krankheitsschüben und der körperlichen Erschöpfung (Fatigue) entgegen, die viele Menschen mit Bronchiektasen empfinden.

Inhalation und tägliche Atemphysiotherapie

Viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen und regelmäßiges Inhalieren, beispielsweise mit Kochsalzlösung, hilft, das oft sehr zähe Bronchialsekret in der Lunge zu verflüssigen. So können Betroffene den Schleim leichter abhusten.

Um das Sekret aus den Bronchien zu mobilisieren, sollten Patient:innen zudem spezielle atemphysiotherapeutische Übungen erlernen. Zum Einsatz kommen verschiedene Techniken wie die autogene Drainage oder Lagerungsdrainagen, manchmal unterstützt von kleinen Geräten zur Atemtherapie.

Kombiniert mit der Inhalation kann die Atemphysiotherapie dabei helfen, den Schleim effektiv abzuhusten. Bei Bedarf kommen unterstützend auch schleimlösende (mukoaktive) Medikamente zum Einsatz.

Auch ein stationärer Aufenthalt in einer spezialisierten Rehabilitationseinrichtung kann helfen, die erlernten Fähigkeiten effizient im Alltag umzusetzen.

Infektionen vermeiden und behandeln

Antibiotika werden zur Bekämpfung akuter Infektionen und der chronischen Infektion durch den „Nasskeim“ Pseudomonas aeruginosa eingesetzt. Dabei kommen sowohl Antibiotika in Tablettenform (oft sogenannte Makrolide) als auch solche zum Inhalieren zum Einsatz.

Offiziell für die langfristige Behandlung von Bronchiektasen zugelassen sind Antibiotika derzeit allerdings nicht. Daher sind sorgfältige Kontrolluntersuchungen im Krankheitsverlauf wichtig.

Auch die Vorbeugung von Atemwegsinfekten ist wichtig, beispielsweise durch

Behandlung von Exazerbationen, Entzündungen und Atemwegsverengungen

Antibiotika kommen auch bei der Behandlung von akuten Verschlechterungen (Exazerbationen) zum Einsatz – hier meist in Form von Tabletten oder als Infusion. Bei schweren Verläufen und schlechtem Allgemeinzustand kann bei einer Exazerbation ein Krankenhausaufenthalt notwendig werden.

Atemwegserweiternde Medikamente

Sind die Atemwege verengt (Obstruktion), kann eine atemwegserweiternde Therapie, ähnlich der COPD-Therapie, eingesetzt werden. Geeignet sind zum Beispiel bronchienerweiternde Medikamente (Beta-2-Sympathomimetika bzw. Anticholinergika) zum Inhalieren. Sie können individuell an die verminderte Lungenfunktion der Betroffenen angepasst werden. Die aktuellen Leitlinien empfehlen dies nicht standardmäßig für alle Bronchiektasen-Patient:innen. Wer jedoch eine Atemwegsverengung hat oder gleichzeitig an Asthma oder COPD erkrankt ist, kann von einer Therapie mit bronchienerweiternden Medikamenten profitieren.

Inhalatives Cortison

Entzündungshemmende Medikamente (Antiphlogistika) wie Cortison-ähnliche Präparate gibt es ebenfalls zum Inhalieren. Fachleute empfehlen diese allerdings nicht langfristig, solange die Medikamente nicht bereits zum Therapiekonzept einer bestehenden COPD- oder Asthma-Erkrankung gehören.

Letzte Option: Operation oder Transplantation

Chirurgische Eingriffe sollten die letzte Wahl der Bronchiektasen-Behandlung sein und nur in Ausnahmefällen und nach Ausschöpfung aller konservativer Therapie-Optionen eingesetzt werden.

Manchmal ziehen die entzündlichen Prozesse in den einzelnen Lungenabschnitten das angrenzende Lungengewebe immer wieder in Mitleidenschaft. Dann kann ein sorgfältig geplanter Eingriff sinnvoll sein, in dem das Operationsteam den betreffenden Lungenabschnitt entfernt. Allerdings ist jeder Eingriff auch mit Risiken und Komplikationen verbunden.

Bei weit fortgeschrittenen Bronchiektasen und stark eingeschränkter Lungenfunktion kann als letzte Therapiemöglichkeit auch eine Lungentransplantation in Erwägung gezogen werden.

Erste deutschsprachige Bronchiektasen-Leitlinie

Im Mai 2024 hat die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) federführend eine auf Expert:innenkonsens basierende Leitlinie – eine sogenannte S2k-Leitlinie – zum Management von Bronchiektasen bei Erwachsenen veröffentlicht. Diese Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie von Bronchiektasen spiegeln den aktuellen Stand der Forschung wider.

Quellen

Letzte Aktualisierung: 08.08.2024