Wie werden Bronchiektasen festgestellt?
Der Verdacht auf Bronchiektasen besteht bei charakteristischen Symptomen, wie beispielsweise chronischem Husten mit schleimigem Auswurf. Kommen bestimmte weitere Faktoren hinzu, ist eine weiterführende Bronchiektasen-Diagnostik ratsam.
Wissenschaftliche Beratung:
Dr. Felix C. Ringshausen, Medizinische Hochschule Hannover
Dr. Jessica Rademacher, Medizinische Hochschule Hannover
Dr. med. Pontus Mertsch, Ludwig-Maximilians-Universität München
Der Verdacht auf Bronchiektasen besteht bei charakteristischen Symptomen, wie beispielsweise chronischem Husten mit schleimigem Auswurf. Kommen bestimmte weitere Faktoren hinzu, ist eine weiterführende Bronchiektasen-Diagnostik ratsam.
Wissenschaftliche Beratung:
Dr. Felix C. Ringshausen, Medizinische Hochschule Hannover
Dr. Jessica Rademacher, Medizinische Hochschule Hannover
Dr. med. Pontus Mertsch, Ludwig-Maximilians-Universität München
Bronchiektasen bleiben oft lange unentdeckt
Nicht selten erhalten Personen mit chronischen Atemwegsbeschwerden die Diagnose COPD oder Asthma. Bronchiektasen werden allerdings oftmals lange Zeit übersehen. Weiterführende Untersuchungen auf Bronchiektasen sind sinnvoll bei:
- über Jahre bestehenden Beschwerden,
- gehäuften akuten Phasen der Verschlechterung (Exazerbationen) und Infektionen,
- wiederkehrenden Nasennebenhöhlen-Entzündungen (Rhinosinusitis) mit Husten,
- Nicht-Ansprechen auf eine COPD-Behandlung oder Asthma-Therapie,
- Nachweis von Pseudomonas aeruginosa oder nichttuberkulösen Mykobakterien (NTM) im Auswurf.
Bildgebende Verfahren helfen, Bronchiektasen festzustellen
Neben der körperlichen Untersuchung mit Abhören der Lunge (Auskultation) kommen bei der Bronchiektasen-Diagnose auch bildgebende Verfahren zum Einsatz. Mit den richtigen Bildgebungsverfahren werden die strukturellen Lungenveränderungen sichtbar und lassen sich lokalisieren.
Die hochauflösende Computertomographie (HR-CT) kommt auch zum Einsatz, um Veränderungen des Bronchiengewebes im Krankheitsverlauf zu kontrollieren. Bei jüngeren Erkrankten kann alternativ auch eine Magnetresonanztomographie (MRT) sinnvoll sein, da diese ohne Strahlenbelastung auskommt.
Lungenfunktionstests zur Bronchiektasen-Diagnose
- Mit Hilfe einer Lungenfunktionsanalyse können Mediziner:innen die Atemmechanik beurteilen.
- Expert:innen empfehlen auch bei Kindern und Jugendlichen mit Verdacht auf Bronchiektasen eine Lungenfunktionstestung. Bei diesen ist zusätzlich ein Schweißtest sinnvoll, um eine unbemerkte Mukoviszidose auszuschließen.
Mikrobiologische Untersuchungen
Die mikrobiologische Untersuchung des Auswurfs aus der Lunge gehört zur Standarddiagnostik bei Bronchiektasen, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. Dabei wird der Auswurf (Sputum) auf eine Reihe möglicher Keime und Pilze untersucht. Das Labor kann auch testen, wie empfindlich die gefundenen Erreger auf verschiedene Antibiotika-Klassen reagieren, um die individuell richtigen Wirkstoffe zur Therapie zu bestimmen.
Chronische Infektionen bei Bronchiektasen
Eine besondere Bedeutung hat eine chronische Infektion mit dem Erreger Pseudomonas aeruginosa. In Deutschland hat etwa ein Drittel der Menschen mit Bronchiektasen eine chronische Pseudomonas-aeruginosa-Infektion. Diese ist verbunden mit
- gehäuften Exazerbationen (akuten Verschlechterungsepisoden, häufig durch akute Infektionen),
- schlechterer Lungenfunktion,
- häufigen Krankenhausaufenthalten und
- einem insgesamt erhöhten Sterblichkeitsrisiko.
Weitere Untersuchungsmethoden zur Bronchiektasen-Diagnose
Ergänzend empfehlen die aktuellen medizinischen Leitlinien bei Bronchiektasen eine Blutuntersuchung, mit der sich eine mögliche Störung des Immunsystems feststellen lässt. Auch ein Allergietest, der feststellen soll, ob das Immunsystem auf bestimmte Schimmelpilze sensibilisiert ist, kann sinnvoll sein: Bei manchen Betroffenen versteckt sich hinter den Symptomen eine sogenannte allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA), die auf einer Allergie gegen Aspergillus-Schimmelpilze beruht.
Quellen
- Chang, A.B. et al.: European Respiratory Society guidelines for the management of children and adolescents with bronchiectasis. In: Eur Respir J. 2021. 58 (2): 2002990
- Polverino, E. et al.: European Respiratory Society guidelines for the management of adult bronchiectasis. In: Eur Respir J. 2017,50 (3): 1700629
- Herold G. (Hrsg.) et al. (2022): Innere Medizin, erschienen im Eigenverlag
- Martinez-Garcia, M.A. et al.: Praktische Tipps zu Bronchiektasen in der Primärversorgung. In: Kompass Pneumol 2023, 11 (1): 47 -53
- Ringshausen et al.: Bronchiektasen-Vielfach unterschätzt. In: Perspektiven der Pneumologie und Allergologie.2016,1:4-6
- Finch, S. et al.: A Comprehensive Analysis of the Impact of Pseudomonas aeruginosa Colonization on Prognosis in Adult Bronchiectasis. In: Ann Am Thorac Soc. 2015, 12 (11): 1602 - 11
- Rademacher J. et al.: Bronchiektasen – Diagnostik und Therapie. In: Deutsches Ärzteblatt Int. 2011, 108 (48): 809 - 15
- Ringshausen, F.C. et al.: S2k-Leitlinie Management erwachsener Patientinnen und Patienten mit Bronchiektasen-Erkrankung (PDF). AWMF-Registernummer: 020-030, Stand: 05/2024
Letzte Aktualisierung: 08.08.2024