Bronchiektasen: Ursachen und Risikofaktoren
Bronchiektasen können angeboren sein oder in Folge chronischer Lungenkrankheiten oder Infektionen entstehen. Die angeborene Form ist selten; meist liegt eine Grunderkrankung vor, die die Entstehung der Bronchiektasen begünstigt.
Wissenschaftliche Beratung:
Dr. Felix C. Ringshausen, Medizinische Hochschule Hannover
Dr. Jessica Rademacher, Medizinische Hochschule Hannover
Dr. med. Pontus Mertsch, Ludwig-Maximilians-Universität München
Bronchiektasen können angeboren sein oder in Folge chronischer Lungenkrankheiten oder Infektionen entstehen. Die angeborene Form ist selten; meist liegt eine Grunderkrankung vor, die die Entstehung der Bronchiektasen begünstigt.
Wissenschaftliche Beratung:
Dr. Felix C. Ringshausen, Medizinische Hochschule Hannover
Dr. Jessica Rademacher, Medizinische Hochschule Hannover
Dr. med. Pontus Mertsch, Ludwig-Maximilians-Universität München
Idiopathische Bronchiektasen: Ursache unbekannt
Obwohl sich die Möglichkeiten zur Bronchiektasen-Diagnose deutlich verbessert haben, bleiben dem deutschen Bronchiektasen-Register PROGNOSIS zufolge die Bronchiektasen-Ursachen bei ungefähr jedem dritten Fall (36 Prozent) ungeklärt. Fachleute sprechen dann von idiopathischen Bronchiektasen.
Postinfektiöse Bronchiektasen
Infektionskrankheiten der Atemwege sind ein häufiger Auslöser von Bronchiektasen. Zu den relevanten Atemwegsinfekten zählen unter anderen:
- Keuchhusten
- weitere bakterielle Infektionen, schwere Pneumokokken-Lungenentzündung
- virale Infektionen wie Grippe oder Masern
- Tuberkulose
- atypische Mykobakterien
Gerade in Industrieländern ist diese sogenannte postinfektiöse Ursache durch die Entwicklung von Antibiotikatherapien und Schutzimpfungen aber stark zurückgegangen. Dennoch sind sie in Deutschland noch für rund jede fünfte Bronchiektasen-Erkrankung verantwortlich.
Häufige Bronchiektasen-Ursachen: COPD und Asthma
Auch im fortgeschrittenen Stadium einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) können Bronchiektasen entstehen. Nach Studienlage sind
- etwa 35 bis 50 Prozent der Patient:innen mit fortgeschrittener COPD betroffen, sowie auch
- bis zu 20 Prozent der Menschen mit schwerem Asthma.
Aktuell ist COPD dem PROGNOSIS-Register zufolge in etwa 15 Prozent die Ursache von Bronchiektasen, Asthma bronchiale in elf Prozent.
Bezeichnung „Non-CF-Bronchiektasen“ gilt als überholt
Nur einem verhältnismäßig kleinen Teil aller Bronchiektasen-Erkrankungen liegt ursächlich eine Mukoviszidose (cystische Fibrose, CF) zugrunde. Meist sind jedoch andere Ursachen dafür verantwortlich, dass Aussackungen des Lungengewebes entstehen.
Heute ist die Primäre ciliäre Dyskinesie (PCD) eine der häufigeren Bronchiektasen-Ursachen in Deutschland. Sie ist hierzulande für etwa neun Prozent der Erkrankungen verantwortlich. Die Erbkrankheit stört die Funktion der Flimmerhärchen in den Atemwegen, wodurch sich vermehrt Schleim ansammelt.
Weitere Risikofaktoren für Bronchiektasen
Neben den genannten häufigeren möglichen Ursachen von Bronchiektasen sind weitere Risikofaktoren bekannt, darunter:
- Immundefekte
- Allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA), eine durch Pilze ausgelöste Überempfindlichkeitsreaktion;
- Verengung (Obstruktion) der Atemwege, zum Beispiel durch einen Tumor oder eingeatmeten Fremdkörper
- Schädigung der Atemwege durch das Einatmen giftiger Substanzen, zum Beispiel Tabakrauch, Gase, Partikel
- Gastro-Ösophagealer Reflux (GERD) oder häufige Aspirationen (Eindringen von Mageninhalt/Nahrungsbestandteilen in die Atemwege)
Quellen
- Chang, A.B. et al.: European Respiratory Society guidelines for the management of children and adolescents with bronchiectasis. In: Eur Respir J. 2021, 58 (2): 2002990
- Polverino, E. et al.: European Respiratory Society guidelines for the management of adult bronchiectasis. In: Eur Respir J. 2017, 50 (3): 1700629
- Martinez-Garcia, M.A. et al.: Praktische Tipps zu Bronchiektasen in der Primärversorgung. In: Kompass Pneumol 2023, 11 (1): 47 - 53
- Herold G. (Hrsg.) et al. (2022): Innere Medizin, erschienen im Eigenverlag
- Rademacher J. et al.: Bronchiektasen – Diagnostik und Therapie. In: Deutsches Ärzteblatt Int., 2011, 108(48): 809 - 15
- Ringshausen, F.C. et al.: S2k-Leitlinie Management erwachsener Patientinnen und Patienten mit Bronchiektasen-Erkrankung (PDF). AWMF-Registernummer: 020-030, Stand: 05/2024
- Baumgartner, K. et al.: Allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA). In: RöFo 2020; 192 (07): 617 - 619
Letzte Aktualisierung: 08.08.2024