Was gehört zur Schlafapnoe-Behandlung?
Bei der Schlafapnoe kommen zur Behandlung verschiedene Ansätze infrage, die sich je nach Ursache der Erkrankung unterscheiden. Therapeutische Angebote richten sich nach der Schwere des Krankheitsbildes und der Symptomatik, Risikofaktoren, anatomischen Auffälligkeiten und anderen verursachenden Faktoren.
Wissenschaftliche Beratung:
Dr. Mavi Schellenberg, Universitätsklinikum Heidelberg, Thoraxklinik
Bei der Schlafapnoe kommen zur Behandlung verschiedene Ansätze infrage, die sich je nach Ursache der Erkrankung unterscheiden. Therapeutische Angebote richten sich nach der Schwere des Krankheitsbildes und der Symptomatik, Risikofaktoren, anatomischen Auffälligkeiten und anderen verursachenden Faktoren.
Wissenschaftliche Beratung:
Dr. Mavi Schellenberg, Universitätsklinikum Heidelberg, Thoraxklinik
Ursachen angehen
Als Erstes sollte immer eine Ursachenbeseitigung beziehungsweise -optimierung angestrebt werden. Wer zum Beispiel unter Übergewicht leidet, kann mit einer Gewichtsabnahme – etwa durch eine Ernährungsumstellung und körperliche Bewegung – viel dazu beitragen, die Schlafapnoe-Symptome zu verbessern. So lässt sich die Anzahl der Atemaussetzer pro Stunde bei moderat Übergewichtigen durchschnittlich um die Hälfte senken, wenn sie ihr Körpergewicht um 10 bis 15 Prozent reduzieren.
Medikamente, die eine Schlafapnoe auslösen oder verstärken, sollten nach Möglichkeit reduziert oder ausgetauscht werden. Auch sollte zum Beispiel der Genuss von Alkohol am Abend vermieden werden. Insbesondere bei einer zentralen Schlafapnoe (ZSA) ist es wichtig, Grunderkrankungen wie eine Herz- oder Niereninsuffizienz optimal zu behandeln. Die weiteren Therapieoptionen bei einer zentralen Schlafapnoe sind deutlich eingeschränkter als bei einer obstruktiven Schlafapnoe und schließen nur eine Überdrucktherapie ein.
Die Überdrucktherapie („das Schlafapnoe-Gerät“)
Über viele Jahre trug die Überdrucktherapie (englisch Continuous Positive Airway Pressure, kurz CPAP) die meiste wissenschaftliche Beweiskraft. Dabei tragen die Betroffenen über Nacht eine Maske, die mit einem speziellen Schlafapnoe-Gerät verbunden ist.
Diese Maschine übernimmt nicht die Atmung, unterstützt sie aber: Mit einem leichten Überdruck hält sie die oberen Atemwege offen und verhindert somit die typischen Atemaussetzer. Dieser Überdruck kann die ganze Zeit gleich sein (continuous) oder in der Stärke variieren zwischen einem Minimal- und Maximaldruck. Dies kommt den Menschen entgegen, die einen wechselnden Druckbedarf haben, zum Beispiel je nach Körperlage oder Schlafstadium.
Meist kommt eine Nasenmaske zum Einsatz, seltener auch Masken für Mund und Nase gemeinsam. Vielen Schlafapnoe-Betroffenen hilft die CPAP-Therapie dabei, erholsamer zu schlafen und sich tagsüber ausgeruht und fit zu fühlen. Auch das Risiko für Unfälle sinkt. Voraussetzung dafür ist jedoch die regelmäßige Nutzung, denn die Ursache der Schlafapnoe wird nicht beseitigt, sondern nur während der Therapie überbrückt.
Es gibt auch außer CPAP zahlreiche weitere Formen der Überdrucktherapie, die für spezielle Krankheiten eingesetzt werden. Ein Beispiel ist die adaptive Servoventilation (kurz: ASV), die bei einer zentralen Schlafapnoe zum Einsatz kommen kann. In manchen Fällen kann auch eine nicht-invasive Beatmung notwendig werden, wenn die eigene Atemkraft nicht mehr ausreicht.
Die Unterkieferprotrusionsschiene (die „Schnarchschiene“)
Als Alternative zu CPAP eignet sich bei manchen Betroffenen (leicht- bis mittelgradige obstruktive Schlafapnoe, selten auch bei schwergradiger obstruktiver Schlafapnoe) eine sogenannte Unterkieferprotrusionsschiene (UKPS), die umgangssprachlich auch „Schnarchschiene“ genannt wird.
Diese Schlafapnoe-Therapie kommt ohne Maske aus und bietet sich vor allem bei Menschen an, die sich mit einer CPAP-Maske unwohl oder eingeengt fühlen. Die Unterkieferprotrusionsschiene ähnelt einer Zahnspange aus Kunststoff und muss von schlafmedizinisch ausgebildeten Zahnärzt:innen individuell angepasst werden. Voraussetzung hierfür sind genügend intakte Zähne.
Vor dem Schlafengehen setzen die Betroffenen die Schiene in den Mund ein. Dabei schiebt sie Unterkiefer leicht nach vorne, sodass der Rachenraum frei bleibt und die Zunge nicht mehr nach hinten fallen kann. Die Unterkieferprotrusionsschiene wird von der gesetzlichen Krankenkasse als Leistung übernommen.
Lagetherapie
Etwa 25 bis 30 Prozent der Betroffenen leiden vor allem in einer bestimmten Körperlage (meist Rückenlage) unter vermehrten Atemaussetzern (positionsabhängige obstruktive Schlafapnoe, POSA). Hier kann eine gezielte Lagevermeidungstherapie mit validierten Systemen helfen.
Die Lagetherapie erfolgt in Form von speziellen Westen mit Schaumstoffkeil im Rücken oder zum Beispiel einem Vibrationsgurt mit Lagesensor. Es gibt keine klare wissenschaftliche Empfehlung für eine bestimmte Form der Therapie. Jedoch scheint die langfristige Nutzung eines Gurtes der sperrigen Weste überlegen zu sein.
Auch ist der Langzeiteffekt der Lagetherapie bei Schlafapnoe unklar. Wichtig ist, dass die Wirksamkeit der Behandlung poly(somno)graphisch getestet wird – und auch im Verlauf kontrolliert wird, denn leider verschlechtert sich die obstruktive Schlafapnoe über die Jahre (oder das Gewicht nimmt zu) und die Atempausen verstärken sich. Diese Hilfsmittel werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, sondern müssen selbst bezahlt werden.
Operationen bei Schlafapnoe
Wenn die obengenannten Alternativen nicht ausreichen oder toleriert werden, sollten operative Therapien bei Erwachsenen zum Einsatz kommen.
Beispielsweise kann eine stark verkrümmte Nasenscheidewand die Atmung behindern und entsprechend korrigiert werden. Übergroße Gaumen- und Rachenmandeln können entfernt werden und somit auch die Verengung der oberen Atemwege verbessert. Dabei wird meist auch ein Teil des Gaumensegels und des -zäpfchens entfernt (Uvulopalatopharygoplastik).
Auch kann eine Vorverlagerung des Ober- und/oder Unterkiefers erwogen werden, wenn der Unterkiefer deutlich zu klein oder der Gesichtsschädel verengt ist – insbesondere, wenn eine Überdrucktherapie nicht toleriert wird oder möglich ist.
Die sogenannte Neurostimulation der Zunge (Zungenschrittmacher) kann bei mittel- bis schwergradiger obstruktiver Schlafapnoe erwogen werden, wenn eine Überdrucktherapie nicht möglich oder wirksam war. Dabei wird ein kleiner Generator unter die Brusthaut implantiert, der nachts atemsynchron per Aktivierungsdraht ein Vorschieben der Zungen auslöst.
Diese Maßnahmen fallen in den Bereich der Hals-Nasen-Ohren-Chirurgie oder Kieferchirurgie. Ärztinnen und Ärzte dieser Fachdisziplinen wägen dann ab, welcher Eingriff im Einzelfall sinnvoll ist.
Quellen
- ÄrzteZeitung: Schlafstörung bei Frauen - an Schlafapnoe wird selten gedacht (Letzter Abruf: 01.03.2023)
- Bundesministerium für Justiz: Fahrerlaubnis-Verordnung - FeV, Anlage 4. (Letzer Abruf: 01.03.2023)
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Letzte Aktualisierung: 01.03.2023