Schlafapnoe: Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen und Risikofaktoren der Schlafapnoe unterscheiden sich, je nachdem, welche Form vorliegt. Verschiedene Erkrankungen, aber auch Medikamente oder ein zu hohes Körpergewicht können zur Krankheitsentstehung beitragen.
Wissenschaftliche Beratung:
Dr. Mavi Schellenberg, Universitätsklinikum Heidelberg, Thoraxklinik
Die Ursachen und Risikofaktoren der Schlafapnoe unterscheiden sich, je nachdem, welche Form vorliegt. Verschiedene Erkrankungen, aber auch Medikamente oder ein zu hohes Körpergewicht können zur Krankheitsentstehung beitragen.
Wissenschaftliche Beratung:
Dr. Mavi Schellenberg, Universitätsklinikum Heidelberg, Thoraxklinik
Ursachen der obstruktiven Schlafapnoe
Die obstruktive Schlafapnoe entsteht durch Verengungen der oberen Atemwege (Nase, Rachen, Kehlkopf). Meist erschlaffen die Muskeln im Bereich des Gaumens, des Rachens und auch der Zunge. Dadurch verkleinert sich der Durchmesser der Atemwege bis zum Verschluss.
Zudem kann vermehrtes Fettgewebe im Halsbereich von außen „die Kehle zuschnüren“. Aber auch anatomische Veränderungen wie sehr große Mandeln oder ein kleiner, zurückgesetzter Unterkiefer sind mögliche Schlafapnoe-Ursachen.
Dazu tragen einige typische Risikofaktoren dazu bei, dass eine obstruktive Schlafapnoe auftritt:
- Übergewicht, insbesondere ein Body-Mass-Index (BMI) über 30 kg/m2
- Steigendes Lebensalter
- Männliches Geschlecht (Achtung: auch Frauen in der Menopause oder Schwangerschaft)
- Alkohol oder bestimmte Medikamente, welche die Muskelspannung in den Atemwegen verringern (wie Schlaf- und Beruhigungsmittel)
- Erkrankungen wie Rheuma oder Schilddrüsenunterfunktion
Ursachen der zentralen Schlafapnoe
Bei einer zentralen Schlafapnoe stehen andere Ursachen im Vordergrund, zum Beispiel:
- Herz- oder Niereninsuffizienz, Herzrhythmusstörungen
- (neuer) Schlaganfall
- Medikamente (zum Beispiel Opiode, Antidepressiva, Benzodiazepine)
- Aufenthalt in großer Höhe (selten ab 2.000 Höhenmetern, immer ab 5.000 Höhenmetern)
- Entstehung unter einer neu eingeleiteten Überdrucktherapie (CPAP)
Schlafapnoe bei Kindern
Bei Kindern verursachen häufig vergrößerte Mandeln oder Polypen und allergische Rhinitis (allergischer Schnupfen) eine obstruktive Schlafapnoe. Auch Fettleibigkeit (Adipositas) oder angeborene Veränderungen des Gesichtsschädels sind mögliche Auslöser. Sehr selten leiden Kinder unter einer angeborenen Form der zentralen Schlafapnoe.
Folgen des Schlafapnoe-Syndroms
Eine unbehandelte Schlafapnoe erhöht das Risiko für zahlreiche Krankheiten. Hierzu gehört vor allem der Bluthochdruck (Hypertonie). Umgekehrt weisen etwa 70 bis 85 Prozent der Menschen mit schwierig einzustellendem Bluthochdruck eine obstruktive Schlafapnoe auf.
Aber auch Schlaganfall, Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen, Potenzstörungen, Insulinresistenz beziehungsweise Diabetes mellitus und Depression treten gehäuft auf. Das Risiko für Komplikationen während und nach einer Narkose steigt ebenfalls.
Ganz besonders während einer Schwangerschaft sollte aufmerksam nach Zeichen einer obstruktiven Schlafapnoe Ausschau gehalten werden. Hier können zusätzliche Risiken für die Mutter und das ungeborene Kind (Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck, Frühgeburtlichkeit, niedriges Geburtsgewicht) vorliegen.
Schlafapnoe-Syndrom und Fahrtauglichkeit
Eine oft unterschätzte Folge der Schlafapnoe hängt mit der Tagesschläfrigkeit zusammen: Unfallgefahr! Schätzungen zufolge wird etwa jeder vierte Verkehrsunfall (25 Prozent) durch Sekundenschlaf am Steuer verursacht. Eine der wichtigsten und häufigsten Ursachen übermäßiger Tagesschläfrigkeit ist die obstruktive Schlafapnoe.
Zwar gibt es für ein Schlafapnoe-Syndrom keine Meldepflicht bei der Führerscheinstelle oder Kfz-Behörde. Allerdings dürfen laut Anlage 4 der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) Personen mit messbarer, auffälliger Tagesschläfrigkeit weder Autos noch andere Fahrzeuge führen, die einen Führerschein erfordern. Ist die Ursache hierfür eine Schlafapnoe, muss zunächst eine schlafmedizinische Vorstellung mit Einleitung einer geeigneten Therapie erfolgen. Erst nach Behandlungsbeginn kann eine erneute schlafmedizinische Einschätzung der Tagesschläfrigkeit und damit der Fahrtauglichkeit erfolgen.
Quellen
- ÄrzteZeitung: Schlafstörung bei Frauen - an Schlafapnoe wird selten gedacht (Letzter Abruf: 01.03.2023)
- Bundesministerium für Justiz: Fahrerlaubnis-Verordnung - FeV, Anlage 4. (Letzer Abruf: 01.03.2023)
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- Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM): S3-Leitlinie Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörung (in Überarbeitung)
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Letzte Aktualisierung: 01.03.2023