Weiße Blutkörperchen: Neue Therapie bei Lungenkrebs?

Lungenkrebs wird häufig erst spät erkannt und Therapien schlagen oft nur begrenzt an. Forschende vom Deutschen Zentrum für Lungenforschung haben nun herausgefunden, dass die Umprogrammierung einer besonderen Gruppe weißer Blutkörperchen ein erfolgversprechender Ansatz für eine Tumortherapie sein könnte.

Sogenannte Tumor-assoziierte Makrophagen (TAMs) sind eine spezielle Gruppe weißer Blutkörperchen, die sich in der Umgebung des Tumorgewebes sammeln. Frühere Studien zeigten, dass die Wahrscheinlichkeit für einen ungünstigen Verlauf der Krebserkrankung umso höher ist, je mehr Zellen des Makrophagen-Subtyps M2 sich im Umfeld des Tumorgewebes befinden. Ein zweiter Subtyp hingegen, M1-TAM, wirkt eher Tumor-hemmend.

Gentechnische Umprogrammierung von Bestandteilen der Blutkörperchen

Mit Hilfe zweier gentechnischer Eingriffe versuchte das Forschungsteam nun, die Tumor-fördernden M2-TAMs in einen M1-ähnlichen Zelltyp umzuprogrammieren. Sie identifizierten dabei einen besonderen RNA-Typ, der in einer hohen Konzentration Zellen in einen M2-ähnlichen Tumor-fördernden Zelltyp umwandeln kann. Schaltet man diese RNA jedoch durch einen gentechnischen Eingriff in den Makrophagen aus, verlangsamt sich das Tumorwachstum.

In einer zweiten Studie untersuchten die Wissenschaftler:innen das Enzym Histon-Deacetylase 2 (HDAC2). Der Grund für die Untersuchung: Biopsien von Lungenkrebspatient:innen ergaben eine niedrigere Überlebensrate, wenn M2-ähnliche Makrophagen besonders viel des Enzyms HDAC2 produzierten. Auch hier schalteten die Wissenschaftler:innen die Produktion von HDAC2 in M2-TAMs aus. Das Ergebnis: Eine verringerte Zellteilungsaktivität in den Tumorzellen. Zudem starben vermehrt Tumorzellen ab. Bestätigt werden konnte dies auch im Mausmodell.

Auf Basis der Ergebnisse könnte eine Immuntherapie, die gezielt auf die Hemmung des RNA-Typs und HDAC2 in den Tumor-assoziierten Makrophagen ausgerichtet ist, entwickelt werden. Dafür ist weitere Forschung notwendig.

Quellen

  • Karger A. et al.: ADPGK-AS1 long noncoding RNA switches macrophage metabolic and phenotypic state to promote lung cancer growth. In: EMBO J. 2023, 42(18):e111620. doi: 10.15252/embj.2022111620
  • Zheng X. et al.: The HDAC2-SP1 Axis Orchestrates Protumor Macrophage Polarization. In:  Cancer Res. 2023, 83(14): 2345 - 2357

Verwandte Nachrichten

Lungenkrebs: Immuntherapie vor Operation verbessert Behandlungserfolg

Nach einer Krebs-Operation bekommen Betroffene meistens eine Nachbehandlung in Form einer Immun-, Chemo- oder Strahlentherapie. Nun haben Forschende unter Beteiligung des Deutschen Zentrums für Lungenforschung untersucht, ob es Behandlungsvorteile…

Neues Programm zur Früherkennung von Lungenkrebs gefordert

Noch immer sterben rund 45.000 Menschen in Deutschland jährlich an Lungenkrebs, weil die Erkrankung zu spät erkannt wird. Schon länger gibt es Überlegungen, ein deutschlandweites Lungenkrebs-Screening als Kassenleistung zu etablieren. Nun legten…

A row of human blood samples in a medical laboratory ready to be tested. healthcare background 3D illustration.

Lungenkrebs: Früherkennung mit Lichtimpulsen

Der Nobelpreis für Physik geht in diesem Jahr an die Physiker:innen Ferenc Krausz (München), Anne L´Huillier (Lund/Schweden) und Pierre Agostini (Ohio, USA). Die von ihnen entwickelte bahnbrechende Laser-Technologie könnte die Früherkennung von…

AdobeStock_409843371.jpeg

Wie Ernährung die Lungenkrebsbehandlung unterstützen kann

Eine ausgewogene Ernährung spielt eine wichtige Rolle für den Erhalt unserer Gesundheit. Auch bei Menschen mit Lungenkrebs kann gesundes Essen den Therapieverlauf positiv beeinflussen.

News aus der Lungenforschung

Jetzt unseren Newsletter abonnieren und unserem WhatsApp-Kanal folgen!