Welches Verfahren zur Lungenvolumenreduktion ist das Beste?
Sowohl chirurgische als auch einzelne bronchoskopische Verfahren zur Lungenvolumenreduktion haben Vor- und Nachteile gegenüber einer alleinigen Standardtherapie bei einem Lungenemphysem. Dies geht aus dem Abschlussbericht einer Studie des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hervor. Ein genauer Vergleich der Verfahren ist aufgrund fehlender Studien derzeit aber nicht möglich.
Bei Menschen mit Lungenemphysem sind die Lungenbläschen dauerhaft erweitert oder zerstört, wodurch es zu einer Überblähung der Lunge kommt. Ein typisches Symptom des Lungenemphysems ist Atemnot. Die Behandlung erfolgt in der Regel mit Medikamenten, aber auch nichtmedikamentöse Therapieansätze wie körperliches Training oder Atemphysiotherapie kommen zum Einsatz.
Sind alle Therapieoptionen ausgeschöpft, kann das veränderte Lungengewebe auch entfernt und so das Lungenvolumen reduziert werden/typo3/. Möglich ist eine solche Lungenvolumenreduktion (LVR) durch chirurgische und, seit einigen Jahren, auch durch weniger invasive bronchoskopische Verfahren.
2014 hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) das IQWiG beauftragt, Nutzen und Schaden von Verfahren der Lungenvolumenreduktion sowohl im Vergleich zu einer herkömmlichen Behandlung als auch im Vergleich zu anderen LVR-Verfahren zu bewerten. Der Abschlussbericht liegt nun vor.
Chirurgische Verfahren: kurzfristiger Nachteil aber mittelfristiger Vorteil
Bei den chirurgischen Verfahren sei die Studienlage mit insgesamt elf Studien relativ gut, so die Wissenschaftler. Die Studienergebnisse weisen einen mittelfristigen Nutzen der chirurgischen LVR nach. Fünf Jahre nach dem Eingriff war die körperliche Belastbarkeit und die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Betroffenen erhöht und auch die Atemnot und Exazerbationen verbesserten sich. Allerdings sei im ersten Jahr nach der Operation die Sterblichkeit mit 13,7 Prozent deutlich höher als bei Studienteilnehmern, die nur konventionell, ohne LVR, behandelt wurden (7,4 Prozent).
Bronchoskopische Verfahren: Bessere körperliche Belastbarkeit und Lebensqualität
Insgesamt 15 Studien konnte das IQWiG bei den bronchoskopischen Verfahren in den Abschlussbericht miteinbeziehen. Die Studien liefern jedoch nur Ergebnisse zu relativ kurzen Zeiträumen und für mehrere Verfahren gibt es jeweils nur eine Studie.
Eine erhöhte Sterblichkeit gegenüber der Standardtherapie zeigte sich bei den bronchoskopischen Verfahren nicht. Das Einführen des Endoskops verursacht jedoch einen kurzfristigen starken Reiz in den Bronchien, wodurch häufiger Nebenwirkungen wie vermehrte Exazerbationen sowie Infektionen und Verletzungen des Lungengewebes (Pneumothorax) auftreten können.
Besonders beim Einsatz von Spiralen oder Ventile zeigte sich aber auch eine Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Zudem konnten Spiralen die Symptome einer COPD, wie Atemnot, reduzieren.
Bei Verfahren mit Polymerschaum oder thermischer Dampfablation war jeweils nur eine Studie verfügbar, sie zeigte keinen belastbaren Vorteil.
Lungenvolumenreduktion: Chirurgie oder Bronchoskopie?
Da es bisher keine vergleichenden Studien gibt, bleibt die Frage unbeantwortet, ob chirurgische oder bronchoskopische Verfahren für eine LVR besser geeignet sind. Derzeit läuft eine erste Vergleichsstudie Ergebnisse werden für 2019 erwartet.
Unklar bleibt auch, für welche Patientinnen und Patienten welcher Eingriff besonders geeignet ist. Hierfür fehlen zum Beispiel einheitliche Definitionen der unterschiedlichen Emphysemtypen und belastbare Ergebnisse zu den jeweiligen Subgruppen.
Quelle:
Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Lungenvolumenreduktion bei schwerem Lungenemphysem: Abschlussbericht publiziert. Pressemitteilung vom 7.4.2017
Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Verfahren zur Lungenvolumenreduktion beim schweren Lungenemphysem – Abschlussbericht N14-04. 7.2.2017