Welche Patienten profitieren von Ventilen?
Die seit einigen Jahren angewandte Methode der Implantation von Ventilen zur Lungenvolumenreduktion bei schwerem Lungenemphysem eignet sich nur für einen Teil der von einer Lungenüberblähung betroffenen Patienten. Eine entscheidende Voraussetzung ist, dass zwischen den Lungenlappen keine Verbindungen bestehen, über die Luft von einem in das andere Lungenareal gelangen kann. Eine im bekannten Fachmagazin ´New England Journal of Medicine` veröffentlichte Studie liefert dafür neue Belege.
Bei der endoskopischen Lungenvolumenreduktion (LVR) werden Ventile oder Spiralen (Coils) in stark überblähte Areale der Lunge implantiert. Sie verhindern die Belüftung des betreffenden Lungenareals, das dadurch kollabiert. Die damit einhergehende Verkleinerung der Lunge soll die Atmung und Lungenfunktion verbessern und den Patienten mehr Belastbarkeit und Lebensqualität ermöglichen.
In den letzten Jahren gab diese noch junge Therapiemethode vielen Patienten mit fortgeschrittenem Lungenemphysem Anlass zu Hoffnung auf Linderung ihrer Beschwerden. Immer wieder gab es aber auch negative Schlagzeilen über enttäuschende Ergebnisse ohne nachhaltigen Erfolg. Nachträglich durchgeführte Studien deuteten darauf hin, dass nur solche Patienten von der ELVR mit Ventilen profitieren, bei denen keine Kollateralventilation zwischen den benachbarten Lungenlappen besteht, also kein Luftaustausch zwischen den Lappen stattfindet.
Niederländische Wissenschaftler führten nun eine Studie durch, in der sie bei Patienten mit schwerem Lungenemphysem vorab bronchoskopisch untersuchten, ob eine solche Querverbindung zwischen betroffenem und Nachbar-Lungenlappen vorliegt. Von 84 untersuchten Studienteilnehmern wurden 13 Patienten wegen einer solchen Querverbindung von der LVR ausgeschlossen. Die übrigen 68 wurden in zwei gleichgroße Gruppen unterteilt. Die erste Gruppe erhielt eine ELVR und zeigte im Verlauf der darauffolgenden sechs Beobachtungsmonate deutliche Verbesserungen in der Lungenfunktion und in der Sechs-Minuten-Gehstrecke im Vergleich zur unbehandelten Kontrollgruppe. Die Wissenschaftler berichten allerdings auch von einigen negativen Folgen in der ELVR-Gruppe, darunter einem Pneumothorax bei 18 Prozent der Patienten.
Zusammenfassend kommen sie dennoch zu dem Ergebnis, dass die endoskopische Ventilimplantation bei Patienten mit schwerem Lungenemphysem und fehlender Kollateralventilation die Lungenfunktion und Belastbarkeit der Patienten deutlich verbessern kann. Sie fordern allerdings eine engmaschige Nachbeobachtung der behandelten Patienten.
Quelle:
Klooster, K. et al.: Endobronchial Valves for Emphysema without Interlobar Collateral Ventilation. In: Engl J Med, 2015; 373:2325-2335, online veröffentlicht am 10. Dezember, DOI: 10.1056/NEJMoa1507807
Weiterführende Informationen:
Endoskopische Lungenvolumenreduktion – Welche Verfahren gibt es?