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Was bringt die Entfernung der Mandeln?

Werden bei Kindern die Rachenmandeln entfernt, bekommen sie danach genauso häufig Infektionen der oberen Atemwege wie Kinder, die nicht operiert wurden. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie von Utrechter Medizinern. Deshalb raten sie, abzuwarten und zu beobachten.

 

Wissenschaftler des Universitätsklinikums Utrecht untersuchten im Zeitraum von drei Jahren 111 Kinder im Alter zwischen eins und sechs, bei denen die Rachenmandeln entfernt werden sollten. Die eine Hälfte der Kinder wurde sofort operiert, bei den anderen wartete man ab. Die Nachbeobachtungszeit der Kinder betrug bis zu zwei Jahre. Dabei zeigte sich, dass die bereits operierten Kinder im Schnitt 7,91 Episoden, nicht operierte Kinder 7,84 Episoden mit Infektionen der oberen Atemwege hatten. Die Zahl der Schulfehltage und die gesundheitsbezogene Lebensqualität war für beide Gruppen vergleichbar. Allerdings traten bei den operierten Kindern mehr Fiebertage auf, als bei jenen in der Wartegruppe.

Die Wissenschaftler ziehen daraus den Schluss, dass eine Operation der Rachenmandeln keine klinischen Vorteile bringt und vorsichtiges Abwarten ratsam ist. Allerdings können vergrößerte Rachenmandeln die Nasenatmung und damit auch den Schlaf der betroffenen Kinder beeinträchtigen sowie gegebenenfalls Infektionen der unteren Atemwege begünstigen.

Die Rachenmandeln sind Teil des lymphatischen Rachenrings und damit der körpereigenen Immunabwehr. Bei Kindern im Vorschulalter sind sie allerdings auch oft der Grund für Besuche beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Denn das Mandelgewebe wird als Abwehrbastion im Nasenrachen gerade im Kindesalter ziemlich beansprucht. Sind die Mandeln vergrößert ist die Nasenatmung behindert, sodass in der dadurch schlechter belüfteten Nase leichter Atemwegsinfektionen wie Nasennebenhöhlenentzündungen und Erkältungen auftreten. Ärzte raten dann häufig zur Entfernung der Mandeln. Diese gängige Meinung muss nun neu überdacht werden.

Quelle:
Van den Aardweg, MTA et al.: Effectiveness of adenoidectomy in children with recurrent upper respiratory tract infections: open randomised controlled trial. BMJ 2011;343:d5154