Ventile für die Lunge
Ein bronchoskopisches Verfahren zur Behandlung des Emphysems zeigt an der Universitätsmedizin Rostock erste klinische Erfolge. Die Wissenschaftler haben dort zusammen mit Kollegen aus der Thoraxklinik am Heidelberger Universitätsklinikum drei Patienten Ventile in die Lunge platziert, die Atemnot lindern und die Belastbarkeit erhöhen.
Früher konnten durch Überblähung zerstörte Lungenabschnitte, so genannte Emphyseme, nur mit einer risikoreichen großen Operation entfernt werden. In Rostock erhielten Patienten mit Lungenemphysem nun erstmals bronchoskopisch und mittels einer minimalinvasiven Prozedur Ventile in die Lunge platziert, um das Emphysem zu verkleinern. Prof. Johann Virchow, Direktor der Abteilung für Pneumologie an der Universitätsmedizin Rostock führte die Eingriffe in Zusammenarbeit mit Prof. Felix Herth durch. Der Stellvertretende Ärztliche Direktor der Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg ist einer der führenden Spezialisten auf dem Gebiet der endoskopischen Volumenreduktion. Das Team in Heidelberg praktiziert dieses Verfahren seit 2004 und hat auf diese Weise bereits über 1000 Patienten behandelt.
„Alle Patienten spürten bereits direkt nach dem Eingriff weniger Atemnot und waren besser belastbar“, so Virchow. COPD und Lungenemphysem gehört zu den häufigsten Lungenerkrankungen. Bei besonders schweren Formen dieser Krankheit, die oft nach langjährigem Rauchen entsteht, helfen Medikamente kaum noch.
Das neue Verfahren stellt nach Einschätzung der Wissenschaftler eine wichtige Bereicherung der Therapiemöglichkeiten dar. Entscheidend sei aber die optimale Auswahl der Patienten für diese Behandlung. Denn nicht jeder Patient sei dafür geeignet, und es bedürfe sehr sorgfältiger Voruntersuchungen, um die Ventile an der richtigen Stelle zu platzieren.
Darüber hinaus kommt der Nachkontrolle eine wichtige Bedeutung zu. „Es kommt darauf an, die Implantierung der Ventile optimal vorzubereiten sowie den Erfolg auch zu überprüfen und nachzuverfolgen“, so Virchow. Hilft die Methode nicht, könnten die Ventile auch leicht wieder entfernt werden. Die vergleichsweise kostenintensive Therapie böte im Vergleich zu den Risiken einer großen Operation unschlagbare Vorteile.
Weitere Informationen:
Universitätsklinikum Rostock: Ventile für die Lunge - Pressemitteilung vom 31.07.2012