„Unser Ziel ist es, Kinder vor Asthma zu schützen.“
Wir haben im Interview mit Prof. Erika von Mutius, Direktorin des Instituts für Asthma- und Allergieprävention von Helmholtz Munich und Bettina Rankl, Koordinatorin für Arzneimittelentwicklung über ihr aktuelles Forschungsprojekt gesprochen. Ihr Ziel ist es, ein Produkt zu entwickeln, das Kinder mit hohem Asthmarisiko vor der Lungenkrankheit schützen soll.
Sie haben Kinder oder Enkelkinder und wollen das Forschungsprojekt aktiv mit Ihren Erfahrungen unterstützen? Dann nehmen Sie an der kurzen Online-Befragung teil, die das Forschungsteam vor Kurzem gestartet hat: Asthma bei Kindern verhindern
Frau von Mutius, Frau Rankl, Sie verfolgen momentan einen innovativen Ansatz zur Asthma-Prävention bei Kindern. Was genau versteckt sich hinter dem Forschungsvorhaben? Was ist Ihr Ziel und was möchten Sie entwickeln?
EvM: Asthma ist die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern und tritt bereits im frühen Kindesalter auf. Möglichkeiten sie zu verhindern (Prävention) oder eine Heilung gibt es derzeit leider nicht.
Aus Studien weiß man, dass Kinder, in deren Familie Asthma oder Allergien auftreten, ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an Asthma zu erkranken. Zusätzliche Faktoren, wie beispielsweise Passivrauchen oder bestimmte Atemwegsinfektionen können das Asthma-Risiko noch erhöhen. Schützend wirkt hingegen das Aufwachsen auf einem Bauernhof. Vor allem der regelmäßige Aufenthalt der Kinder im Tierstall ist besonders wirksam. Daher haben wir das Stallumfeld genauer analysiert. Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen arbeiten wir nun daran, ein Produkt zur Asthmaprävention bei Kindern zu entwickeln. Unser Ziel ist es Kinder mit einem erhöhtem Risiko vor einer Asthmaerkrankung zu schützen.
Der Ansatz, auf den sich Ihre Forschung stützt, ist die sogenannte „Bauernhofhypothese“. Was versteht man darunter und wie kann das Aufwachsen auf einem Bauernhof vor Asthma schützen?
EvM: Asthma ist eine komplexe Erkrankung, die durch eine Vielzahl an genetischen und Umweltfaktoren bestimmt wird. Unter den Umweltfaktoren ist es vor allem der Kontakt mit verschiedensten Bakterien und anderen Mikroorganismen, wie sie auf Bauernhöfen vorkommen, die vor Asthma und allergischen Atemwegserkrankungen schützen. Der frühkindliche Kontakt mit Kuhställen und Scheunen sowie der Verzehr von unbehandelter Kuhmilch sind die wesentlichen schützenden Faktoren im bäuerlichen Umfeld.
Diese Effekte haben sich als bemerkenswert konsistent erwiesen und reduzieren das Erkrankungsrisiko stark, um mehr als 70 Prozent. Unsere Beobachtungen legen deutlich nahe, dass sich daraus effektive und wirksame Mittel für die Prävention von Asthma und Allergien entwickelt werden können.
Im Zusammenhang mit dem Projekt haben Sie kürzlich eine Online-Umfrage gestartet. Was wollen Sie mit der Umfrage herausfinden? Wie können die Teilnehmenden Sie mit ihren Antworten bei Ihrer Forschung unterstützen?
BR: Um Kinder vor einer Asthmaerkrankung schützen zu können, ist es wichtig zu klären, welche vorbeugenden Maßnahmen Eltern oder Pflegepersonen überhaupt akzeptieren. Das wirksamste Mittel hilft nichts, wenn es nicht, oder nicht korrekt verwendet wird; beispielsweise, weil die Anwendung zu kompliziert oder aufwendig ist.
Dies ist in unserem Falle besonders relevant, da es sich um ein Produkt zur Anwendung bei Kleinkindern handelt. Diese Informationen sind daher besonders wichtig, um die Entwicklung gezielt in die richtige Richtung zu lenken. Die Ergebnisse der Umfrage haben somit Einfluss auf die weitere Entwicklung.
An wen genau richtet sich die Umfrage?
BR: Die Umfrage richtet sich prinzipiell an Eltern oder auch Großeltern, unabhängig davon, ob es in der Familie bereits an Asthma und Allergien erkrankte Kinder gibt. Ein besonderes Augenmerk liegt aber auf Familien mit "Risiko-Kindern", also Kindern in deren Familie Asthma oder Allergien aufgetreten sind.
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