Transplantation bei Lungenfibrose
Bei manchen Lungenfibrose-Patienten, die unter Lungenhochdruck leiden, kann es von Vorteil sein, nicht nur einen, sondern gleich beide Lungenflügel zu transplantieren.
Die idiopathische Lungenfibrose ist nach COPD die zweithäufigste Lungenerkrankung, die mittels Transplantation behandelt wird. Allerdings ist in Fachkreisen bislang umstritten, ob nur ein oder gleich beide Lungenflügel transplantiert werden sollten. Beide Vorgehensweisen haben Vor- und Nachteile. Die Zahl der doppelten Lungentransplantationen hat jedoch in den letzten Jahren zugenommen. Allerdings ist die Verfügbarkeit von Spenderorganen begrenzt, was ein großes Problem darstellt.
Forscher verschiedener Fachbereiche des Klinikums Großhadern der Universität München unter Leitung von Dr. Claus Neurohr sowie des Pathologischen Instituts der Ludwig-Maximilians-Universität München wollten wissen, wie sich ein bereits vor der Transplantation vorhandener Lungenhochdruck nach der Transplantation auswirkt. In diesem Zusammenhang stellten sie die Frage, in welchen Fällen es bei idiopathischer Lungenfibrose günstiger ist, beide Lungenflügel oder nur einen zu transplantieren. Lungenhochdruck schränkt nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit stark ein, sondern hat bei Lungenfibrose-Patienten auch negative Auswirkungen auf die Prognose.
Die Münchner Forscher legten für ihre Studie die einfache Transplantation als Standardprozedur fest. Die gleichzeitige Transplantation beider Lungenflügel sollte nur dann erfolgen, wenn ausgeprägter Lungenhochdruck oder zusätzliche Lungenerkrankungen vorlagen. Die Transplantation nur eines Lungenflügels ging den Münchner Studienergebnissen zufolge mit einem Trend für ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko in den ersten 90 Tagen und für ein deutlich reduziertes Langzeitüberleben einher. Patienten mit Zweiflügeltransplantation hatten bessere Lungenfunktionswerte und eine deutlich verbesserte Überlebensrate nach einem Jahr sowie langfristig. Auch die Phase, während der Komplikationen wie das Bronchiolitis obliterans Syndrom ausblieben, verlängerte sich.
Unterm Strich ergab die einfache Lungentransplantation zwar akzeptable Überlebensraten für Lungenfibrose-Patienten. Allerdings bietet die Transplantation beider Lungenflügel bei ausgewählten Patienten mit Lungenhochdruck deutliche Vorteile.
Die Studie bezog keine Kontrollgruppe ein und die Zahl der Probanden war begrenzt , wie die Forscher selbst einräumen. Daher ist es wichtig, die Ergebnisse in einer multizentrischen Studie zu überprüfen.
Quelle:
Neurohr, Claus et al.: Potential functional and survival benefit of double over single lung transplantation for selected patients with idiopathic pulmonary fibrosis. Transplant International 23, 887-896 (2010)