Spezielle Ernährung gegen Asthma-Anfälle?
Kann eine spezielle Diät – die sogenannte ketogene Ernährung – gegen bestimmte Formen von Asthma helfen? Eine Studie im Tiermodell der Universität Bonn liefert dazu zumindest ein paar Hinweise. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Immunity“ veröffentlicht.
Menschen mit allergischem Asthma reagieren oft schon auf geringe Konzentrationen mancher Allergene mit heftigen Entzündungen der Bronchien. Eine zentrale Rolle spielen dabei bestimmte Zellen des angeborenen Immunsystems, die Innate Lymphoid Cells (ILC). Normalerweise übernehmen sie in der Lunge eine wichtige Schutzfunktion, indem sie spezielle Entzündungsbotenstoffe aussenden und damit geschädigte Schleimhäute zur Reparatur anregen. Bei Menschen mit Asthma fällt die Entzündungsreaktion aber weit stärker und länger aus – die ILCs vermehren sich rasant und schütten übermäßig viele Botenstoffe aus. Die typischen Asthma-Symptome sind die Folge. Ziel der Forschenden war es daher, die Zellteilung der ILCs zu bremsen, um so die überschießende Reaktion in den Griff zu bekommen.
Zellstoffwechsel stellt sich um
Zunächst analysierten sie, welche Stoffwechselvorgänge während der Zellteilung besonders aktiv sind, um diese anschließend blockieren zu können. Unter anderem fanden sie heraus, dass die ILCs in der Vermehrungsphase Fettsäuren aufnehmen, um daraus die Zellmembran, also die Hülle der neu entstehenden Zelle herzustellen. Doch was würde geschehen, wenn man die Zellen zwingt, die Fettsäuren anderweitig zu verwenden?
Um diese Frage zu beantworten, setzten die Forschenden Mäuse mit Asthma auf eine spezielle Diät, die vor allem aus Fetten bestand, aber kaum aus Kohlenhydraten und Proteinen (Eiweißen). Diese Ernährungsweise wird auch als ketogen bezeichnet. Der Stoffwechsel der Zellen stellt sich dabei um: Da keine Kohlenhydrate mehr verfügbar sind, gewinnen die Zellen die Energie, die sie brauchen, nun aus der Fettverbrennung. Dadurch können sie die Fettsäuren aber nicht mehr für die Bildung neuer Membranen und somit für die Zellteilung einsetzen.
In Folge ging die Teilungsaktivität der ILCs bei den entsprechend gefütterten Tieren zurück. Normalerweise erhöhe sich die Zahl der Immunzellen in den Bronchien um das Vierfache, wenn sie Kontakt mit Allergenen haben, betonen die Forschenden. Mit der ketogenen Ernährung blieb sie dagegen nahezu konstant. Entsprechend verringerten sich sowohl die Schleimproduktion als auch andere Asthmasymptome.
Ketogene Ernährung ist langfristig nicht ungefährlich
Die Forschenden wollen nun untersuchen, ob eine ketogene Ernährung auch bei Menschen Asthmaschübe verhindern kann. Bei anderen Erkrankungen, wie beispielsweise bei bestimmten Formen der Epilepsie wird diese Form der Ernährung bereits als eine Therapieoption eingesetzt.
Langfristig ist eine ketogene Diät allerdings nicht ganz ungefährlich und sollte nur nach Absprache mit den behandelnden Ärzten durchgeführt werden, betonen die Forschenden. Sie wollen daher auch herausfinden, welche Komponenten der Nahrungsumstellung für den Effekt verantwortlich sind. Dies könnte dann möglicherweise Wege zur Entwicklung neuer Medikamente eröffnen.
Quellen:
Karagiannis, F. et al.: Lipid-Droplet Formation Drives Pathogenic Group 2 Innate Lymphoid Cells in Airway Inflammation. In: Immunity, 2020, DOI: 10.1016/j.immuni.2020.03.003
Universität Bonn: Forscher schlagen eine spezielle Diät gegen Asthma vor. Pressemitteilung vom 7. April 2020.