Schleimlösung bei schwerem Asthma - Neuer Therapieansatz entdeckt
Wie Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg und der Medizinischen Hochschule Hannover im Mausmodel herausgefunden haben, besteht ein Zusammenhang zwischen schweren Formen von Asthma und dem Fehlen eines bestimmten Transportproteins. Darüber hinaus konnten die Forscher durch eine Untersuchung an 1319 Kindern zeigen, dass Veränderungen im genetischen Bauplan für das Protein ein erhöhtes Asthmarisiko mit sich bringen.
Bei einem Asthmaanfall schwellen die Schleimhäute in den Bronchialwänden an, die glatte Muskulatur verkrampft sich und es wird übermäßig viel zäher Schleim produziert. Bisherige Therapieansätze zielen in erster Linie darauf, die Entzündung der Bronchien zu verhindern und die verkrampfte Muskulatur zu lösen. Da gerade bei schwerem Asthma der zähe, trockene Schleim die Atemwege zusätzlich verstopft, helfen die gängigen Medikamente hier nur wenig.
Den Wissenschaftlern, die ihre Untersuchung im Rahmen einer Zusammenarbeit im Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) durchführten, ist es jetzt gelungen, eine Ursache für den zu trockenen Schleim zu finden. Den Zusammenhang zwischen dem Protein SLC26A9 und dem Schweregrad des Asthmas untersuchten die Forscher an Mäusen. Bei dem Protein SLC26A9 handelt es sich um einen Chloridkanal in den Zellen der Atemwegsschleimhäute, der bei der allergischen Entzündung aktiviert wird. Bei gesunden Mäusen, die den Kanal bilden können, wird Chlorid aus der Schleimhaut in das Lungensekret transportiert und der Schleim durch nachströmendes Wasser befeuchtet, sodass er abfließen kann. In den Lungen asthmakranker Mäuse hingegen, die den Kanal nicht bilden können, steigt der Chlorid-Transport nicht an. So entstehen unlösliche Schleimpfropfen, wie es auch bei Menschen mit sehr schwerem Asthma der Fall ist.
Darüber hinaus untersuchten die Forscher 661 Kinder mit Asthma und 658 gesunde Kinder auf Fehler im genetischen Bauplan des Chloridkanals hin. „Bestimmte Veränderungen, die die Funktion des Proteins beeinträchtigen, waren bei Kindern mit Asthma zu 50 Prozent häufiger zu finden als bei gesunden Kindern“, erläutert Dr. Marcus Mall, Direktor der Abteilung Translationale Pneumologie des Zentrums für Translationale Lungenforschung Heidelberg. „Wir gehen daher davon aus, dass Fehler im Aufbau oder in der Regulation des Kanals das Risiko, an schwerem Asthma zu erkranken, deutlich erhöhen.“
Ausgehend von diesen Erkenntnissen gilt es jetzt herauszufinden, welche Veränderungen des Kanals vorkommen und wie sich diese auf die Schwere der Erkrankung auswirken. Zudem müssen weitere Untersuchungen zeigen, ob ein Wirkstoff zur Aktivierung von SLC26A9 Patienten, bei denen bisherige Medikamente nicht anschlagen, helfen kann.
Quellen:
Universitätsklinikum Heidelberg (2012): Warum der Schleim sich nicht löst: Neuer Therapieansatz bei schwerem Asthma entdeckt - Pressemitteilung vom 5.9.2012
Pinelopi Anagnostopoulou, et al.: SLC26A9-mediated chloride secretion prevents mucus obstruction in airway inflammation. J Clin Invest. 2012; doi:10.1172/JCI60429.