Prof. Klaus F. Rabe: Die COPD-Therapie individualisieren - Ein Ausblick
Wie sehen künftige Therapien für die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) aus und wohin geht die Forschung? Dazu sprach Rabe am 10. Dezember auf dem 5. Patientenforum Lunge „Leben mit COPD“ in München. Rabe ist Ärztlicher Direktor der LungenClinic Großhansdorf und einer der Standortdirektoren des Deutschen Zentrums für Lungenforschung. Seine Botschaft: Neben dem Verzicht auf Rauchen sind die Behandlung von Begleiterkrankungen sowie körperliche Aktivität wesentliche Therapiebausteine.
In der Therapieforschung zur chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD)gehe der Trend in Richtung „individualisierter Therapie“ erläuterte Prof. Klaus Rabe. Ziel dabei sei es, die Patienten nach ihren individuellen Krankheitsmerkmalen, Bedürfnissen und Voraussetzungen zu behandeln. Als Beispiel nannte Rabe das noch relativ neue Medikament Roflumilast), das nur bei bestimmten Patienten (mit Emphysem und chronischer Bronchitis) Wirkung zeigt, bei anderen Patienten dagegen völlig wirkungslos ist.
Nach derzeitigem wissenschaftlichem Stand wird es in absehbarer Zeit allerdings keine gänzlich neuen Medikamente gegen COPD geben. Mit der individualisierten Therapie jedoch verfolgt man das Konzept, die Patienten in ihrer Ganzheit zu betrachten, um so eine optimierte Behandlung zu erarbeiten.
Eine wesentliche Erkenntnis sei, so Rabe auf dem Patientenforum Lunge, dass COPD mit zahlreichen Begleiterkrankungen vergesellschaftet ist. Jeweils etwa die Hälfte aller COPD-Patienten leidet an Bluthochdruck, einer Verkalkung der Blutgefäße oder einem erhöhten Blutzucker. Diese Begleiterkrankungen seien auch zu zwei Dritteln für die Sterblichkeit von COPD-Patienten verantwortlich, an COPD selbst dagegen würde nur etwa ein Drittel der Betroffenen versterben. Daher müssten neuartige Therapiekonzepte der COPD diese Begleiterkrankungen berücksichtigen, mit dem Ziel, Menschen mit COPD gründlich auf weitere Krankheiten zu untersuchen und die entsprechende Behandlung einzuleiten.
Eine weitere bislang häufig unterschätzte Komponente für die Therapie von COPD ist die körperliche Bewegung. Sie verhindert nicht nur ein weiteres Fortschreiten der Lungenerkrankung, sondern trägt positiv zum körperlichen Gesamtbefinden bei. Angemessene Aktivität und Konditionsaufbau, z.B. im Rahmen einer Lungensportgruppe, konnten die Belastungsgrenze von COPD-Patienten auch ohne Medikation deutlich erhöhen. Daneben verbesserten sich Muskel-, Fett- und Zuckerstoffwechsel nachweislich. Um diese positiven Stoffwechseleffekte zu erreichen, könnte bald auch ein neues Medikament verfügbar sein. Bei regelmäßigem Training produziert der Körper vermehrt den Botenstoff Irisin. Wissenschaftler versuchen derzeit, diesen Wirkstoff synthetisch herzustellen.