Obstruktive Schlafapnoe: “Anti-Schnarchschiene” als Alternative zur PAP-Therapie
Eine Unterkieferprotrusionsschiene kann die Tagesschläfrigkeit bei obstruktiver Schlafapnoe ähnlich gut lindern wie eine Atemwegsüberdruck-Therapie mit Schlafmaske (PAP-Therapie). Das ergab eine vorläufige Nutzenbewertung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
Das IQWiG untersucht im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), ob das Tragen einer Unterkieferprotrusionsschiene (UPS) bei obstruktiver Schlafapnoe nützt. Der Nutzen oder Schaden der UPS wird dabei im Vergleich zu keiner Behandlung, zu einer Placebo-Behandlung und zu einer Behandlung mittels positivem Atemwegsdruck über eine Maske (PAP-Therapie) bewertet. Im Fokus standen besonders die Auswirkungen auf das Leitsymptom, also das auffälligste Symptom, der obstruktiven Schlafapnoe, die Tagesschläfrigkeit. Insgesamt wertete das IQWiG für die Nutzenbewertung die Ergebnisse von 34 randomisiert kontrollierten Studien aus.
Nach erster Analyse der Studienlage sehen die Experten des IQWiGs einen Anhaltspunkt dafür, dass die „Anti-Schnarchschiene“ verglichen mit keiner Behandlung und auch verglichen mit Placebo einen Nutzen zeigt und die Tagesschläfrigkeit reduziert. Im Vergleich mit der Atemwegsüberdruck-Therapie per Schlafmaske (kurz: PAP-Therapie, PAP = Positive Airway Pressure) konnte die Unterkieferprotrusionsschiene laut IQWiG die Tagesschläfrigkeit genauso gut verbessern, sodass die UPS einer PAP-Therapie nicht unterlegen ist. Nachteile der UPS im Hinblick auf andere Aspekte, wie zum Beispiel die Schlafqualität, gegenüber der PAP-Therapie zeigten sich ebenfalls nicht.
Gerade für Patientinnen und Patienten, die die PAP-Therapie ablehnen, zum Beispiel weil sie nachts keine Maske tragen wollen oder weil ihnen das Beatmungsgerät zu laut ist, kann die Unterkieferprotrusionsschiene eine gute Alternative sein, so die zuständige Projektleiterin des IQWiGs.
Obstruktive Schlafapnoe: Entstehung und Therapie
Bei einer obstruktiven Schlafapnoe erschlafft die Muskulatur in den oberen Atemwegen. Diese verengen sich oder werden sogar ganz blockiert, sodass Patienten beim Ein- und Ausatmen laut schnarchen. Durch die Atmungsstörung kommt es im Körper zu einem Sauerstoffmangel, wodurch das Atemzentrum im Gehirn Alarm schlägt und einen Weckreiz auslöst. Die Folge: Betroffene wachen mehrfach kurzzeitig auf und finden keinen erholsamen Schlaf.
Typische Schlafapnoe-Symptome sind daher unter anderem Erschöpfung, Tagesschläfrigkeit, unfreiwilliges Einschlafen oder auch Einbußen der Denkfähigkeit. Zur Behandlung einer leichten Schlafapnoe reichen oft schon Maßnahmen wie Gewichtsreduktion, Meiden von Alkohol und Rauchen oder die Vermeidung der Rückenlage beim Schlafen aus. Ist die Schlafapnoe schwerer, wird meist eine PAP-Therapie als Standardtherapie eingesetzt, bei der die Atemwege durch eine Positivdruckbeatmung offengehalten werden.
Quelle:
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Obstruktive Schlafapnoe: Anhaltspunkt für einen Nutzen der Unterkieferprotrusionsschiene. Pressemeldung vom 22.10.2019