Neue COPD-Leitlinie veröffentlicht
Ende Januar 2018 wurde eine neue deutschsprachige Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD) veröffentlicht. Die wichtigsten Änderungen finden sich in der Einteilung der COPD-Schweregrade und in den Therapieempfehlungen.
Seit Veröffentlichung der letzten COPD-Leitlinie 2007 ist eine Vielzahl evidenzbasierter Studien und Metaanalysen zu Neuentwicklungen in Diagnostik und Therapie erschienen, die bei der jetzigen umfangreichen Bearbeitung berücksichtigt wurden. Außerdem flossen eine Reihe von weiteren Leitlinien sowie Positionspapiere, die in den letzten Jahren erschienen sind, insbesondere die 2017 Version des Dokuments der Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) in die neue COPD-Leitlinie ein.
COPD-Diagnose: Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu GOLD
Bei der COPD-Diagnose setzt die internationale GOLD-Guideline ausschließlich auf die Spirometrie und die Forcierte Expiratorische Einsekundenkapazität (FEV1). Nach der neuen deutschen Leitlinie soll jedoch auch die Bodyplethysmographie und die Diffusionskapazität berücksichtigt werden. In der neuen Leitlinie werden außerdem einfache Kriterien vorgestellt, anhand derer es mit einer Mustererkennung möglich ist, zwischen Asthma und COPD zu unterschieden.
Analog zu GOLD empfiehlt die Leitlinie, COPD-Patienten mit Hilfe des überarbeiteten ABCD-Schemas anhand der Symptomlast und der Anzahl an Exazerbationen in die verschiedenen COPD-Schweregrade einzustufen. Die Einstufung soll dann als Basis für die medikamentöse Therapie dienen.
Weniger inhalatives Cortison und Antibiotika
Wie auch in den GOLD-Guidelines ist der Stellenwert von inhalativen Glukokortikoiden (ICS, inhalatives Cortison) in der aktuellen Leitlinie deutlich reduziert worden. Sie sollten in der COPD-Therapie nur noch verwendet werden, wenn
- der Verdacht auf eine asthmatische Komponente besteht, oder
- die Therapie mit bronchienerweiternden Medikamenten ausgeschöpft ist.
Die Experten sind außerdem der Ansicht, dass COPD-Exazerbationen aktuell zu oft mit Antibiotika behandelt werden. Die neue Leitlinie gibt daher konkrete Empfehlungen, wann Antibiotika in der COPD-Therapie eingesetzt werden sollten.
Fokus auch auf nichtmedikamentöse Maßnahmen
Da mehrere Studien nachgewiesen hatten, dass die außerklinische Beatmung COPD-Patienten mit Atmungsstörungen deutliche Überlebensvorteile bietet, widmet die Leitlinie dem Thema ein ausführliches Kapitel. Ein besonderes Augenmerk legt die deutschsprachige Leitlinie auch auf mögliche berufliche Ursachen der COPD. Zudem stuft sie nichtmedikamentöse Maßnahmen wie
- Raucherentwöhnung,
- Impfungen,
- pneumologische Rehabilitation,
- körperliches Training oder
- Patientenschulungen
als genauso wichtig ein, wie die medikamentösen Maßnahmen.
Die neue COPD-Leitlinie kann über das Portal der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften AWMF online heruntergeladen werden: S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD)
Quellen:
Vogelmeier, C. et al.: S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD). 2018; AWMF online
Deutsche Atemwegsliga e.V.: Asthma und COPD - Die neuen Leitlinien der Deutschen Atemwegsliga und der DGP. Pressemitteilung vom 16.3.2018