Neue Asthma-Leitlinie in Sicht
Die Nachrichten häufen sich – die seit langem angekündigte Neufassung der S3-Leitlinie für die Diagnose und Behandlung von Asthma soll in Kürze veröffentlicht werden. Die Behandlung von Asthma soll damit künftig individueller und flexibler werden. Auf dem deutschen Pneumologen-Kongress in Stuttgart stellten Ende März Wissenschaftler wesentliche Inhalte der Arbeitsversion vor.
Auch in der neuen Asthma-Leitlinie sollen die Therapieempfehlungen einem fünfstufigen Schema folgen, das sich am Schweregrad der Erkrankung orientiert.
Für den Beginn der Behandlung gibt die neue Leitlinie dem Arzt oder der Ärztin zwei Möglichkeiten an die Hand – entweder sie starten gleich eine intensive Behandlung, die entsprechend zurückgefahren wird, wenn das Asthma unter Kontrolle ist. Oder die Behandlung beginnt mit niedriger Intensität und wird bei Bedarf gesteigert.
Kortikosteroide schon in Stufe 1 andenken
Für Stufe 1, bei leichtem Asthma, empfiehlt die Leitlinie erwachsenen Patienten ein schnell und kurz wirksames Beta-2-Sympathomimetikum. Alternativ können Ärzte schon über eine niedrig dosierte Dauertherapie mit einem inhalativen Kortikosteroid (ICS) nachdenken. Denn mittlerweile sei hinreichend gut nachgewiesen, dass damit auf lange Sicht Lungenfunktion und Krankheitskontrolle besser erhalten bleiben.
Eine Bedarfstherapie mit Formoterol sieht die Neufassung der Leitlinie dagegen nicht mehr vor. Denn dieser lang wirksame Beta2-Agonist (LABA) lindert zwar schnell die Symptome, hat langfristig aber ungünstige Effekte.
Inhalative Kortikosteroide ab Stufe 2 Mittel der Wahl
Ab Stufe 2 sind inhalative Kortikosteroide (ICS) die Therapie der Wahl. Nur Leukotrienrezeptor-Antagonisten sind im Stufenschema noch als Alternative vorgesehen. Ab Schweregrad Stufe 3 kommen verschiedene Kombinationstherapien in Betracht.
Dreifach-Therapie ab Stufe 4
Für Stufe 4 empfiehlt die künftige Asthma-Leitlinie klar eine Dreifachbehandlung aus Kortikosteroiden, langwirksamen Beta2-Agonisten und Tiotropium. Erstere sind mittel bis hoch zu dosieren.
Auf Stufe 5 kommen zusätzliche Antikörpertherapien in Betracht, etwa der Anti-IgE-Antikörper Omalizumab bei schwerem allergischem Asthma oder der Anti-IL-5-Antikörper Mepolizumab bei schwerem eosinophilem Asthma innerhalb bestimmter Grenzen.
Theophyllin sollte nach der neuen Leitlinie nur noch im Ausnahmefall, nach sehr sorgfältiger Abwägung und in niedriger Dosierung verordnet werden.
Dass es bis zur Neufassung der Asthma-Leitlinie so lange gedauert hat, läge vor allem an dem großen bürokratischen Aufwand, der mittlerweile für die Erstellung evidenzbasierter Leitlinien notwendig sei, so die Leitlinienentwickler.
Quellen:
Meißner, T.: Neue Asthma-Leitlinie – Was sich ändern wird. – In: springermedizin.de, 19.04.2017
Arand, M.: Neue Asthma-Leitlinie noch in diesem Jahr: Ohne Theophyllin, aber mit Biologika und Tiotropium. – In: Medscape 09.03.2016