Mukoviszidose: Warum gibt es Unterschiede zwischen Frau und Mann?
Mukoviszidose (Cystische Fibrose, CF) verläuft bei Frauen durchschnittlich schwerer als bei Männern. Warum es diesen sogenannten Mukoviszidose-Gender Gap gibt, ist bislang aber wenig untersucht. Seit Januar versucht ein aktuelles Forschungsprojekt nun, der Antwort näher zu kommen.
Im Fokus der Untersuchung steht die Frage: Welche Rolle spielt das weibliche Sexualhormon Östrogen bei den unterschiedlichen klinischen Verläufen?
Voruntersuchungen konnten bereits zeigen, dass verschiedene Stämme des Bakteriums Pseudomonas aeruginosa, die aus Proben von Menschen mit Mukoviszidose gewonnen wurden, ein unterschiedlich starkes Biofilmwachstum zeigen, wenn Östradiol zum Kulturmedium zugegeben wird. Östradiol ist das wichtigste weibliche Geschlechtshormon aus der Gruppe der Östrogene.
Pseudomonas aeruginosa-Bakterien können gerade bei Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen wie Mukoviszidose lebensbedrohliche Lungenentzündungen verursachen. Durch die Bildung eines sogenannten Biofilms mit dem sich der Keim umgibt, schützen sich die Bakterien vor Einflüssen von außen, zum Beispiel vor Antibiotika.
Fördert weibliches Geschlechtshormon das Bakterienwachstum?
Die ersten Untersuchungen deuten darauf hin, dass Östradiol das Wachstum des Biofilms möglicherweise verstärkt. In dem aktuellen Projekt soll diese Frage nun an einer größeren Zahl an P. aeruginosa-Proben von Menschen mit Mukoviszidose systematisch untersucht werden.
Die Forschenden wollen hierfür das Wachstum von Bakterienproben von Frauen und Männern mit Mukoviszidose vergleichen und besonders auch die Biofilmbildung genauer analysieren. In einem zweiten Schritt soll geprüft werden, ob die Zugabe von Östradiol das Wachstum und die Biofilmbildung von verschiedenen P. aeruginosa-Stämmen beeinflusst.
Sollten sich tatsächlich Unterschiede zeigen und/ oder die Zugabe von Östrogenen das Wachstum der Bakterien beeinflussen, wäre dies ein erster Hinweis auf die Ursachen des Gender Gaps bei Mukoviszidose. Langfristig könnten diese Informationen dann auch für die Mukoviszidose-Behandlung hilfreich sein.
Quelle:
Mukoviszidose e.V.: Christiane Herzog Preisträgerin 2019 startet mit Forschungsprojekt zum Gender Gap bei Mukoviszidose. Meldung vom 10. Januar 2020