Mit MicroRNAs die Asthma-Diagnose verbessern?
Ein Wissenschaftsteam des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) hat erste Ergebnisse aus dem DZL-Asthma-Register ALLIANCE veröffentlicht. Die Forschenden gingen darin der Frage nach, wie man den Asthma-Verlauf und dessen Schweregrad durch eine unkomplizierte Untersuchung ermitteln kann. Ein Teil der Antwort: Indem man Menschen mit Asthma Blut abnimmt und darin bestimmte MicroRNAs misst.
MicroRNAs, kurz miRNAs, sind kleine Nukleinsäure-Stücke, die Zellen zur Kommunikation untereinander nutzen. Sie werden von den Zellen in sogenannte extrazelluläre Vesikel, eine Art Transportfähren verpackt und ins Blut abgegeben. Die Zielzellen nehmen die Vesikel auf und setzen die miRNAs frei. Innerhalb der Zellen können die MicroRNAs dann spezifische zelluläre Prozesse regulieren, wie beispielsweise Immunantworten, den Stoffwechsel oder das Zellwachstum.
In der ALLIANCE-Studie verglichen die Forschenden die Zusammensetzung verschiedener miRNAs im Blut von Personen mit Asthma bronchiale und gesunder Kontrollpersonen. Tatsächlich zeigten sich Unterschiede: Insbesondere eine MicroRNA – miR-122-5p – trat im Plasma von Menschen mit Asthma verstärkt auf. Zudem zeigte sich dieses Ergebnis auch in Proben des Auswurfs (Sputum) der Probandinnen und Probanden. Beim Blick auf alle Proben, konnten die Forschenden insgesamt drei miRNAs identifizieren, deren Konzentration im Blut mit der Lungenfunktion oder der Zahl bestimmter Immunzellen in Zusammenhang stehen. Eine zusätzliche Netzwerkanalyse ergab, dass diese miRNAs möglicherweise mit der Entwicklung und der Funktion von Lymphozyten – speziellen Immunzellen – in Verbindung stehen.
Für die Zukunft hoffen die Autoren, diese miRNAs zukünftig für die Asthma-Diagnostik nutzen zu können, um einfacher zwischen verschiedenen Asthma-Formen wie dem neutrophilen und dem eosinophilen Asthma zu unterscheiden. Im nächsten Schritt sollen die Ergebnisse nun an einer größeren Probenzahl und weiteren Asthma-Subtypen bestätigt werden.
Die DZL-ALLIANCE Kohorte
Ziel der DZL All Age Asthma Cohort ALLIANCE ist es, die Asthma-Diagnose zu verbessern. Denn der Asthma-Verlauf unterscheidet sich von Person zu Person oft sehr. Für Ärzte ist es daher wichtig, frühzeitig vorhersagen zu können, ob sich Asthma zum Beispiel bei einem Kind verschlechtert, oder ob dessen Symptome wieder komplett verschwinden. Ein weiterer zentraler Punkt der Studienpopulation ist es, die auslösenden molekularen und zellulären Mechanismen besser zu verstehen. Daraus könnten beispielsweise neue Ansätze für die Asthma-Therapie entwickelt werden.
Quellen:
ARCN - Airway Research Center North: Erste Ergebnisse aus dem DZL-Asthma-Register ALLIANCE: microRNAs im Fokus. Meldung vom 7. Juli 2020
Bahmer, T. et al.: RNA‐seq based profiling of extracellular vesicles in plasma reveals a potential role of miR‐122‐5p in asthma. In: Allergy, 5. Juli 2020