Lungengewebe aus dem Labor
Stammzell-Forschern der US-amerikanischen Harvard-Universität ist es erstmals gelungen, im Labor Lungengewebe zu züchten, welches die häufigste genetische Mutation bei Mukoviszidose aufweist. Dieser Durchbruch könnte die Entwicklung neuer Medikamente gegen die verhängnisvolle Erbkrankheit wesentlich beschleunigen.
Bei ihren Versuchen wandelten die US-Wissenschaftler zunächst Hautzellen von Mukoviszidose-Patienten in so genannte induziert pluripotente Stammzellen (iPS) um. Solche iPS-Zellen haben die Eigenschaft, sich als Vorläuferzellen in verschiedenste Zelltypen weiterentwickeln zu können. Aus ihnen züchteten die Forscher im Labor Lungenepithel mit der Delta F-508-Mutation. Diese Genmutation in der die Lunge auskleidenden Gewebsschicht ist bei Mitteleuropäern und unter der weißen Bevölkerung Nordamerikas für rund 70 Prozent aller Fälle von Mukoviszidose verantwortlich.
Damit wurde erstmals ein Weg gefunden, krankheitsspezifisches menschliches Lungenepithel im Labor herzustellen – und zwar in unbegrenzten Mengen. Für die Wissenschaft ein wichtiger Durchbruch. Denn bislang war man sowohl bei der Erforschung der Krankheitsmechanismen, als auch bei der Suche und Erprobung neuer Medikamente auf Tiermodelle und sehr eingeschränkt verfügbare Gewebeproben aus den Lungen Betroffener angewiesen. Ab sofort ist es möglich, Millionen von Zellen für die Entwicklung und Testung neuer Medikamente herzustellen, erläuterte Doug Melton. Er erwarte dadurch nun auf diesem Gebiet schnelle Fortschritte, so der Co-Direktor des Stammzell-Instituts in Harvard.
Quelle:
Mou, H. et al.: Generation of Multipotent Lung and Airway Progenitors from Mouse ESCs and Patient-Specific Cystic Fibrosis iPSCs. In: Cell Stem Cell, 2012, 10 (4): 385-397 (Letzter Abruf: 14.05.2012)
Weitere Informationen:
Interview bei Youtube mit Jayaraj Rajagopal, Stammzellforscher Harvard Universität (in englischer Sprache)