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LABA/LAMA erhöhen zu Beginn der Behandlung das Risiko fürs Herz

Patienten mit chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung (COPD) haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Komplikationen, wenn sie erstmals mit einem langwirksamen Beta-2-Mimetikum (LABA) oder einem langwirksamen Anticholinergikum (LAMA) behandelt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine große Fall-Kontroll-Studie aus Taiwan, die in der Fachzeitschrift `Jama Internal Medicine´ veröffentlicht wurde.

Inhalierbare, bronchienerweiternde Medikamente sind unverzichtbarer Bestandteil der Basistherapie bei COPD-Patienten. Die wichtigsten dieser Bronchodilatatoren sind die Beta-2-Sympathomimetika (kurz auch Betamimetika genannt) und die Anticholinergika. Mittlerweile steht eine ganze Reihe von langwirksamen Bronchodilatatoren (LABA und LAMA) zur Verfügung, die über 12 oder auch über 24 Stunden wirken.

In der Vergangenheit untersuchten einige große randomisierte Studien, ob die Einnahme dieser langwirksamen Bronchodilatatoren das Risiko für Herz und Kreislauf erhöht. Allerdings in der nun veröffentlichten Fall-Kontroll-Studie wurden in den Jahren 2007-2011 insgesamt 284.220 Patienten in Taiwan untersucht, die LABA und/oder LAMA zur Behandlung ihrer COPD erhielten.  Die Wissenschaftler dokumentierten bei den Studienteilnehmern die LABA-/LAMA-Einnahme sowie Fälle stationärer Behandlung und Ambulanz-Besuche aufgrund kardiovaskulärer Probleme.

1,5 fach erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den ersten 30 Tagen

Das Ergebnis: In dem Zeitraum zwei Jahre nach der Behandlung fanden die Wissenschaftler 37.719 Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Patienten, die LABA und LAMA neu verabreicht bekommen hatten, trugen ein 1,5fach erhöhtes Risiko, innerhalb der ersten 30 Tage kardiovaskuläre Folgen zu erleiden. Und dies unabhängig davon, ob sie vorher bereits Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten oder nicht. Nach den ersten 30 Tagen fand sich insgesamt über den gesamten Studienzeitraum von zwei Jahren kein signifikant erhöhtes Risiko durch die Einnahme der LABA/LAMA. Die Ursache könnte den Studienautoren zufolge darin liegen, dass LABA und LAMA das sympathische Nervensystem über die Maßen aktivieren und /oder den Spiegel an entzündungsfördernden Botenstoffen (Zytokinen) erhöhen.

Neben den generellen Einschränkungen, die Fall-Kontroll-Studien gegenüber randomisierten klinischen Studien haben, erwähnen die Autoren weitere Vorbehalte: So war es beispielsweise in ihrer Studie nicht möglich gewesen, andere Risikofaktoren wie Alkohol oder Rauchen als mögliche Ursache für kardiovaskuläre Folgen zu berücksichtigen. Die Autoren betonen aber zugleich, dass sich mit diesen Kofaktoren die 1,5fache Risikoerhöhung nicht gänzlich erklären ließe.

Die Autoren empfehlen Ärzten, ihre COPD-Patienten in der ersten Zeit nach einer Neuverordnung von langwirksamen Bronchodilatatoren engmaschig zu überwachen. Weitere Studien sollen zeigen, ob es diesbezüglich besondere Risikogruppen unter COPD-Patienten gibt.

Quelle:
Wang, MT et al.: Association of Cardiovascular Risk with Inhaled Long-Acting Bronchodilators in Patients With Chronic Obstructive Pulmonary Disease: A Nested Case-Control Study. In: JAMA Intern Med. 2018, Epub ahead of print 2. Januar, doi: 10.1001/jamainternmed.2017.7720